Frage: ständiges verlangen nach süssem/chips

Hallo mein Sohn ist 5,5jahre alt. Egal was ich koche oder an biete meist verweigert er alles oder probiert max einen Teelöffel voll. Danach schiebt er das essen beiseite. (er ist normalgewichtig für seine größe) es dauert keine halbe Stunde und er verlangt nach süssem oder Chips,auch heiß geliebt seine erdbeermilch. Ich versuche sein verlangen oft auf gesunde süsse wie obst/Gemüse umzulenken,was mir nur sehr spärlich gelingt ...oft gebe ich (leider) auch nach und er isst etwas süsses/keckse/chips... Dieses "Problem haben wir schon seit monaten (liegt also nicht an dem wetter/wärme). Ich dachte es wäre eine Phase,aber irgendwie endet sie nicht Wie kann ich damit umgehen ...ich mag ihn nicht mehr morgens mittags abends süsses und Co zu überlassen. Er brauchte auch noch nie auf essen ...aber was würde ich darum geben mal eine Mahlzeit mit ihm zusammen zu essen vllt haben sie einen Rat wie ich damit umgehen könnte? Sollte ich konsequenter werden und zumindest immer darauf bestehen das er probiert? lg

von stromi1986 am 30.07.2018, 14:32



Antwort auf: ständiges verlangen nach süssem/chips

Hallo stromi1986 Der beste Rat, den ich dir geben kann lautet: Du als Mama, du bestimmst das Essensangebot und dein Kind darf aus diesen Möglichkeiten wählen und die Menge verzehren, die er schafft. Bei Kuchen, Keksen und anderen Süßigkeiten oder Chips darfst und solltest du die Menge vorgeben und regulieren, Ausnahmen sind ab und zu natürlich erlaubt :) Mit 3 (möglichst) gemeinsamen Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ kann sich dein Sohn aus dem ausgewogenen, gesunden Speisenangebot ausreichend bedienen. Das Angebot sollte aus gesunden, schmackhaften, leckeren Gerichten und Basics bestehen. Keks und Co sind in kleinen Mengen, einmal am Tag in Ordnung. Weißt du, Kinder sind nämlich sehr anpassungsfähig. Sie können eine Mahlzeit bei Nichtgefallen einfach ausfallen lassen oder nur ein bisschen davon essen. Bei der nächsten Mahlzeit holen sie sich aber ihren notwendigen Kaloriennachschub, zur Not auch bei der übernächsten. Wenn ihnen das Angebot bei einer Mahlzeit nicht zusagt, schaffen sie es problemfrei bis zur nächsten Mahlzeit. Und genau hier liegt der Hund begraben. Wenn du deinem Kind statt einem Mittagessen von welchem er nur wenig isst, stattdessen kurze Zeit später sein selbst gewähltes Essen (=Süßes und Co) gibst, dann kann er nicht lernen das zu essen was auf den Tisch kommt. Er wird stattdessen lernen, bei Nichtgefallen auf die nächstbessere Mahlzeit zu warten um sich daran satt zu essen. Wenn dein Kind sich an den ungesunden Speisen satt ist, fehlt ihm wiederum der Anreiz um bei den eigentlichen Mahlzeiten gut mit zu essen. Dein Sohn ist schlau genug und weiß inzwischen genau wie er vorgehen muss. Wie wäre es, wenn du ab morgen die geliebten Süßigkeiten reduzierst und diese nur einmal am Tag in einer vorgegebenen Menge gibst? Macht daraus eine Art Ritual, das verlässlich und jeden Tag wiederkehrt? Mit dieser Sicherheit, dem WANN es etwas Süßes gibt und der klar definierten Menge (bleibe konsequent) wird dein Sohn schnell lernen damit umzugehen. Seine ständige Fragerei und das Warten bleiben aus. Dein Sohn erhält damit die Möglichkeit sind künftig wieder im gewünschten Rahmen mit der angebotenen Nahrung bei Tisch auseinanderzusetzen und diese mögen lernen. Essen lernen funktioniert durch die Gewöhnung daran. So banal das klingt, so einfach es tatsächlich. Je häufiger Kinder mit der gleichen Nahrung konfrontiert werden, desto besser gewöhnen sie sich an diese. Der Appetit entsteht durch essen, durch riechen, durch sehen. Werde zum Marketingexperten für dein Kind. Wenn du erkennst, was und wie er an neuen und ggf weniger beliebten Speisen langfristig doch Gefallen finden konnte, dann setze dieses Werkzeug häufiger ein. Begegne der Situation ab sofort - am besten mit einer liebevollen Strenge und dennoch in eher gelassener Weise. Je weniger du dich sorgst, je weniger du deinen Sohn aktiv, d.h. mit Worten aufforderst bzw zum Essen animieren möchtest, und je weniger du sein Verhalten kommentierst, desto weniger nervenaufreibend wird diese Zeit für dich sein. Das Verhalten deines Sohnes löst natürlich Unmut auf beiden Seiten aus und erschwert damit ein unbeschwerte Esszeremonie. Das könnte sich in einer Negativspirale weiter verschlimmern und schlimmstenfalls in einem Machtkampf enden. Das wäre blöd. