Hallo,
mein Sohn ist 15 Monate alt. Ich habe versucht ihn an die Familienkost heranzuführen, leider bisher ohne Erfolg.
Zur Zeit trinkt er knapp 200 ml Milch am Morgen (gelegentlich 100 ml in der Nacht), dann bekommt er zum Frühstück eine halbe bis ganze Banane, da er Brot verweigert. Gegen 11.30 gibt es Gemüsebrei und einen kleinen Teller Nudeln ohne Sosse. Er verweigert sämtliches Gemüse, daher muss ich es pürieren. Nudeln hat er für sich entdeckt, jedoch wird die Menge von Tag zu Tag auch geringer. Am Nachmittag gibt es den Getreide-Obst-Brei und danach meist eine halbe Banane bis abends dann schließlich der Milchbrei folgt. Nun meine Frage, wie kann ich meinen Sohn an anderes Essen heranführen und von dem Brei wegkommen? Ich habe zudem auch Probleme damit, wieviel und was ich ihm wann anbiete, sprich wie kann ein Essensplan für den Tag aussehen?
von
Souma
am 25.03.2014, 22:03
Antwort auf:
Übergang zu Familienkost
Hallo Souma
Es geht bei der Einführung zur Familienkost zunächst vor allem darum, gemeinsame Mahlzeiten am reichhaltig gedeckten Tisch zusammen einzunehmen. Das gemeinsame Mahl inspiriert zum Nachahmen. Davon profitieren die Kleinsten stark.
Schaffe ganz viel Routine und achte auch vermehrt auf das Erlebnis einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit. Essen ist mehr als nur das Stillen von Hunger. Es sind auch kulturelle Erfahrungen, die sich auch mittels der Erfahrungen am Esstisch manifestieren.
Essen ist ein Erlebnis, das mit allen Sinnen erfahren werden sollte.
Ein reichhaltig gedeckter Tisch weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt. Das soziale Lernen basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kleiner bei euch Großen sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Serviere auch den Brei aus dem Gläschen auf einem Teller/Schüssel und fördere so das Erlebnis Familientisch, zelebriert das gemeinschaftliche Mahl.
Mangelnde Bezahnung ist kaum ein Hinderungsgrund für festere Speisen. Mit den Kauleisten und dem Gaumen können die Kleinen enormen Druck ausüben, NImm Mischbrot oder Kartoffelbrot und schneide für deinen Kleinen die Rinde weg, nachdem du eine halbe Scheibe dünn mit Butter bestrichen hast. Die Scheibe kannst du in kleine Würfelchen schneiden. So lässt sich das prima essen.
Biete sie auf einem Teller an - idealerweise greift dein Kind freudig zu und ist begeistert von dieser neuen Art des Essens.
Auch abends oder mittags/nachmittags darfst du Probierhappen von den üblichen Familienspeisen abgeben. Bereite das Essen so zu, wie es dir schmeckt. Einzig auf zu viel Salz und zu viel Gewürz. sowie Scharfes solltest du verzichten.
Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, falls gewünscht oder gefordert, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern.
Stückige Kost ist nur dann noch problematisch, wenn sich dein Kind zu häufig daran verschluckt.
Du kannst Banane roh zerdrücken, Birne ebenfalls, rohen Apfel kannst du auf einer Reibe fein reiben oder ein Mus kochen.
Weiche Brotstückchen sind gut geeignet, weil sie zum Kauen animieren. Kauen muss geübt werden und du darfst deinen Kleinen immer wieder dazu ermuntern. Die Kaumuskulatur sollte sich ausbilden, was widerum für die Mundmotorik, das Sprechen bedeutsam ist. Mir der Banane hat dein Kleiner auch schon erste zaghafte Annäherungen an feste Kost gewagt.
