Frage: Schlechter Esser

Hallo, Wir sind auf der Suche nach Unterstützung: unser 17 Monate alter Sohn isst sehr schlecht in letzter Zeit. Wir hatten schon einmal so eine Phase, die aber wieder von allein verschwunden ist. Er hat bisher noch nie bei uns am Familienessen teilgenommen egal womit wir es versucht haben. Daher habe ich ihm nach wie vor mittags Gemüsebrei gemacht. Dieser wird jedoch nun auch nicht mehr gegessen. Gemüse als Rohkost im allgemeinen wird komplett verschmäht. Er isst Brot, Brötchen, Obst, Joghurt, Würstchen (auch kein anderes Fleich) und natürlich knabberkram. Ab und zu hat er abends noch einen Grießbrei bekommen, möchte er nun aber auch nicht mehr. Bisher habe ich ihm immer eine Alternative Geboten wenn er etwas nicht essen wollte nach dem Motto "Hauptsache das Kind hat was im Magen". Da ich jedoch das Gefühl hatte, das ganze dadurch nur schlimmer zu machen, haben mein Mann und ich uns nun folgenden Plan geschmiedet: Es gibt 3 Hauptmahlzeiten und 2 Zwischenmahlzeiten. Mittags und abends versuchen wir so oft es geht gemeinsam zu essen. Wenn er nicht essen möchte, bekommt er keine Alternative sondern isst halt nichts. Also wir würden gern versuchen etwas "konsequenter" zu sein. Ich glabe es liegt gar nicht an dem Essen an sich, da er es noch nicht einmal probiert. Es kommt uns eher vor wie eine Art "Machtspiel", weil er regelmäßig am Tisch furchtbar wütend werden kann. Allerdings habe ich heute Mal aufgeschrieben, was er so isst am Tag und bin auf ca. 550 kcal gekommen. Das hat mich dann doch sehr erschreckt und wieder an unserem "Plan" zweifeln lassen. Was halten sie von unserer zurechtgelegten "Strategie"? Haben sie noch andere Ideen? Muss ich mir Sorgen machen, weil mein Sohn aktuell so wenig isst? Vielen Dank!

