Hallo Frau Neumann,
unser Sohn ist 23 Monate alt und sehr mäkelig beim Essen. Gemüse isst er gar nicht, Obst nicht wirklich, nur getrocknetes. Den einzigen Brotaufstrich, den er duldet, ist Marmelade. Wurst und Käse mag er ebenfalls nicht. Alle Versuche, ihm etwas ins Essen zu "schummeln" sind gescheitert. Ich biete ihm immer wieder Obst und Gemüse an, aber er probiert es nicht mal. Auch in der Kita isst er nur Nudeln. Ich weiß langsam nicht mehr, was ich noch machen soll... Hätten Sie eine Idee?
Er ist übrigens normal gewichtig und ein fröhliches, energiegeladenes Kind
Vielen Dank
Kullerfrau
von
Kullerfrau
am 13.11.2015, 20:34
Antwort auf:
Wie Kleinkind an Obst und Gemüse gewöhnen?
Hallo Kullerfrau
Begegne dieser Situation jetzt - am besten mit einer liebevollen Strenge und Gelassenheit. Je weniger du dich sorgst, je weniger du deinen Sohn aktiv, d.h. mit Worten aufforderst bzw zum Essen animieren möchtest, und je weniger du sein Verhalten kommentierst, desto weniger nervenaufreibend wird diese Zeit für dich sein.
Mit etwa 18 Lm und nochmal mit 3 Jahren schränkt sich die Auswahl der gemochten Speisen bei vielen Kindern stark ein. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer gewagt. Das Verhalten deines Sohnes löst natürlich Unmut auf beiden Seiten aus und erschwert damit ein unbeschwerte Esszeremonie. Das könnte sich in einer Negativspirale weiter verschlimmern und schlimmstenfalls in einem Machtkampf enden. Das wäre blöd.
Viele Kinder verschmähen Gemüse und Co, wenn es pur vor ihnen auf dem Teller liegt. Sie schieben es vom einen Tellerrand zum andern, um es schliesslich, wenn überhaupt erst wenn Mama "droht" oder "etwas verspricht" - zu essen...
Wird das Gemüse in Speisen verpackt, Cremesuppen, Sossen und andere Gerichte, wird auch von ihnen verhasstes Gemüse meist kommentarlos gegessen. Inzwischen raten sogar Kinderärzte zu diesen einfachen Massnahmen, damit Gemüse und Co in Kindermägen wandert.
Gemüse kannst du auf vielerlei Arten anbieten. Manche Kinder mögen Rohkost, weil sie schön knackig ist und Spaß macht, sie zu essen. Andere Kinder wollen Gemüse lieber nicht sehen, sie essen aber nahezu jede Sorte in einer Cremesuppe, wenn das Gemüse bis zur Unkenntlichkeit püriert wurde. Manche Kiinder essen Gemüse sehr gerne, wenn es im Gerichte eingearbeitet ist. Bspw Spinat in Maultaschen, Tomatensosse auf Pizza.
Mache doch einmal Bolognese Pizza - statt mit Nudeln servierst du die Bolognesesosse auf Pizza gebacken. Etwas Käse darüber - backen - fertig.
Auch Kartoffeln zählen übrigens durchaus als Gemüseportion, sie haben viele gute Inhaltsstoffe.
Färbe den nächsten Kartoffelbrei einfach mit gekochten Möhren orange und benenne ihn entsprechend - als MAUS-Kartoffelbrei? Welche orangefarbenen Helden mag dein Kind?
Es ist nicht nötig, dass Gemüse als Beilage separat vom Teller gegessen wird. Manche Kinder mögen das, aber nicht alle finden auf diese Weise an Gemüse Gefallen.
Manche Kinder wiederum mögen gerne Rohkost und freuen sich am leuchtenden orange eines Möhrenstückes, das beim Kauen schön kracht. Sie mögen die knackige Konsistenz einer Salatgurke und das Mundfeeling einer Cocktailtomate, die beim drauf beißen knackt.
