Frage: Milchzucker

Hallo! Ich ernähre meine 5 Kinder so zuckerfrei wie möglich (so weit das in dieser Gesellschaft überhaupt möglich ist). Wobei ich aber unsicher bin, ist Naturjoghurt. Der enthält ja zumindest keinen aufgesetzten Zucker. Allerdings sind die Unterschiede im Milchzuckergehalt extrem unterschiedlich. Da ich immer den mit dem wenigsten Zucker raussuchen, ist mir aufgefallen, dass laktosefreie Produkte meist weniger Zucker enthalten. Da findet man schon Quark oder Joghurt unter 4g. Allerdings ist das ja kein Milchzucker mehr, sondern Glukose und Galaktose. Ist das ungesunder als der Milchzucker, oder zählt das genauso. Soweit ich das verstanden habe, spaltet unser Körper ja auch den Milchzucker nach dem Verzehr in diese Bestandteile. Har der laktosefreie Joghurt dann tatsächlich weniger Zucker und ist dem anderen vorzuziehen, oder wird die Glukose anders aufgenommen, wenn nicht der Körper die Spaltung selbst vornimmt? Vielen Dank für eine Antwort und viele Grüße

von uschus am 28.11.2020, 14:39



Antwort auf: Milchzucker

Hallo uschus ohne jetzt auf weitere Details zum Laktosegehalt einzugehen - biete deinen Kindern ruhig, sofern sie nicht nachweislich laktoseintolerant sind, ganz normale Milchprodukte an. Du brauchst Laktose bei gesunden Kindern nicht zu meiden. Es bietet euch aber auch weder Vor- noch Nachteile, trotzdem laktosefreie Produkte zu verwenden. Doch ist es eher unnötig. Es bietet wiederum überhaupt keine Vorteile hinsichtlich dem Vorhaben, zuckerarm/zuckerfrei zu essen. (Fast) alle Lebensmittel enthalten Zucker/Kohlenhydrate. Jedes Kohlenhydrat ist quasi eine Zuckerart. Es gibt Einfachzucker, Zweifachzucker, Mehrfachzucker und letztere wiederum werden noch einmal weiter unterteilt. Die verschiedenen Zuckerarten werden unterschiedlich verstoffwechselt. Sofern beim jeweiligen Verdauungs-und Verstoffwechselungsvorgang keine individuellen Störungen oder Besonderheiten vorliegen, können die verschiedenen Zuckerarten ganz normal gegessen werden. Von manchen mehr und von anderen weniger. Glucose ist ein Einfachzucker, auch bekannt als Traubenzucker. Er liefert schnelle Energie, weil seine Verdauungszeit kurz und die Absorption unkompliziert und unmittelbar ist. Der Blutzuckeranstieg (insulinabhängig) geht schnell. Fruktose ist ebenfalls ein Einfachzucker. Der Blutzuckeranstieg (Insulinunabhängig) geht langsamer vonstatten als bei Glukose. Jedoch steigen dabei die Blutfettwerte höher an. Das Signal für Sättigung wird bei Fruktose viel langsamer erreicht, weshalb ein Überkonsum damit leichter wird. Saccharose, der gewöhnliche Haushaltszucker, ist ein Zweifachzucker, der sich aus Glucose und Fruktose (zu gleichen Anteilen) zusammensetzt. Die Absorption von Fruchtzucker ist im Zusammenspiel mit Glucose leichter, weshalb Saccharose häufig auch von Menschen mit Fruchtzuckermalabsoprtion besser vertragen wird. Glukose-Fruktose-Sirupe * (Glukosesirup, Fruktosesirup, und andere Sirupsorten dieser Bauart) wie sie in vielen Fertigprodukten, Gebäcken, Süßspeisen u.a. häufig Verwendung finden, diese solltest du möglichst komplett meiden. Sie sind nicht natürlich. Natürliche Zuckerarten wie sie bspw in Honig, Apfeldicksaft, Datteln, Dattelmus vorkommen sind bei moderatem Konsum dagegen okay. Wenn ein Lebensmittel Kohlenhydrate enthält, dann sind darin verschiedene Zuckerarten enthalten (Stärke, Zucker, etc)**. Wenn diese bereits enzymatisch (oder industriell) abgebaut oder gespalten werden, dann stehen sie dem Körper nach Verzehr schneller zur Verfügung. Und genau das ist eher weniger oft gewollt. Es ist eher