Frage: Sohn 8 Monate isst kaum Brei

Hallo, ich versuche schon seit einiger Zeit meinem Sohn Brei zu geben. Manchmal isst er ein paar Löffel, dann wieder überhaupt nicht, dann wieder ein paar Stückchen Obst oder Gemüse, dann wieder nicht... Was er allerdings mag: Brot, Brötchen, Toast und Zwieback. Kann ich ihm schon Toast zB mit Belag anbieten? Welche Möglichkeiten gibt es als Alternative für den Abendbrei? Ich habe irgendwo gelesen, dass die Babys unbedingt Brei wegen den Nährstoffen essen sollen. Er wird noch voll gestillt und ist sehr aktiv. Lg und danke

von TinaBaby am 20.05.2023, 20:45



Antwort auf: Sohn 8 Monate isst kaum Brei

Hallo TinaBaby Baby und Brei, das hat sich über Generationen als sinnvolles und gut funktionierendes Konzept für Beikost in unser aller Köpfe eingeprägt. Seit längerem essen immer mehr Babys auch vermehrt breifreie Beikost. Das Konzept der breifreien Beikost (u.a. BLW) hat sich inzwischen gut bewährt. Das ist ganz ähnlich dem, wie auch dein Stillbaby momentan die Beikost eher annimmt. Ich schreibe dir zunächst eine einfache und kurze Antwort auf deine Fragen und gehe anschließend noch mehr drauf ein: "Kann ich ihm schon Toast zB mit Belag anbieten? Welche Möglichkeiten gibt es als Alternative für den Abendbrei?" Ja, du kannst Brot und Toast anbieten, wenn es deinem Baby gefällt und er die Speisen selbständig nimmt, zum Mund führt und isst. Schneide die Brotstücke in die richtige Form, so dass dein Kind zugreifen und essen kann. Anfangs sind längliche, fingerlange/fingerdicke Stücke (Sticks) von Gemüse, Obst, Brot o.a,.) gut geeignet. Babys umgreifen die Sticks mit der Faust und können sie mit dem Mund bearbeiten. Wenn Babys den Pinzettengriff beherrschen, eignen sich auch kleine Stückchen. Du kannst Butter oder Öl aufs Brot geben und auch Nussmuse, evtl Frischkäse (ggf selbstgemacht). Wenn du Spaß am Kochen hast, ggf auch mal Linsenaufstrich, wenn gefällt. Wichtig ist: achte auf eine verantwortungsbewusste Speisenauswahl - das sind babygeeignete Speisen und eine passende Darreichungsform. Etabliere eine feste Mahlzeitenstruktur, welche du rhythmisch in euren Tag einbinden kannst. Lass dein Baby querbeet, wenn sich die Möglichkeit zum Probieren ergibt, verschiedenste (geeignete) Speisen probieren, um einen Geschmackseindruck zu bekommen. Auch das Erschmecken verschiedenster Geschmackseindrücke und Aromen ist ein Bestandteil der Beikost. Schau, dass dein Baby gut und sicher, stabil in seinem Stuhl sitzt und alle Mahlzeiten in einer aufrechten Position essen kann. Dein Baby sollte so sicher und fest sitzen, dass er seine beiden Arme und Hände frei bewegen kann, ohne dabei herumzuwackeln. So kann dein Baby die ihm angebotenen breifreien Beikostangebote anfassen, mit den Händen untersuchen, zum Mund führen und essen. Wenn dein Baby mag, darfst du auch zusätzlich Brei füttern, so viel oder so wenig wie dein Baby isst. das sind breifreie Alternativen für den klassischen Abendbrei: Grießschnitten: 200g Kuhmilch/Halbmilch oder Wasser oder Möhrensaft oder Pflanzendrink - das, was dir gefällt. 