von Katinka2021 am 17.08.2021, 22:51



Antwort auf: Schlechter Esser

Hallo Katinka2021 im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann ich nur sehr allgemein antworten. BItte prüfe meine Antwort darum unbedingt noch einmal ganz individuell für eure Situation und reagiere weiterhin und immer nur in einer dir angemessenen Weise auf die Bedürfnisse deines Kindes. Handle so, wie es für euch als Eltern wirklich stimmig ist. Ich gehe in meiner Antwort davon aus, dass dein Sohn rundum gesund und altersentsprechend entwickelt ist, so dass das Mitessen bei Tisch theoretisch funktionieren könnte. Ich frage aber einfach noch einmal explizit nach, ob dein Sohn laut Aussage eures Kinderarztes vollkommen gesund und fit und altersentsprechend entwickelt ist. Wenn soweit alles stimmt, dann könnt ihr eure zukünftigen Mahlzeiten in der Form angehen, wie ihr euch das vorgenommen habt. Wichtig wäre, dass ihr konsequent dabei bleibt. 3 HZ und 2 ZMZ sind prima. Biete stets ein passendes und vollwertiges Angebot, welches dein Kind gut und gefahrenfrei essen kann. Bietet eurem Sohn immer die bisher gewohnten Speisen an und ergänzt diese mit euren Familienspeisen. So werden sie zu einer Möglichkeit und nicht zum Zwang. Bietet das an, was euer Kid kennt und mag und erweitert das Angebot mit euren adneren Speisen. Die allgemeinen Ratschläge zum Thema legen den Fokus auf Gelassenheit und Vorleben sowie Authentizität. Essen lernen hat auch viel mit Emotionen und Empfindungen zu tun. Am gemeinsam erlebbaren Esstisch haben Kinder die Chance, die anderen Esser zu beobachten und zu imitieren. Sie sehen und riechen und hören alles was typisch und charakteristisch dafür ist. Das prägt sich ein. Ganz unbewusst. Sie passen sich der Gesamtsituation an. Ganz automatisch und ohne Worte. Die gemeinsame Zeit am Esstisch dient nicht nur der Nahrungsaufnahme. Der gemeinsame Esstisch ist ein verbindendes Element, welches mehrschichtig wirkt. Gib deinem Kind so oft wie möglich die Gelegenheiit selbständig zu handeln. Nimm ihn ggf auf deinen Schoß und lass ihn von deinem Teller probieren. Je häufiger dein Kind sieht wie und was du isst, desto besser. Integriere deinen Sohn eben so oft wie möglich in eure gemeinsamen Mahlzeiten und schau wie sich die Dinge entwickeln. Dein Kind darf jetzt spielerisch zunächst viele neue Speisen und Familienspeisen entdecken und du darfst dein Kind hierbei bedürfnisorientiert begleiten und in diesem Prozess individuell unterstützen. Als Eltern darfst du vorgeben was auf den Tisch kommt und dein Kind darf so viel oder so wenig essen wie es davon möchte. Wenn dein Kind also rundum gesund und normal und altersentsprechend entwickelt ist, dann wird sich alles bald ändern und auch dein Kind wird noch viele leckere Dinge entdecken. Integriere deinen Sohn einfach in euren gewöhnlichen Essabläufe und erlaube ihm alles mitzuessen, was geeignet, was ungefährlich ist. Biete ihm stets eine sichere Basis an Speisen die er kennt und ermögliche ihm das zwanglose Kennenlernen neuer Geschmackserfahrungen. Häufig bieten sich solche Gelegenheiten außerhalb der gewohnten Mahlzeitensituationen. Geht doch einmal ein Eis essen und lass deinen Sohn mit essen. Er braucht vermutlich viele für ihn neue und unbekannte Geschmackseindrücke, die ihm gefallen. Wenn er einige solcher kulinarischen Momente mit dir/mit Papa erleben konnte und durchweg oder meistens beglückende Momente erfahren kann, wird er nach und nach immer neugieriger und aufgeschlossener werden. Er wird dadurch zukünftig von sich mehr Neues probieren wollen. Verlagert vielleicht die Nachmittagsmahlzeit an einen anderen Ort als den üblichen Esstisch. Denn eine andere Umgebung könnte in eurem Fall neue Verhaltensweisen hervorbingen. Ihr könntet nachmittags eine Art Picknick veranstalten um das Essenlernen auch spielerisch zu fördern. Setzt euch zusammen bspw auf den Boden oder an seinen kleinen Spieltisch mit Kuschelltier und esst zusammen etwas Leckeres. Biete verschiedene Wahlmöglichkeiten zum Entdecken. Oder geht raus und esst draußen etwas, Das kannst du vorher kaufen oder etwas selbst gemachtes aus einer Box zaubern. Finde insgeamt einfach neue Routinen. Schaffe Übergänge zum Esstisch durch bestimmte Abläufe wie bsp zuerst etwas Vorlesen, Lätzchen umbinden, etwas singen. Aber auch sich stets wiederholende Worte wie bspw "Guten Appetit" sind sehr hilfreich. Was meinst, hilft dir das vielleicht ein bisschen weiter? Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. und vielleicht zu guter Letzt, schau mal noch hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Wie-kann-ich-meine-Tochter-zum-Essen-animieren_46893.htm Hierin erfährst du noch eine Menge mehr, was du evtl tun könntest, um deinen Sohn noch besser in eure Tischgemeinschaft einzufügen und um ihn zu einem unkomplizierten Esser heranwachsen zu lassen.Biete Vielfalt und Erlebnis mit gemeinsamen Mahlzeiten. Der Esstisch bietet deinem Kind viele Möglichkeiten um das Essen ganzheitlich zu erleben: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem für den Tastsinn im Mund. Lass ihn ungezwungen und freiwillig neue Erfahrungen sammeln. Erlebe das alles mit ihm gemeinsam. Lass ihn das Essen entdecken - mit allen Sinnen. Lass ihn eure Familienmahlzeiten in authentischer Weise miterleben. Denn Kinder lernen essen durch Gewöhnung, durch eigene Erfahrungen mit den Speisen, durch Spiel, durch Beobachtung und Nachahmung der anderen Mitesser. Regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch sind eine gute Voraussetzung dafür, dass euer Kind bald mit mehr Spaß und Freude mit isst. Kinder müssen sich an Vieles im wahrsten Sinn des Wortes - langsam herantasten. Dein Kleiner braucht dafür ganz viel Vertrauen und euren elterlichen Zuspruch (nonverbal), viel positive und emotionale Begleitung wenn es darum geht neue Lebensmittel kennen- und lieben zu lernen und um einfach mitzuessen. Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. Mit Routine oder in unerwarteten Momenten und Situationen. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz neuer Speisen bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei Freunden, im Urlaub, im Restaurant.... Biete Essen an und lass deinem Sohn genügend Freiraum, um das Essen selbständig auf dem Teller (immer und immer wieder) zu entdecken, zu identifizieren und zu essen. Was mich auch noch interessen würde, ist die Frage nach der Milch. Wie viel Milch und welche Milch trinkt dein Kind? Und aus welcher Art Trinkgefäß trinkt dein Kind seine tägliche Milch?

von Birgit Neumann am 19.08.2021