erwünscht, dass der gesunde Körper eine eigene Verdauungsarbeit leistet. Brot, Getreide, auch Gemüse, bildet darum die Basis der täglichen Ernährung und nicht der süße Keks oder die Banane. Denn: die verschiedenen Zuckerarten in Lebensmitteln werden verschieden schnell verdaut. Manche werden schnelller (Banane) und manche werden langsamer (Getreide) verdaut und verstoffwechselt. Mehrfachzucker (Stärke z.B im Brot) brauchen länger und halten darum länger satt. Mehrfachzucker (bspw in Brot, Nudeln) schmecken auch deutlich weniger süß. Das ist der eigentliche Sinn von der Empfehlung einer zuckerarmen Ernährung bei Kindern. Man solle unnatürliche Zucker meiden, schnell(er) verdauliche Zucker in moderaten Mengen halten, z.B. lieber öfter die weniger süß schmeckenden Obstsorten anbieten, und dafür mehr Getreideprodukte um lange satt zu bleiben. Süß ja, nur eben mit Bedacht. Wasser als Getränk. die tägliche Ernährung sollte bestehen aus einem Angebot wie folgt: Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc reichlich Obst und Gemüse, ( etwa 5 P am Tag, davon 2 Portionen Obst, 3 Portionen Gemüse) gefolgt von Milch- und Milchprodukten Fleisch, Fisch sichtbare Fette und Öle am wenigsten sollte der Anteil Süßigkeiten/zuckerhaltige oder sehr süß schmeckende Speisen sein ausreichend ungesüßte und unsüße Getränke, allem voran: Wasser Damit Kinder nicht nur süße Speisen mögen (lernen) und sich damit satt essen, sondern auch langsamer verdauliche Speisen essen, sollten stark zuckerhaltige Speisen und Getränke, (alternative Süßungsmittel eingeschlossen) eher nur einen kleinen Anteil in der täglichen Ernährung einnehmen. Auch wegen der Gewöhnung. Industriezucker in Rezepten durch natürliche Zuckeralternativen zu tauschen ist durchaus ein sinnvoller Ansatz. Da Datteln und Co bspw auch VIiamine und Mineralstoffe, Ballaststoffe ( Ballatstsoffe füttern das Mikrobiom im Darm) enthalten. Haushaltszucker ist dagegen kein solcher Nährsotfflieferant. Dieser liefert, wie man so sagt, "leere" Kalorien. Fazit: Bleibe tolerant und offen und sei nicht dogmatisch . Biete deinen Kindern einfach nur so viel handelsübliche Zuckerprodukte an wie nötig. Übertreibe es nicht mit dem Vorhaben zuckerfrei damit du deinen Kindern einen unkomplizierten und freien, guten Umgang damit ermöglichst, damit sie auch ihre eigene Erfahrungen machen können. Verwende so wenig Zucker wie möglich und erlaube doch auch so viel natürlichen Zucker wie "nötig". Laktose ist im Verbund des Lebensmittels Joghurt (Milchprodukt) als natürlich zu bezeichnen. Es sei denn, Laktose wurde extra (laut Zutatenverzeichnis) zugesetzt. Das ist eher nicht erwünscht, da überflüssig und unnötig. Also dann Grüße Birgit Neumann * Fertigprodukten wird häufig sog. Glukose-Fruchtzucker-Sirup oder Glukosesirup, auch Maissirup (genannt) , HFCS, u.a. zugesetzt. Das hat mehrere Gründe wie bspw Verbesserung von Textur, Haltbarkeit, Optik, aber auch wirtschaftliche Interessen. Das alles ist ein bisschen kompliziert. Aber ganz pauschal lässt sich zusammenfassend dennoch sagen, dass diese Sirupe weniger optimal sind und weitestgehend gemieden werd ** Honig betseht bspw aus insgesamt 70% Glucose + Fructose und 10% Saccharose + Maltose), Wasser ca 20%, plus Enzyme, Vitamine, Aminosäuren, Pollen (Vorsicht als Allergiker), Aromen und Mineralstoffen. Mehr dazu erfährst du hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Alternative-Suessungsmittel_45629.htm P.S. Joghurt enthält Milchsäurebakterienstämme, die durch den Abbau der Laktose die Milch in Joghurt verwandeln.

von Birgit Neumann am 30.11.2020