40-45 g Grieß (Weizen oder Dinkel) Grieß in der Milch oder den Alternativen ca 3 min aufkochen, Grieß ausquellen lassen, auf einen Teller streichen, stehen lassen, handliche Stücke schneiden, dazu etwas flüssige Butter oder Öl plus Obst (las Mus oder in Stückchen) fertig ist ein Abendbrei in fester Form. Reicht für 2-3 Mahlzeiten. Milchreisschnitten Milchreis in etwa im Verhältnis 3 Teile Flüssigkeit (Milch, Wasser, Pflanzendrink oder whatever) zu 1 Teil Milchreis kochen bis weich. Quellen lassen. Auflaufform mit Öl auspinseln. Milchreis einfüllen. Im Ofen bei 200° ca 20-25 min backen. Dann in handlich, passende Stücke schneiden. Dazu Obstmus und Butter oder Öl im Ofen gegarten Süßkartoffelsticks oder Hokkaidokürbisspalten Ofenpommes aus Süßkartoffeln: Süßkartoffel schälen, waschen, trockentupfen, in Pommesstücke schneiden, in Öl wenden. Auf 1 mittelgroße Süßkartoffel benötigst du etwa 1/2 EL Öl. Geölte Stäbchen auf ein Backblech mit Backpapier legen und im Ofen (200°) ca 15-20 min backen. Immer mal nachschauen und ggf wenden, dass sie nicht verbrennen. Garzeit ist abhängig vom Durchmesser weitere beliebte Rezepte, ab etwa 8./9. Lm: Dinkelstangen 1/2 Banane (ca 50g ohne Schale) 1/4 kleine Möhre(ca 30g ) 13 g Rapsöl 65g Dinkelmehl 630 Banane vermusen, Möhre schälen und waschen und das Stückchen fein raspeln. Alle Zutaten in einer Schüssel vermengen und verkneten. Den Teig ca 30 min kühl stellen. Ofen an, 190° C. aus dem Teig vorsichtig kleine Stangen formen und im Ofen ca 20-25 min backen, bis fertig. Die Stangen sollten nicht zu fest werden. Nussmus-Bananenkekse: 1 reife Banane bzw püriertes Obst ca 75g Haferflocken 1 EL Nussmus (= 100 % Mus, ganz fein, ohne Zusätze oder Stückchen, Erdnuss, Haselnuss, Mandelmus, was gefällt) Banane zerdrücken und mit den übrigen Zutaten vermischen, kleine Kekse formen, flach drücken und aufs Backblech geben, bei Umluft 180° C ca 15 min backen bis fertig. --------dazu: stillen nach Bedarf---------- Für Fragen zum Stillen nach Bedarf, bzw bei etwaigen Unsicherheiten zum Stillen/Muttermilch i.A. kannst du nochmal ins Forum bei Biggi Welter reinschauen. Grüße Birgit N. P.S. jetzt ganz allgemein: Ein (Still)Baby braucht nicht zwingend Brei, aber es braucht Beikost. Denn Beikost erfüllt verschiedene Zwecke, dient nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern ist auch wichtig für die Entwicklung. Beikost lässt sich weitreichender und individueller gestalten als gemeinhin und bisher häufig angenommen. Es ist richtig, dass Babys im Zeitfenster zwischem 5. -7. Lm Beikost erhalten sollten. In der Regel sind fast alle (gesunden) Babys in diesem Zeitfenster entwicklungsbedingt beikostreif.* Der richtige Zeitpunkt muss individuell in Abhängigkeit der individuellen Beikostreife gefunden werden. Ob man nun mit Brei oder festen (BLW-geeigneten) Speisen beginnt - das ist bei nach Bedarf gestillten Babys (auch bei Pre-Milch nach Bedarf) erst einmal eher egal und darf und sollte auch anhand der Vorliebe (d)eines Babys gewählt werden. Dein Baby zeigt eine Neugier für's self-feeding bzw für Brot und brotartige, festere Speisen. Und manchmal isst dein Baby auch Gemüsestückchen oder Obst. Manchmal sogar ein paar Löffel Brei. Das ist alles ganz wunderbar. Biete Beikost, biete Regelmäßigkeit, biete die Möglichkeiten zum Essen und Kennenlernen von verschiedenen, geeigneten Speisen. Lass dein Baby Beikost essen. Die Hauptsache ist, dass Beikost in Vielfalt gegessen werden kann und wird. Und dass alles im Groben entwicklungskonform (bspw bezogen auf das Alter, die motorischen Fähigkeiten) abläuft und ablaufen kann. Dass das Baby mit Freuden isst und Milch trinkt. Dass es zunimmt, wächst und gedeiht und (meistens) zufrieden ist, etc. Falls einer dieser Punkte nicht zutrifft wäre es gut, wenn der KiA einmal nachschaut. Hier sind noch ein paar ganz allgemeine Infos zur Beikost: im Zeifenster zwischen dem 5. -7. Lm sollten (gesunde) Babys mit Beikost konfrontiert werden. Das ist wichtig u.a. auch für die Entwickling vom Mikrobiom im Darm, sinnvoll auch zur Allergieprävention, u.a. . Da du nach