Liebe Fr. Neumann, mein Sohn wird demnächst 12 Monate alt.
Wir hatten eigentlich nie Probleme mit dem Stuhlgang, aber seit einem Monat hat er immer wieder die ärgsten Verstopfungen, da müssen wir mit Einlauf nachhelfen.
Eigentlich haben wir bei der Ernährung nichts umgestellt, im Moment schaut unser Plan so aus:
Morgens ein 230ml Folgemilch2 Fläschchen,
ca. 9 Uhr ein Obst Glas (nur Apfel oder Birne)
12 Uhr entweder ein Gemüse-Fleisch-Glas oder etwas selbstgekochtes Babygerechtes
15 Uhr einen kleinen Hipp Fruchzwerg, oder ein selbstgekochtes Apfelmus dazu ein paar Hirsebällchen zum knabbern
18 Uhr ein Butterbrot zum selber essen lernen
Dazu trinkt er fast 460ml Wasser!
Was kann ich machen das der Stuhlgang immer Breiig ist, gibt es etwas was wir jeden Tag essen könnten damit alles gut ausgeht?
Er hat jeden Tag Stuhlgang normalerweise, sobald es etwas fester wird traut er sich nicht mehr anzudrücken, und weint bitterlich mit roten Kopf.
Unsere Familienidylle leidet sehr darunter.
Danke für ihre Hilfe.
Liebe Grüße
von
Rikimaus
am 24.01.2013, 21:20
Antwort auf:
Verstopfung/richtig Essen
Hallo Rikimaus
hat euch denn der KiA die Maßnahmen zur Linderung der Stuhlproblematik empfohlen oder verordnet?
Wenn nicht, solltest du die Thematik mit dem Kia besprechen.
Spontan fällt mir bei dem Plan, auf, dass dein Kind relativ wenig Festes dafür noch viel Brei isst, und viel trinkt. Aus welchem Gefäß trinkt euer Kleiner das Wasser? Aus einem Nuckelfläschchen wie die Milch oder einem Glas/Trinklernbecher?
Statt Brei und breiartige Speisen kann dein Kleiner viel mehr festere Kost bekommen. Oder mag er die nicht so gerne?
Fläschchen sind solange okay, wie dein Baby und du es akzeptieren. Mit etwa Beginn des 2. Lj sind viele Babys theoretisch bereit, um auch aus Tassen und anderen Trinkgefäßen zu trinken. Doch nur wenige entbehren ihr geliebtes Fläschchen. Gut wäre, wenn statt des Nuckels ein anderer Trinkaufsatz draufkommt. Doch auch ein nicht entbehrbarer Nuckel muss sein, wenn dein Baby darauf partout nicht verzichten will. Bei manchen ist das Nuckelbedürfnis ausgeprägter und kann bei der Milchflasche, einmal -bis zwei mal am Tag durchaus noch beibehalten werden. Das Trinken aus Bechern darf trotzdem weiterhin fleissig geübt werden und Dauernuckeln (auch beim Wasserfläschchen) sollte vermieden werden.
Kuhmilch, die jetzt die Premilch allmählich ablöst, sollte zwar aus Tassen angeboten werden - das hat aber nur die Begründung darin, dass Kuhmilch nicht in zu großer Menge getrunken werden soll und bei der Flasche schnell mehr getrunken und gefordert werden könnte, als gemeinhin empfohlen. Die Empfehlung liegt bei etwa 300 ml Milch und Milchprodukte am Tag, für 1-jährige. Diese Menge solltet ihr als groben Richtwert nehmen.
Morgens und Abends ist Milch wunderbar in den Speiseplan zu integrieren. Am Abend fördert die Milch den guten Schlaf.
Das Brot am Abend klappt doch ganz gut, wie du schreibst. Das kannst du ihm auch morgens geben. Nachmittags geht auch Banane, auch wenn die den Ruf hat, eher stuglfestigend zu wirken. Wahlweise kannst du auch anderes Obstmus oder besser noch Kompott zubereiten.
Wenn dein Baby eher zögerlich mit der Annahme neuer Speisen ist, wird es umso wichtiger, die üblichen Familienmahlzeiten am voll beladenen Tisch zu zelebrieren.
Eine grobe Orientierung für die künftigen Mahlzeiten ist folgende:
morgens: Brot und Milch oder Milch und Obst oder Kindermüsli oder nur Milch oder Joghurt
ZMZ: Brot oder Milch/Joghurt oder Obst
Mittag: Mittagessen entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost
ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä.
Abends: Brot und Milch oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), Nudeln und Milch etc
Neben den üblichen Breien und den Brotstückchen darf die Kost deutlich mehr gewöhnliche Lebensmittel enthalten. Zum Brei aus dem Gläschen, den du inzwischen auf einem Teller servieren solltest, kannst du selbst gekochte Speisen dazu reichen. Am besten esst ihr zusammen und du lockst deinen Kleinen aus einer passiven Esssituation in die aktive Essgestaltung - lass dein Kind selbst essen, was er evtl selbst essen könnte :-)
Die Umstellung kannst du allmählich angehen, damit sich dein Kind an ganz gewöhnliche Lebensmittel gewöhnt.