Andere Kinder finden das grauenhaft. Sie mögen Gemüse lieber matschig weich oder als Suppe - bei deren Ansehen nichts mehr an Gemüse erinnert :-)
Manchmal helfen phantasievolle Namen mit Identifikationspotenzial :)
Kennst du den folgenden Text?
http://www.rund-ums-baby.de/ernaehrung/essensverweigerung.htm
Sind evtl Fruchtsmoothies oder grüne Smoothies etwas für dein Kind?
Auch "Quetschies" (manche enthalten einen Anteil Gemüse) mögen viele Kinder gerne, denn neben dem Genuss, zählt für sie hier der Spaßfaktor. Die Dinger sind lustig in der Handhabung, schmecken leicht süß und lassen sich "nuckeln", was an die Babyzeit erinnert. Nur für die Zahngesundheit: nicht optimal zum Dauergebrauch geeignet...
Manche Kids wollen von frischem Obst und Gemüse einfach nichts wissen. Da ist der Quetschbeutel oder auch mal der Saft in der Flasche durchaus eine gute Lösung.
Auch beliebt, weil gut essbar und süß bei gleichzeitig wenig sauer sind gefriergetrocknete Früchte. Es gibt sie in manchen Geschäften bspw im Sortiment der Babykost - leider teuer.
Rezeptideen:
Erbsensosse/suppe
TK-Erbsen in leicht gesalzenem Wasser kochen. Nach dem Kochen pürieren und anschliessend noch mal durch ein Haarsieb streichen. Mit Sahne nochmals aufkochen, abschmecken (Zucker, Salz, Gemüsebrühepulver) - Toll! Erstens knallgrün, zweitens lecker.
Apple Crumble:
Mneg für 1 Auflaufform, ca 12 P
ca 3 mittelgroße Äpfel
100g Butter
100g Zucker
175g Mehl
Zimt nach Geschmack
Äpfel schälen und in Spalten schneiden, also Scheibchen, die man schuppenmäßig in eine Auflaufform schichten kann. Diese Form vorher fetten. Aus Butter, Zucker, Mehl und Zimt einen Streuselteig kneten. Über den Äpfeln verteilen.
Bei 200° (Oberhitze) im Ofen ca 25-30 min backen.
Schmeckt lauwarm gut.
im Gegensatz zum normalen Kuchen überwiegt dabei der Obstanteil:
Erdbeersosse zu Vanillepudding:
Koche Erdbeeren (TK) mit einem Süßungsmittel (Zucker?) und etwas Wasser auf. Lass das Ganze so ca 3 min kochen und gebe die Masse in ein Sieb. Hier streichst du die Masse mit einem Löffel durch. Die Kernchen bleiben zurück und in einer Schüssel fängst du den Saft auf, der etwas dickflüssig ist. Ggf Zucker zufügen bis es gut schmeckt.
Die Erdbeersosse ergänzt wunderbar einen selbstgekochten Vanillepudding.
Foto:
http://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=4&forum=kochen-fuer-kinder&bild=8#start
Mach doch mal Grießbrei oder Milchreis und kombiniere mit Konservenfrüchten. Das klingt zugegeben ungesund. Doch es wird deinem Kind schmecken. Und nachdem er Bekanntschaft einmal eine erste Bekanntschaft mit Ananas, Mandarinorangen, Papayas und Co auf diese Weise gemacht hat, wird er diese Früchte auch frisch probieren. Und wenn er rohe Ananas nicht mag, kannst du die Früchte auch selbst zu Kompott verarbeiten und portionsweise einfrieren.
Lebe deinem Sohn ein gutes Essverhalten vor, und sei ihm ein Vorbild - auch ohne Worte :)
Um Obstmahlzeiten attraktiver zu gestalten, kannst du Obststückchen ganz klein schneiden. Dein Sohn könnte sie mit der Gabel essen, was spielerisch fordert. Lege die Stückchen als hübsch arrangiertes Gesicht auf einen Teller.