Bedarf stillst, ist dein Baby (vermutlich wohl) bestens ernährt und die Beikost ist einfach vorerst BEI-KOST. Neben Mumi gibst du deinem Baby die Möglichkeit eine andere Kost, eine andere Esstechnik, neue Aromen, neue Konsistenzen kennen zu lernen. Mit einem behutsamen Einstieg in die Beikost kann sich der Verdauungstrakt langsam umgewöhnen und dein Baby kann sich langsam mit der neuen Essweise anfreunden. Ziel ist es, deinem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Das angebotene Essen sollte ganz einfach sein, leicht zu kauen und zu schlucken sein. Gefahrenfrei, salzfrei, frisch und gesund. Das sog. " baby-led-weaning" ist eine Methode, die die Beikosteinführung bei nach Bedarf gestillten Babys sanft und langsam einleitet. Der Sinn ist das Fördern der Selbständigkeit. Es entsteht eine Eigendynamik, die im individuellen Prozess für den Verlauf oft nicht vorhersehbar ist. BLW ermöglicht dem Baby einen eher spielerischen Zugang zu (fester) Nahrung. Es ermöglicht eine ganzheitliche Vorgehensweise durch Berühren und Betasten der Lebensmittel. Dies geschieht mit den Händen und dem Mund. Babys können bei dieser Art der Beikost in ihrem Tempo lernen und die Menge der Beikost komplett frei bestimmen. Es gibt keine Angaben über idealerweise zuzuführende Mengen, sondern vielmehr konkrete Empfehlungen zur Beschaffenheit und/oder Zubereitungsweisen der angebotenen Lebensmittel. Bspw: BLW geeignete Lebensmittel sind weich und komplett bzw weitestgehend salzfrei. BLW-geeignete Speisen sollten, vor allem am Anfang, sehr basically sein: Gekochte Gemüsesticks, gekochte Kartoffel, ggf weiches (rohes) Obst. Zubereitung babygerechte Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Als Stillmama brauchst du keine Mahlzeiten zu ersetzen. Als Stillmama kannst du deinem Baby Brei füttern (wenn du dun dein Baby möchten) und immer auch ergänzend stillen. Als Stillmama kannst du die Beikost als Ergänzung zur Mumi sehen, die deinem Baby vor allem Abwechslung und Annäherung (s.o.) ermöglicht. Anders als bei mit Säuglingsmilch ernährten Babys steht bei nach Bedarf gestillten Babys nicht das Ersetzen einer Milchmahlzeit im Vordergrund, sondern das Ergänzen. Beikost hat auch das Ziel, dass dein Baby neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen lernen kann, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Beikost ist viel mehr als nur das Ersetzen von Mumi oder Säuglingsmilch. Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, um das Loslassen von Mama etc. Wichtig ist momentan auch hauptsächlich eher "nur", dass dein Baby Beikost bekommt, um sich mit kleinen Mengen mit dieser neuen Essweise auseinanderzusetzen und um sich damit anzufreunden. Beikost schult alle Sinne und ergänzt (ergänzen - nicht ersetzen :) ) die Muttermilch wunderbar. Lass dein Baby feste Nahrung aber immer unbedingt selbständig entdecken. Nichts in die Hand drücken - es muss selbständig in die Hand genommen werden. Alle Nahrung muss babygeeignet und sicher sein. Erlaubt ist was gefällt und deinem Baby nicht direkt schadet - Stichwort verantwortungsbewusste Lebensmittelauswahl. BLW funktioniert ohne Fahrplan, ohne Mengenvorgaben, ohne Rezepte, mit einfacher aber geeigneter Familienkost * Ein (gesundes) Baby ist beikostreif, wenn 1. der Zungenstoßreflex weg ist. Wenn es 2. mit leichter Unterstützung sitzen kann (ausreichende Rumpfspannung hat, dadurch kann es sich selbst aufrecht halten) und wenn es 3. sehen und greifen kann, um sich Nahrung zum Mund zu führen (Stichwort Motorik, Auge-Hand-Mund-Koordination).

von Birgit Neumann am 22.05.2023