Lass dein Kind aktiv am Essen teilhaben. Gib einen Teller oder eine Schüssel, in die du Basics wie Nudeln, Kartoffel oder Gemüsestückchen/stäbchen) füllst. Die Dinge kann dein Kind auch erst mal nur zunächst spielerisch erkunden, was auch, oder eben bevorzugt in diesem Alter, mit dem Mund geschieht.
Ergänzende gröbere Kost ist super, wenn dein Baby gut damit zurecht kommt und Gefallen daran findet.
Um zu testen, wie gut dein Kleiner mit festerem Brei klar kommt, könntest du auch erst nur bspw die Kartoffel zerdrücken und zum Brei mischen. Oder du gibst ein paar Reiskörner hinein, wahlweise Buchstabennudeln.
Der Forscherdrang ist in dieser Altersphase sehr ausgeprägt und alle Sinne wollen beschäftigt sein. Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind die Bereitschaft zeigt, überhaupt zu probieren. Auch wenn es nur bspw eine einzige Erbse wäre. Beim nächsten Mal wären es dann zwei und so weiter.
Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, falls gewünscht oder gefordert, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern.
Stückige Kost ist nur dann noch problematisch, wenn sich dein Kind zu häufig daran verschluckt. Statt der üblichen geschmacklosen Brei kannst du trotzdem mit Familienkost weitermachen und diese entsprechend aufbereiten, wenn es erforderlich ist.
Zerdrücken, pürieren, mischen...
Zunächst einmal solltest du dein Kind ganz allgemein an die gewohnten Familienmahlzeiten gewöhnen. Das bedeutet: Alle sitzen gemeinsam am Tisch und jeder hat einen Teller und Besteck.
Babys und Kinder müssen sich aber generell an neue Speisen erst gewöhnen, dafür müssen sie aber die Gelegenheit haben.
Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Es basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kind bei euch Großen sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Dazu ist es gut, wenn es immer wieder die gleichen Sachen gibt. Denn der Gewöhnungseffekt kann dauern. Und Kinder mögen gerne immer weder die gleiche Gerichte essen. Je öfter du ein Gericht kredenzst, desto häufiger sieht und riecht es dein Kind. Je häufiger euer Kind probiert, desto größer ist die Wahscheinlichkeit, dass er es irgendwann mag.
Ab dem 10. Lm ist das Kennenlernen und erste Annäherungen an die Familienkost schon besonders wertvoll, weil Babys diesen Alters noch neugierig sind. Diese Neugier weicht mit fortschreitendem Alter einer Skepsis. Deshalb ist es wichtig, dass die Kleinen jetzt schon viel Gelegenheiten bekommen neue Geschmacksrichtungen, Aromen etc kennenzulernen. Dafür reichen kleine Mengen. Dein Kind darf mitessen - aber es muss keine üppigen Portionen von dem neuem und unbekannten Gericht essen, Dein Kind kann diese Esserfahrungen zunächst noch als spielerischen Anreiz nehmen, um Essen mit allen Sinnen zu erfahren und sich vorerst noch an den üblichen Breien satt essen. So kann dein Kind die unterschiedlichen Geschmäcker und Konsistenzen unterschiedlicher Nahrungsmittel kennen lernen.
Biete Brot an. Schön in kleine Häppchen geschnitten, damit er diese selbst essen kann.
Familienkost ist Erlebnis! Lass dein Kind riechen, kosten, matschen, picken, kosten, kauen, lecken, abbeissen, bei dir mitessen, u.v.m.
Schon mit etwa 10Lm ist die Zeit des schnellen Wachstums allmählich vorbei und die Zunahme stagniert. Das äußert sich häufig jetzt schon in verringertem Appetit, wie auch viele Eltern berichten.
Die Stagnation im Längenwachstum, merkt man alsbald auch an den Kleidergrößen, weil die inzwischen über längere Zeiträume passen. Und weil ein Kind nicht mehr so schnell wächst und dadurch weniger Kalorien benötigt, ist auch der Appetit evtl vermindert und evtl Nahrungsdefizite machen sich auch nicht so schnell bemerkbar. Hunger kommt vor allem dann, wenn sich die Kleinen ausgiebig bewegen.
Den Übergang von der Babykost zur Familienkost kannst du ganz gemächlich gestalten. Bekannte Speisen geben deinem Kind die nötige Sicherheit beim Essen. Die Neugier eures Kindes veranlasst zum Probieren.
Bei den Mengen kannst du auf den Appetit eures Kinder vertrauen. Wenn sie genug hat, wird sie das zeigen. Etwa in dem sie die Speisen vom Tisch wirft.
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 27.01.2013