Frage: Warum will mein Kind so wenig essen?

Sehr geehrte Frau Neumann, unser Sohn ist 4 Jahre und isst sehr wenig. Wir haben das Gefühl das ihm deshalb Nährstoffe fehlen, die seiner Entwicklung fehlen. Er ist kein Obst und Gemüse, Brot,Toast und Brötchen mit Leberwurst und Marmelade, Tütensuppe, Grießpudding, Joghurt, Actimel, Quetschies und Eis. Bonbons, Süssigkeiten, Limo, Salzstangen und Chips isst er auch. Wir verzeifeln und haben Angst, dass sich dadurch seine Entwicklung-vor allem geistig-nicht richtig ausbilden kann. Was kann man tun?

von Lutte am 26.10.2018, 11:14



Antwort auf: Warum will mein Kind so wenig essen?

Hallo Lutte wie sieht denn der KiA die Entwicklung? Ist er ebenso besorgt oder gibt es bereits etwas Auffälliges im Hinblick auf die Entwicklung? Dann müsstet ihr dringend nach Ursachen suchen, warum euer Kind diese sehr eingeschränkte Lebensmittelauswahl hat. Bspw kann ein Eisenmangel Appetitlosigkeit und neophobe Tendenzen hervorrufen und verstärken, was wiederum zu Eisenmangel führen kann. Ein Eisenmangel kann einerseits durch falsche Ernährungsgewohnheiten vorkommen, er kann aber auch organische Ursachen (Resorptionsstörung, VIt B12-Mangel, Zöliakie, etc) haben. Eine gründliche Anamnese sowie ein Ernährungsprotokoll wären für euch sicher zunächst einmal sehr hilfreich. Hast du eine Idee, warum euer Sohn eine derart eingeschränkte Speisenauswahl hat? Ist dein Sohn schon als Baby eher ein heikler Esser gewesen? Oder kannst du einen Zeitpunkt benennen, ab wann sich sein Auswahlrepertoire so stark eingeschränkt hat? Oder ist dein Sohn auch sonst eher zurückhaltend und schüchtern? Mit etwa dem Beginn des 3. Lj entwickeln viele Kinder sehr spezifische und häufig sehr einseitige, monotone Vorlieben für bestimmte Speisen. Die Liste mit den weniger gemochten Speisen oder Zutaten nimmt bei sehr vielen Kindern stark zu. Solange hier aber alle Lebensmittelgruppen dabei sind, besteht normalerweise kein Grund zur Sorge, Die gemochten und geliebten Speisen wechseln irgendwann und anderes Speisen werden dafür gegessen - man nennt dies die "spezifisch sensorische Sättigung" - der Körper hat genug und fordert etwas anderes. Das hat die Natur schon ganz gut hingekriegt. Das gilt zumindest für gesunde Kinder. Ein ausgewogener Speiseplan, alle Nährstoffgruppen findest du im Ernährungskreis oder der Ernährungspyramide. Kreis: Hier werden die unterschiedlichen Lebensmittelgruppen (Getreide, Milchprodukte, Fleisch, Obst und Gemüse etc) in unterschiedlich großen Segmenten gezeigt und verdeutlichen dadurch den ungefähren Anteil in der täglichen Ernährung. Pyramide. hier stehen die Lebensmittelgruppen zu einer Pyramide aufgetürmt. Die mengenmäßig größte zu verzehrende Gruppe bildet die Basis. Zur Spitze hin wird der Anteil der täglich zu verzehrenden Menge kleiner. Ganz oben sind hier sichtbare Fette bzw Süßigkeiten und Knabbereien. Ganz allgemein geschildert so, das tägliche Essen sollte bestehen aus: Reichlich Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis etc (Basis) dazu reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag (1 P entspricht der Größe einer hohlen Kinderhand) gefolgt von Milch- und Milchprodukten (mit 4 J: etwa 350 ml am Tag)* Fleisch, Fisch (ca 30 -40g am Tag) Fette und Öle am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein (max 10% der Tageskalorienmenge) *Ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), ca 30-40g Frischkäse, 100 g Joghurt ersetzen ca 100 ml Kuhmilch (Trinkmilch). Es ist gut, wenn du dich nun an den üblichen Empfehlungen orientierst, aber es ist nicht notwendig, dass du die Essmengen deines gesunden Kindes täglich kontrollierst. Die Mengenangaben können auf eine Woche hochgerechnet werden. Manchmal essen Kinder an einem Tag viel und am anderen Tag wieder weniger. Im Mittelmaß bleiben die Mengen in etwa gleich. Jetzt schau dir einmal euren Plan an. Stellst du größere Abweichungen fest? Manche Kinder haben einen größeren Appetit. Der Bedarf ist von mehreren Faktoren abhängig und kann nicht pauschal errechnet werden. Oder fällt dir auf, dass bspw eine Lebensmittelgruppe zu übermäßig oder eine Lebensmittelgruppe bspw zu gering verzehrt wird? Biete 5 regelmäßige Mahlzeiten am Tag. Dazwischen sollte es (bei gesunden Kindern) nichts geben. Wenn bei deinem Kind organisch alles in Ordnung ist und wenn es sich bei dem Verhalten auch nicht um einen Machtkampf handelt (ich erwähne das zur Vollständigkeit auch), dann kannst du behutsam vorgehen und deinem Sohn das Essen wieder schmackhaft machen in dem du ihn ganz gezielt in die Essensvrobereitungen miteinbeziehst. Macht Essen zu einem großen Thema, ja zelebriert es richtig. Biete deinem Kind bei den Vorbereitunngen viele sinnliche Erlebnisse. Und ganz wichtig ist es auch, dass dein Kind ausreichend Appetit entwickeln kann, in dem er viel an der frischen Luft spielen und toben kann. Gib ihm ausreichend Möglichkeiten für Bewegung und sorge auch für ausreichend Ruhepausen. Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann ich dir leider nur sehr geringfügig weiterhelfen. Vielleiicht und hoffentlich ist dennoch die ein oder andere Info hilfreich für dich. Wo siehst du bspw die erste Möglichkeit für dein weiteres Handeln? Bräuchtest du Tipps, wie du deinen Sohn dazu bringen kannst Neues zu probieren? Gut funktioniert das Annehmen neuer Angebote, wenn Kinder eine Wahlmöglichkeit haben und das Neue nicht essen MÜSSEN aber das Neue durchaus in kleinen Probiermengen testen KÖNNEN. Meld dich gerne noch einmal Grüße Birgit Neumann P.S. hilfreich sind immer Regeln und Rahmenbedingungen für die Mahlzeiten. Bspp: -eine klar definierte Uhrzeit, wann es Essen gibt. -Essen anbieten, das dein Sohn kennt und wenn es Neues gibt, das Neue zusammen mit dem bekannten Essen, in kleinen Mengen anbieten. -selbst genussvoll mitessen. -Wiederholungen bringen, -Bei Nichtgefallen keine Alternativen bieten. Alternativen dürfen aber durchaus auch beim allgemeinen Speisenangebot pro Mahleit dabei sein - verfügbar für alle. -Nicht mit der Versuch-und -Irrtum-Mtehode das Essen anbieten. Besser ist es ganz klare Vorgaben zu machen - durch deine Haltung suggerierst du deinem Kind, dass er das Essen essen "sollte", kann, darf und muss.

von Birgit Neumann am 27.10.2018