Ihr könntet auch ein Spiel spielen, um Obststückchen attraktiver zu.
Spielt zusammen Obstgarten mit echten Früchten wie bspw Heidelbeeren, grüne Trauben, Gummibärchen (als Anreiz), Mandarinenstückchen. Die spielerische Konfrontation mit dem Essen schafft Berührungsängste aus dem Weg. Die Neugier nach dem Geschmack siegt über kurz oder lang.
Als Mutter ist man schnell ratlos und besorgt, wenn der Nachwuchs nicht so isst, wie man sich das wünscht. Doch Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach das, was ihnen schmeckt - oder wenn sie (sehr) hungrig sind.
Mit viel Geduld und Liebe, einem guten Miteinander und klaren Regeln, kannst du etwas verändern. Thematisiere auch nicht die Eigenheiten deines Sohnes und zeige ihm auch nicht deine Besorgnis.
Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen (essen). Das ist evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Denn so wird nur das gegessen, was man kennt - denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein.
Vermutlich ist diese Neophobie bei eurem Sohn ganz besonders augesprägt. Aber auch dann hilft nur: immer wieder und immer wieder die neuen Speisen anbieten und daruaf vertrauen, dass irgendwann der richtige Zeitpunkt gekommen ist und es eurem Kind schmeckt. Lass dich von einem "mag ich nicht" nicht entmutigen. Kinder müssen häufiger etwas Neues probieren, sehen, riechen und akzeptieren es schliesslich oft erst nach einer Weile.
Übrigens: auch das Mundgefühl ist für Kinder wichtig und entscheidet über Gefallen oder Nichtgefallen.
Richte die Teller, das Angebot bei Tisch hübsch und liebevoll. Biete Routine und biete Neues. Gerne beides vermischt :)
Also dann
Grüße
B.Neumann
*Auf einem Spielfeld gibt es vier Obstbäume, die mit den entsprechenden Obstsorten aus Holz bestückt werden. Jeder Spieler erhält ein Körbchen und darf mit einem speziellen Würfel würfeln. Je nach gewürfelter Seite darf man entweder die gezeigt Obstsorte "pflücken" und ins Körbchen legen. Oder die Würfelseite zeigt einen Raben. Er steht für die Konkurrenz der Mitspieler und könnte gewinnen. Es gibt ein Puzzle, das aus mehreren Teilen besteht und den Raben zeigt. Wird der Rabe gewürfelt, müssen die Mitspieler das Puzzle jeweils erweitern. Ziel des Spieles ist es, die Obstbäume leer zu bekommen, bevor der Rabe fertig gepuzzlet ist.
Dieses Spiel kannst du mit deinen Kindern spielen. Statt der Holzfrüchte, kannst du echtes Obst (Obststückchen) auflegen. Wenn deine Mädchen evtl doch noch zu jung für das Spiel sind - auch später macht das noch großen Spaß und kann die Furcht vor neuen Obstsorten nehmen. Geeignet sind Heidelbeeren, Erdbeeren, Melonenstückchen u.v.m Das Spielbrett mit Frischhaltefolie überziehen und die Körbchen durch Teller ersetzen.
Und auch in vereinfachter Form kann man das Spiel einfach selbst nachmalen - ohne Rabe. Essen mit spielen zu verbinden, kann sehr wirkungsvoll sein.
Das Spiel gibt es auch in abgeänderter und vereinfachter Version für jüngere Kinder.
von
Birgit Neumann
am 15.11.2015
Antwort auf:
Wie Kleinkind an Obst und Gemüse gewöhnen?
Als Nachtrag: den im Handel angebotenen Baby-Fruchtbrei isst er. Sobald ich eine minimale Menge eines frisch pürierten Apfels o.ä. Hinzufüge, spuckt er den ganzen Brei aus...
von
Kullerfrau
am 14.11.2015, 20:10