Frage: Selbstgekochtes

Hallo, Unser Sohn ist 16 Monate alt. Ich habe seit der Beikosteinführung den Brei selber gemacht. Zwischendurch gab es mal ein Gläschen. Seit er 12 Monate ist haben wir angefangen, dass er bei uns „normal“ mitisst. Wieder nur zwischendurch ein Gläschen wenn es was gab, was noch nichts für ihn war. Das Ganze ging nur ca. 3 Wochen gut. Nun ist es so, dass er sich komplett mit dem selbstgekochten Essen verweigert. Er heult und schreit und will auch nicht probieren. Er isst nur Gläschen. Diese sehr gut. Nachmittags das gleiche mit dem Obst. Er isst fast nur Quetschi, wo ich dann auch unsicher bin ob es so gut ist. Aber ich denke , Obst ist ja wichtig. Mittlerweile haben wir es geschafft, dass er Melone und Banane selber isst. War ein Kampf ihn dazu zu bekommen es zu probieren. Ich weiß irgendwie nicht, wie wir weiter machen sollen. Habe auch schon mal wenn er Essen verweigert ihm nichts anderes gegeben, aber das stört ihn dann auch recht wenig. Sollen wir mit Gläschen und Quetschi weitermachen und immer wieder zwischendurch was anderes anbieten? Vielen Dank für Ihre Antwort