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es auch, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Welche Regeln sind bei euch bspw für alle Beteiligten sinnvoll? Überlege einmal. Ich empfehle dir jetzt, dass du langfristige Wege gehst. Du brauchst dir nicht zum Ziel zu setzen, dass das Verhalten deines Sohnes morgen schon anders sein wird. Versuche in einem längeren Zeitraum zu denken, den du für die langsame Änderung nutzen willst. Vertraue darauf, dass es sich ändern wird. Je gelassener du alles betrachten kannst, desto eher wird sich sein Verhalten am Esstisch ändern. Es muss nicht dein Ziel sein, dein Kind dazu zu bringen, dass er alles isst. Es sollte besser dein Ziel werden, dein Kind am Esstisch mit Spaß und Freude, mit Hunger und Neugier, essen zu lassen. Das beginnt beim Decken des Tisches. Am Esstisch sollte eine ruhige und schöne Atmosphäre herrschen, die ausreichend Zeit lässt, die angebotenen Speisen zu betrachten, zu riechen, Appetit zu machen. Hier: https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=1&forum=kochen-fuer-kinder&bild=3#start ist ein Vorschlag für das Anbieten von Karottensalat. Wenn du diesen Salat bspw täglich auf den Tisch stellst, wird dein Kind, irgendwann, aus reiner Neugier, aus eigenem Antrieb, den Finger reinbohren, die Augen klauen und irgendwann auch die Karotten probieren.... Zubereitung: Möhre fein reiben, in ein Ausstechförmchen geben und mit einem Löffelstiel o.ä. einfach fest drücken. Gesicht auflegen. So macht Essen Kindern Spaß. Noch eine Idee: https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=3&forum=kochen-fuer-kinder&bild=2#start Bringe auch ganz viel Routine an Tisch. Bringe doch einmal eine Woche lang als Gemüse "nur" eine Sorte auf den Tisch. Mit Wiedererkennungseffekt, in jeweils gleichem Erscheinungsbild wie bspw das Mlöhrenhäschen. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Thematisiere auch nie die Eigenheiten deines Kindes und kontrolliere nicht zu viel.Das Verhalten deines Sohnes löst natürlich Unmut und Unbehagen bei dir aus und erschwert damit eine unbeschwerte Esszeremonie. Das könnte sich in einer Negativspirale weiter verschlimmern und schlimmstenfalls in einem Machtkampf enden. Das wäre blöd. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es auch, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Bleibe authentisch und konsequent. Vertraue auf langfristige Veränderungen. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig und habt Spaß beim Essen. Dein Kind lernt so, eure üblichen Familienspeisen kennen und kann sich mit ihnen langfristig anfreunden. Manchmal dauert das Anfreunden eine gewisse Zeit. Doch die Kontinuität beim Anbieten der immer wieder gleichen Gemüsesorten und Speisen, kann dein Kind Berührungsängste abbauen und allmählich "Hallo" zu ihnen sagen. Durch die Kontinuität beim Anbieten gewöhnt sich dein Kind langsam an den Anblick, den Geruch und wird mitessen. Mach aus der Sache kein großartiges Ding, agiere sorgenfrei und beziehe euer Kind in eure familiären Mahlzeiten mit ein, in dem ihr selbst mit Genuß esst. Koche auch weiterhin die Speisen, die ihr gerne esst. Denn Kinder gewöhnen sich an Neues auch und vor allem dadurch, in dem sie ihre Mitesser beobachten. In Gemeinschaft schmeckt es noch mal so gut, weshalb ihr unbedingt zusammen essen solltet. Ich "zitiere" an dieser Stelle immer wieder gerne Herrn Jesper Juul: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen Kinder viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle. Hier sind noch ein paar konkrete Tipps, die auch dein Kind irgendwann zu einem "besseren" Esser wachsen lassen können: Lass deinen Sohn beim Probieren beonders anfangs viele positive, d.h. leckere Überraschungen erleben, so wird er allmählich neugieriger. So wächst seine Bereitschaft Neues zu probieren langsam. Bringe langfristig viele Selbstverständlichkeiten durch eure (für alle Mitesser gleichermaßen gültigen) Regeln an den Esstisch - ohne dabei zu fordernd zu sein. Hilf deinem Sohn dabei, neues Essen kennen zu lernen, schaffe dafür einen geeigneten Rahmen. Dieser Rahmen wird durch eure familieneigenen Regeln definiert. Diese Regeln helfen euch als Eltern, aber auch eurem Kind. Übergib deinem Sohn eine Aufgabe, die er gut erledigen kann. Es würde reichen, wenn er bspw den Salat in die Schüssel legt, oder Möhren schneidet. Je nach dem, wie es euch Freude bereitet, könntest du ihn auch kreativ in die Essenzubereitung einbinden und ihm die Aufgabe geben, dass er den Tisch schön richtet, bspw ein Bild malt - als Motiv: eine Zutat des heutigen Gerichtes. Dein Sohn könnte Motive aus Gemüse ausstechen oder einzelne Zutaten dekorativ auf Tellern anrichten. Das Ganze hat den Zweck, dass er das Essen wertschätzen lernt und Appetit bekommt, Neugier geweckt wird. Der spielerische Umgang mit Essen schafft Berührungsängste aus dem Weg, öffnet den Weg für Neues, Auf diese Weise kann dein Kleiner neue Lieblingsspeisen entdecken Das Mithelfen dient auch als sinnliche und sensorische Vorbereitung für die Mahlzeit. Essen ist ein multisensorisches Ereignis. Der eigentlich Geschmack ist nur ein kleiner Baustein. Es zählt die Gesamtsituation während der gesamten Zeit während dem Essen. Die Atmosphäre, die Stimmung u.v.m. Bevor ich hier zu viel Text produziere, gebe ich dir besser einen Link für ein Posting, in dem du noch viel mehr zum Thema nachlesen kannst: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=45659&suche1=%E4nderungen&seite=1 Also dann jetzt wird alles besser werden, oder? Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 31.07.2018