Sehr geehrte Frau Neumann,
mein Sohn ist 27 Monate alt und wird noch nach Bedarf gestillt.
Wir essen zwar Fisch und Eier, jedoch kein Fleisch und seit kurzem auch keine Milchprodukte mehr.
Ist es nun notwendig B12 zu supplementieren oder ist dies nur der Fall bei komplett veganer Ernährung?
Welche Getreidemilch ist am besten für Kleinkinder?
Vielen Dank und freundliche Grüße, Patricia
von
PatriciaNoah
am 25.01.2020, 08:15
Antwort auf:
Vitamin B12 supplementieren
Hallo PatriciaNoah
besprich das am besten mit deinem KiA . Denn Vit B12 o.a.solltet ihr nur nach Rücksprache geben, falls euer KiA Handlungsbedarf jedweder Art sehen würde.
Als pflanzliche Alternative zur Kuhmilch kann aus küchentechnischer Sicht und nach Gusto jedes Produkt Verwendung finden, das ihr mögt. Sojadrink kann ab und zu auch den Speiseplan eines Kindes bereichern, sollte aber nicht als 1:1 Ersatz für Kuhmilch beim gesunden Kind dienen.
Alle pflanzlichen Kuhmilchalternativen sind lediglich als küchentechnischer und geschmacklicher Ersatz anzusehen. Ihre Nährstoffkombination, d.h. ihre Nährstoffprofile und ihre Zutaten variieren stark und unterscheiden sich dennoch alle vom Nährstoffprofil der Kuhmilch. Auch der Versuch einer Anpassung durch Calciumzusatz gilt bei den Pflanzendrinks als umstritten. Sämtliche Alternativprodukte sind zudem eher fett- und proteinarm und je nach Produkt kohlenhydratreicher als Kuhmilch.
Eine klare Sortenempfehlung kann ich dir nicht geben. Schaue auf das Etikett und prüfe die Zutaten und die Nährwerte. Entscheide auch danach, was euch langfristig gut mundet und welches Produkt ihr für welchen Einsatz als am besten geeignet empfindet.
Oder wie wäre es mit einem selbstgemachten Haferdrink?
Haferdrink:
40 g feine Haferflocken (bio)
500ml Wasser
ggf 1 Prise Salz
Flocken in Wasser aufkochen, quellen lassen. Haferbrei durch ein Tuch (auf Sieb) filtern. Die Flüssigkeit in eine Schüssel tropfen lassen., Tuch auspressen (VORSICHT HEISS). Unbedingt nochmals aufkochen (Hygiene). Dann umfüllen und verwenden. Im Kühlschrank haltbar.
Mandeldrink selbst herstellen:
300 ml Wasser mit 15 g weißem Mandelmus und 1 Dattel mixen.
Fertig. Für verlängerte Haltbarkeit: einmal aufkochen empfohlen. Vor Verwendung noch einmal kurz durchrühren (Rührbesen, elektrischer Milchschäumer), weil sich die Komponenten voneinander trennen und in 3 Schichten im Gefäß ruhen.
Um weiterhin alle Nährstoffe (vor allem Calcium) ausreichend zu erhalten empfehle ich euch auch den Verzehr von:
Mandeln (für Kleinkinder ganz feingerieben oder als Mandelmus, in Kuchen, Fruchtriegel)
Sesam (als Mus = Tahin, in Hummus), als Süßspeise
Sonnenblumenkerne gewässert (im Brot, zu Salat)
grüne Blattgemüse (Kohlrabiblätter mit verwenden)
Brokkoli
Haferflocken
Datteln (getrocknete Datteln entkernen und klein schneiden)
Sprossen
Calciumreiche Mineralwässer
Und wusstest du auch, dass Oxalsäure (im Spinat, in Mangold, in Rhabarber) die Calciumaufnahme hemmt? Da die Oxalsäure Calcium gewissermaßen dem Körper entzieht, sollten diese Gerichte (für Kinder) am besten immer mit calciumreichen Produkten kombiniert werden.
Unerlässlich für die Calciumaufnahme aus der Nahrung, ist übrigens das Vorhandensein von Vit D. Dafür ist es besonders wichtig, dass dein Kind ausreichend häufig draussen toben kann. Achte einfach auf genügend Sonnenlicht (durch die Haut) in Kombination mit Bewegung.
hier noch eine Idee für einen calciumreichen Snack:
Trockenfrüchte im Universalzerkleinerer zusammen mit Haferflocken (oder Dinkelflocken) zerkleinern. So lange zerkleinern, bis eine cremige, klebrige Konsistenz entsteht. Die klebrige Masse kannst du mit den Händen (ggf Einmalhandschuhe tragen) in Form bringen und zwischen zwei Oblatenscheiben drücken. Die Riegel in die gewünschte Größe, vorsichtig, schneiden.
Rezept für 2-3 Riegel
20g getrocknete Datteln
15g getrocknete Aprikosen
15g feine Vollkorn-Haferflocken
1 rechteckige Oblate (du kannst auch runde Formen nehmen)
die Zutaten abwiegen. Die Früchte mit dem Messer grob hacken.Alle Zutaten in das Zerkleinerungsgerät geben und fein hacken lassen.
Die Masse formen, zwischen Oblaten kleben und diese schneiden.
Grüße
Birgit Neumann
P.S. Und hier für die Vollständigkeit noch ganz allgemeine Infos:
Das Thema Kuhmilch und Kinder ist leider inzwischen ein sehr heiß Diskutiertes geworden. Es gibt viele Empfehlungen und Meinungen. Einen absoluten Konsens dagegen eher nicht. Um die Kuhmilch ist mittlerweile ein Mythos gewachsen. Die einen halten sie für gut und wichtig und andere sehen in ihr potentielle Gesundheitsgefahren. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Für Kinder gilt Kuhmilch weiterhin durchaus als eine wichtige Nahrungsquelle. Es muss ja nicht unbedingt Trinkmilch sein, sondern kann auch als Käse oder Joghurt, Sauermilch o.a. verzehrt werden. Häufig ist die Nährstoffausbeute und die Verträglichkeit hier sogar noch viel besser.
Ein Blick in andere Länder zeigt auch, dass dort Kuhmilch weiterhin als ein wertvolles Lebensmittel angesehen wird, das man, wenn verfügbar und verträglich, nicht missen möchte. Besonders die gesäuerten Milchprodukte stehen andernorts hoch im Kurs.
Kuhmilch hat in der Kinderernährung weiterhin einen festen Platz und sollte nicht vom Plan gestrichen werden, aber es sollte auf keinen Fall zu viel werden.
Da Kuhmilch(produkte) in unserer Esskultur ein fester Bestandteil sind, mit der sich viele schmackhafte Gerichte zaubern lassen, ist sie eigentlich aus unseren Küchen auch nicht wegzudenken. Wie so oft, kommt es auf die (individuelle) Menge an, die darüber entscheidet, ob etwas gut oder weniger gut sei. Denn Ernährung sollte immer individuell angepasst werden.
Wie wäre es also bspw mit einem Kompromiss: euer Kind darf frei nach Gusto entscheiden ob es weiterhin Milch im Speiseplan haben möchte oder nicht. Wenn ja, könntest du bspw eine qualitativ besonders hochwertige Sorte kaufen.
Wenn euer Kind keine Milch mag, dann ist das natürlich völlig in Ordnung.
von
Birgit Neumann
am 26.01.2020