von Li 123 am 23.07.2021, 12:36



Antwort auf: Selbstgekochtes

Hallo Li123 du kannst sanfte Übergänge gestalten, indem du deinem Sohn die geliebten Breie im Gläschen anbietest und ihn zusätzlich zwanglos auch Neues probieren lässt. Dein Sohn muss neue Speisen von sich aus probieren wollen. In der Regel wollen die Kleinsten auch das mit essen, was Mama und Papa essen. Welche Milch und wie viel Milch bekommt dein Kind momentan noch außerdem? Ist dein Kind durch Milch möglicherweise schon satt genug? Lass deinen Sohn jetzt so oft wie möglich selbständig essen und nimm dabei in Kauf, dass er manche Speise zerpflücken und runterwerfen und manche Speise in den Mund nimmt um sie alsbald wieder auszuspucken. Das sind vollkommen normale Entwicklungsprozesse. Kinder lernen ganzheitlich und mit allen Sinnen. Hast du schon einmal beobachtet, worauf dein Sohn ganz besonders gut anspricht? Kann er gut hören und sehen? Kann er gut greifen? Wobei und in welchem Moment fängt seine verweigernde Phase an. Essen lernen erfordert viel Einfühlungsvermögen seitens euch Eltern. Vom Kind wiederum wird "Anpassung" verlangt. Und das klappt nonverbal besonders gut. Dein Kind muss sehen, wie andere Personen ringsum essen, damit er imitieren und ebenso beherzt zugreifen kann. Er lernt auf diese spielerische Art neue Konsistenzen kennen - und wird sie langfristig akzeptieren lernen. Der Mund ist die Eintrittspforte für das Essen. Hier beginnt eine Verschmelzung der Außenwelt zur Innenwelt. Besonders deutlich wird diese in dem bekannten Ausspruch " sich etwas einverleiben". Im Mund wird das Essen weiterhin auf Eignung geprüft. Mit den Geschmacksknospen und dem Tastsinn im Mundraum - was gefällt wird auch geschluckt. Alle Kinder mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw ein Grießbrei sind darum eine ideale Kost für Essanfänger. Damit dein Kind aber auch lernt andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack zu mögen, muss er andere Speisen in den Mund nehmen und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Aber: beim nächsten Mal gefällt die Speise häufig schon viel besser - es sind bis zu 10 dieser Kontakte nötig, um Kinder an Neues zu gewöhnen. Kleine Mengen sind für den Anfang darum schon einmal wirklich prima. Zunächst sollten die Hände das Lebensmittel spüren dürfen - bspw wie ist die Temperatur, ist es hart oder weich, ist es fettig, glitschig oder hart und trocken ? Was sich in den Händen gut anfühlt, das hat gute Chancen um zum Mund befördert zu werden. Anschließend erfolgt diese Prüfung nochmals mit den Lippen und der Zunge. Dann erst wandert es in den Mund. Wenn diese Prüfwerkzeuge wegfallen, weil man den Kindern etwas in den Mund legt, ist die Wahrscheinlichkeit des Ausspuckens sehr viel höher. Eine langsame Gewöhnung an das Neue klappt meist viel besser, wenn es freiwillig geschieht.. Probiere das häufiger aus.Wiederhole auch stetig das Speisenangebot und die Essmengen werden sich bei Gefallen erbenfalls stetig steigern. In einer netten Atmosphäre probieren Kinder neue Speisen besonders gerne. Bringe Neues in kleinen Mengen, zum selbständigen Essen und wiederhole das Angebot häufiger. Zusammenfassung: Kinder haben ein sensibles Geschmacksempfinden. Entscheidend ob es gefällt oder ob es nicht schmeckt, ist das Mundgefühl. Während beim Breiessen das Mundgefühl meist gleich ist - breiig - ist Familienkost verschieden. Hier muss gekaut werden. Mal ist das Essen zäher, mal weicher, mal kalt, mal warm. Ein sehr schreckliches Mundgefühl kann sogar Würgereiz auslösen. Es ist nicht immer der Geschmack, der als unangenehm empfunden wird, sondern das Gefühl, das die Konsistenz im Mund erzeugt. Das Essen im Mund muss so zermalmt und bearbeitet werden, dass es problemfrei geschluckt werden kann. Und hier liegt die besonders gefragte Behutsamkeit seitens euch Eltern. Beobachte deinen Sohn und finde heraus, wie das Essen meistens gut gelingt. Damit dein Sohn nicht nur an seine bisherigen Breie gewohnt bleibt, solltet ihr eurem Kind langsam, in seinem Esstempo neue Konsistenzen anbieten. Nur durch das Probieren und sich Gewöhnen kann er neue Speisen kennen - und lieben lernen. Auch das Aussehen ist von besonderer Bedeutung. Das Essen sollte ansprechend aussehen. Klare Formen sind der Hit für Kinder, Das Essen sollte appetitanregend angeboten werden. Leuchtende Farben, auf hübschen Tellern. Brei muss nicht komplett abgeschafft werden, aber weiter verdrängt werden, damit Platz für neue Erfahrungen geschaffen werden kann. Bpsw kannst du Gemüse in bestimmten Formen anbieten. Mal Möhre, mal Kohlrabi, mal Zucchini. Wähle jeweils die gleiche Form - bspw Kreise oder Stangen. Das hilft dabei, sich anzunähern. Also dann ermutige dein Kind immer häufiger dazu, nonverbal, einfach Neues zu probieren. Gib ihm Zeit, aber fordere ihn durchaus und biete nicht bei jeder ablehnenden Mahlzeit das altbewährte Essen an. Deine Aufgabe ist es momentan darauf zu achten und zu sorgen, dass dein Kind aus einer großen Angebotspalette mit möglichst vielen naturbelassenen, einfachen, "gesunden", sprich vollwertigen Speisen wählen kann. Hier sollten alle Lebensmittelgruppen enthalten sein und ein rhythmisierter Tagesablauf mit sich auch wiederholenden Angeboten die tägliche Basis bilden. Siee auch einmal hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Baby-isst-nur-Pasta_45151.htm Vielleicht ist auch hier noch einmal der ein oder andere Tipp dabei. Also dann, hilft dir das für´s Erste vielleicht schon etwas weiter? Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 25.07.2021