Koche einmal, zweimal Grießschnitten nach folgendem, Rezept:
Grundrezept für Grießschnitten:
200g Kuhmilch
ca 30g-35g (*/-) Grieß
Grieß in der Milch aufkochen, kurz quellen lassen, auf einen Teller streichen, stehen lassen, Formen ausstechen oder in Stücke schneiden, in etwas flüssiger Butter wieder erwärmen, Obstmus zugeben.
Sie sind ein Kompromiss zwischen breiig und fest. Auch sie animieren dazu, leichte Kaubewegungen zu machen.
Richte doch morgens und abends kleine Butterbrothäppchen, schneide die Ringe weg und lege sie in mundgerechten Stückchen zurecht. Wahlweise mit Belag wie Frischkäse, Streichwurst, Fleischbrei aus Gläschen, o.ä. oder Käsewürfeln etc. Dazu Trinkmilch oder Joghurt.
Im Lauf des Vormittags könntest du Apfelmus füttern und zum Mittagessen richtest du seinen bewährten Brei, dazu ein paar Nudeln als Fingerfood * und zusätzlich lässt du ihn direkt von deinem Teller, von deinem Bissen Familienkost probieren. Richte das alles auf einem bestimmten, am besten bunten kleinen Teller an. Kaufe doch einen bestimmten Teller mit einem hübschen Motiv, das deinen Kleinen schon beim Anblick erfreut.
Bietet vermehrt Familienkost an. Das bedeutet: weniger Brei, mehr stückige Kost, Vielfalt und Geschmack, Erlebnis bei Tisch. Ermuntere deine Kleine zum Selberessen. Es ist genau der richtige Zeitpunkt, um deinem Baby neue Essgenüsse anzubieten. Eine gute Überleitung von Babybrei zum normalen Essen kannst du erreichen, indem du solche Sachen kochst, die dir schmecken und kleinkindgerecht sind.
Ein ausgewogener Ernährungsplan für 1-jährige könnte so aussehen:
Frühstück:
1/2 Scheibe Butter (Butter/Margarine) mit Belag oder ohne, dazu Milch
oder statt Brot ein Milchbrei/Kindermüsli
ZMZ: Obst ggf Brot o.ä.
Mittagessen: GKF-Brei (entweder püriert oder stückig) plus Familienkost und Stückchen
ZMZ:Obst, Getreide, Kuchen oder Kekse (wenig süß), Fruchtriegel
Abendessen: wie Frühstück plus fein geraffelte Rohkost
das sind ein paar mehr oder weniger konkrete Vorschläge, die du in ähnlicher Weise anbieten könntest.
das tägliche Essen* sollte bestehen aus:
Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc
reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag
gefolgt von Milch- und Milchprodukten
Fleisch, Fisch
Fette und Öle
am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein
ausreichend Getränke, Wasser
*bzw der Wochenplan
Für 1- jährige gilt in etwa:
täglich ca
80g Getreide/Brot
120g Kartoffeln (bzw Reis, Nudeln etc)
120g Gemüse
120g Obst
300ml Milch, Milchprodukte
30g Fleisch/Wurst
1-2 Eier pro Woche
25g Fisch pro Woche
15g Streichfett/Öl
geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge*
(*tägl Energiemenge ca 950 kcal)
Quelle: FKE, DO, 2006
die Angaben entsprechen OptiMIX.
Grüße
B.Neumann
und P.S.
Als Mutter kann man schon daran verzweifeln, wenn die lieben Kleinen nicht so essen wollen, wie man sich das wünscht. Und vor allem wie es in den allgemeinen Ernährungsempfehlungen geschrieben steht. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, oder wenn sie hungrig sind.
Jedes Kind is(s)t unterschiedlich. Manche Kinder essen gern und viel und einfach alles bis auf wenige Ausnahmen. Manche Kinder essen wenig und sind dabei oft noch sehr mäkelige Esser.
Das wichtigste Element ist zunächst einmal einfach die Tatsache, dass ein Kind überhaupt isst :-)
Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit. Darauf können sie aufbauen.
von
Birgit Neumann
am 27.03.2014