Wie bekomme ich mein Kind dazu das zu essen wasauf dem Tisch steht?

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Wie bekomme ich mein Kind dazu das zu essen wasauf dem Tisch steht?

Wie bekomme ich mein Kind dazu das zu essen was auf dem Tisch steht? Sehr geehrter Frau Neumann bin ein bischen verzweifelt weil, obwohl unsere kleine am Tisch mit isst wollte sie keine Bratwurst heute essen sondern hatte dann Ihr essen wollen und hatte es auch bekommen was sie immer Mittags zu essen bekommt. Und gestern sollte sie Kartroffelpüree essen hatte sie auch verweigert stattdesen Ihre Flasche bekommen! Aber Brot mit Wurst und Brot mit Schokolade Bzw den Süsskram isst Sie mir ja alles! Achja und Nudeln mit Soße isst sie auch gerne! Nur kann ich nicht verstehen warum sie alles andere essen verweigert! Meine Frage ist: Wie bekomme ich mein Kind dazu das zu essen was auf dem Tisch steht? Dazu muss ich sagen sie bekommt nur noch 1-2 am Tag immer noch die Flasche aber bin dabei es zu ändern und die Flasche abzusetzen!

von chichi23 am 27.05.2012, 23:11



Antwort auf: Wie bekomme ich mein Kind dazu das zu essen wasauf dem Tisch steht?

Hallo chichi23 danke für dein nettes Foto. Wie alt ist deine Kleine inzwischen? Habt ihr den den ersten Geburtstag schon gefeiert? Du würdest dir wünschen, dass eure Maus ganz unkompliziert mit euch bei Tisch speist. Einige Sachen wie Brot und Süßkram isst sie auch schon begeistert mit, doch bei manchen der neuen Essgenüsse will euer Kind partout nicht mitessen. Wie lange seid ihr schon familientischerprobt? Eines mal vorweg. Ja, es gibt sie, die essenden Kinder, die alles haben wollen und alles essen, die nie genug kriegen können und scheinbar alles mögen. Doch das ist nicht die Mehrheit. Es gibt mindestens genau so viele Kinder, die sehr zurückhaltend beim Essen und sehr zurückhaltend beim Probieren sind - gemäß dem Motto, "was der Bauer nicht kennt...". Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen meist (noch) kleiner). Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Falafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch vorsichtiges Probieren, für sich entdeckte. Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Schaue auch, dass du adäquates Esseverhalten vorlebst. Iss selbst das, was du gerne magst, Iss auch immer wieder die gleichen Sachen, im Wechsel. Routine, Rituale. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihr und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind überhaupt nur probiert. Auch wenn es nur bspw eine einzige Nudel ist oder ein Bissen Bratwurst - von Mamas Teller. Beim nächsten Mal sinds zwei und so weiter. Achte trotzdem auf Vielfalt beim Essen. Lass dein Kind querbeet probieren, koche schmackhafte Gerichte, die euch Erwachsenen auch schmecken. Biete auch die Wahlmöglichkeit, indem du auch bekannte Speisen selbstverständlich anbietest. Manchmal ist die Konsistenz störend und kann zu Ablehnung führen, manchmal ist es der falsche Augenblick. Eine Kost, die teilweise gut kau-und schluckbar ist, zusammen mit Stückchen zum Selberessen - das ist ideal. Je weniger Sorgen du dir machst, desto besser klappt es künftig. Da kann ich dich hoffentlich beruhigen. Wenn dein Kind grundsätzlich isst, wenn auch nicht immer das, was du gerne sehen würdest, wenn dein Kind gut gedeiht und fröhlich und aktiv ist, wenn deine Tochter also gesund und munter ist, keine Auffälligkeiten laut KiA hat und gut zunimmt - so scheint alles in Ordnung zu sein. Es spräche deshalb nichts gegen die Butterbrot und Nudeln. Im Gegenteil könntest du damit sogar sehr erfolgreich werden :-) Auf Basis dieser verlässlichen Nahrungsquelle könnte deine Kleine neue Essabenteuer wagen. Probiere das ruhig einmal aus. Spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du das Speisenangebot für euren Kleinen stetig erweitern können. Setzt euch nicht erwartungsvoll zu Tisch und fordere nicht zu viel von deiner Tochter, sondern lade sie ein zu probieren und gib ihr gewohnte Sachen. Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 29.05.2012



Antwort auf: Wie bekomme ich mein Kind dazu das zu essen wasauf dem Tisch steht?

Wie alt ist denn dein Kind???

von Kmaus81 am 28.05.2012, 19:27