Antwort auf: Selbstgekochtes

Vielen Dank für die Antwort. Er trink morgens eine Milchflache Pre mit 210ml und Abends zum einschlafen 150ml Pre. Abgestillt habe ich mit 11 Monaten. Mit dem selber essen habe wir auch schon probiert, er verweigert sich trotzdem. Er erkennt sofort ob das selbstgekochtes Essen ist. Schüttelt sofort den kopf wenn er es sieht... Sonst ist er ein total guter Esser. So der Plan. Ca. 06.00 210ml Pre Ca. 08.00 Frühstück 2 kl Brote frischkäse Ca 12.00 ein großes Gläschen Hipp Bzw. Der Versuch des selbstgekochten essen. Ca. 15.00 ein Querschi, Melone oder Banane, Maisstangen oder mal ein Keks. Ca. 19.00 2 Brote mit Leberwurst Zum zu Bett gehen 150ml pre Milch. Ach auf dem Brot, wenn ich mal Käse oder Schinkenwurst darauf mache, dann legt er es daneben und isst nur das Brot. Bei z.B Wurzelgemüse habe ich an die Löffelspitze dick Apfelmus gemacht, damit er es dann probiert, aber nein...

von Li 123 am 25.07.2021, 11:13



Antwort auf: Selbstgekochtes

Er kann super greifen , hebt vom Boden zu kleinsten Krümel auf. Hören kann er auch super, er ist im Haus ganz aufgeregt wenn über die Straße ein Trecker fährt, den er nicht sehen kann und beim Augenarzt waren wir.

von Li 123 am 25.07.2021, 11:17



Antwort auf: Selbstgekochtes

Hallo Li 123 ja, okay, danke für deine Rückmeldung und die Zusatzinformationen. Vermutlich wird es am besten zielführend wirken, wenn du deine Erwartungen und Hoffnungen beiseite schiebst und stattdessen deinem Kind noch viel mehr Eigenverantwortung übergibst. Dein Kind isst prinzipiell gut und gerne. Er isst Brot und andere zu kauende Speisen. Er isst selbständig und ausreichend. Wenn dein Kind also rundum gesund und normal und altersentsprechend entwickelt ist, dann wird sich alles bald ändern und auch dein Kind wird noch viele leckere Dinge entdecken. Integriere deinen Sohn einfach in euren gewöhnlichen Essabläufe und erlaube ihm alles mitzuessen, was geeignet, was ungefährlich ist. Biete ihm stets eine sichere Basis an Speisen die er kennt und ermögliche ihm das zwanglose Kennenlernen neuer Geschmackserfahrungen. Häufig bieten sich solche Gelegenheiten außerhalb der gewohnten Mahlzeitensituationen. Geht doch einmal ein Eis essen und lass deinen Sohn mit essen. Er bruacht vermutlich viele für ihn neue und unbekannte Geschmackseindrücke, die ihm gefallen. Wenn er einige solcher kulinarischen Momente mit dir/mit Papa erleben konnte und durchweg oder meistens beglückende MOmente erfahren kann, wird er nach und nach immer neugieriger und aufgeschlossener werden. Er wir dadurch zukünftig von sich mehr Neues probieren wollen. Er braucht vielleicht besonders viel nonverbalen Zuspruch von euech Eltern, damit er vertrauen kann. Wie wäre es mit einem Picknick im Garten mit leckeren Speisenangeboten. Vielleicht einem leckeren Kuchen? Mittelfristig solltet ihr auch die Milchflaschen weg lassen. Die Überleitung von Milch und Brei zum richtigen Essen klappt gut, wenn sich Kinder über längere Zeiträume an neue Speisen in kleinen Mengen gewöhnen. Das Gewöhnen klappt besonders gut durch das Nachahmen der anderen Mitesser bei Tisch. Kann euch euer Sohn beim Essen immer gut zusehen? Je besser ein Kind in die Essgemeinschaft integriert ist, desto besser. Schau mal hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Wie-kann-ich-meine-Tochter-zum-Essen-animieren_46893.htm Hierin erfährst du noch eine Menge mehr, was du evtl tun könntest, um deinen Sohn noch besser in eure Tischgemeinschaft einzufügen und um ihn zu einem unkomplizierten Esser heranwachsen zu lassen. Lasst die Quetschies weg bzw drücke den Inhalt eines Quetschie im Beisein deines Kindes auf einen Teller und lege weiche Obststückchen dazu. Idealerweise erlebt dein Kind das Prozedere beim Anrichten in jedem Schritt direkt mit. Das kann bspw schon beim Einkauf sein. Auch wenn du das Obst aus der Obstschale oder dem Kühlschrank entnimmst, wäre es gut wenn dein Kind zusehen könnte. Wasche bspw eine Erdbeere und gib sie deinem Kind in die Hand. Lass ihn damit ruhig mal eine Weile spielen. Er wird die Beere vielleicht in den Mund nehmen. Vielleicht auch nicht. Macht das einfach mal eine ganze Woche lang. Iss auch du. Und ke mehr dein Kind deine Verzückung beim Genuss der Erdbeere erlebt, desto besser wird er diese Geschmackserfahrung auch bewerten. Setzt hier auf Kontinuität und Wiederholungen. Biete irgendwann einen Obstteller eine Woche lang immer in der exakt gleichen Weise an. So kann sich dein Kind zunächst visuell daran gewöhnen. Er kann sich zunächst an das Aussehen gewöhnen. Je vertrauter ihm der Anblick ist, desto neugieriger wird er werden und bald, wenn auch vielleicht zögerlich, probieren. Alternativ könnt ihr Quetschies alias frische Smoothies selbst herstellen und zusammen den Smoothie ggf löffelnderweise essen. Beite ihr den ersten Probierlöffel vom Smoothie direkt aus dem Mixgerät (auf einem kleinen Löffel) an - lass ihn bereits so schon einmal vorkosten. Welche Obstsorten masgt du, Papa oder die Oma/Opa gerne? Esst zusammen, esst vielseitig und habt Spaß beim Essen. Findet Rituale, um die gemeinsamen Mahlzeiten einzuleiten. Dadurch kann sich dein Kind zunächst auf die Mahlzeit einstimmen, er kann zur Ruhe kommen, kann die Speisenangebote auf sich wirken lassen und nachfolgend durch Neugier vorsichtig das Ein oder Andere probieren. Das (zögerliche, freiwillige) Probieren ist der Anfang einer möglichen Freundschaft mit der Speise. Kinder gewöhnen sich durch das Essen kleiner Mengen an den neuen Esseindruck. Familienkost gelingt gut, wenn sich die Kleinsten über einen längeren Zeitraum, sich neuen Speisen in ihrem eigenen Tempo annähern können. Biete Vielfalt und Erlebnis mit gemeinsamen Mahlzeiten. Der Esstisch bietet deinem Kindr viele Möglichkeiten um das Essen ganzheitlich zu erleben: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem für den Tastsinn im Mund. Lass ihn ungezwungen und freiwillig neue Erfahrungen sammeln. Erlebe das alles mit ihm gemeinsam. Lass ihn das Essen entdecken - mit allen Sinnen. Lass ihn eure Familienmahlzeiten in authentischer Weise miterleben. Denn Kinder lernen essen durch Gewöhnung, durch eigene Erfahrungen mit den Speisen, durch Spiel, durch Beobachtung und Nachahmung der anderen Mitesser. Regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch sind eine gute Voraussetzung dafür, dass euer Kind bald mit mehr Spaß und Freude mit isst. Kinder müssen sich an Vieles im wahrsten Sinn des Wortes - langsam herantasten. Dein Kleiner braucht dafür ganz viel Vertrauen und euren elterlichen Zuspruch (nonverbal), viel positive und emotionale Begleitung wenn es darum geht neue Lebensmittel kennen- und lieben zu lernen und um einfach mitzuessen. Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. Mit Routine oder in unerwarteten Momenten und Situationen. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz neuer Speisen bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei Freunden, im Urlaub, im Restaurant.... Biete Essen an und lass deinem Sohn genügend Freiraum, um das Essen selbständig auf dem Teller (immer und immer wieder) zu entdecken, zu identifizieren und zu essen. Grüße Birgit Neumann P.S. noch ein Wort zur Milch: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Milch-Unterschiede-1293358205979265039_48411.htm

von Birgit Neumann am 25.07.2021



Antwort auf: Selbstgekochtes

Vielen vielen lieben Dank für die Antwort. Wir werden es dann so ausprobieren und ihm die Zeit zum Essen „kennenlernen“ geben.

von Li 123 am 25.07.2021, 20:00