Frage: kochbuchempfehlung?

Hallo Frau Neumann, haben sie evtl eine Kochbuchempfehlung für mich? Meine Tocher fast 5 ist ausgesprochen wählerisch und ich suche nach einem Kochbuch was ich ihr geben kann und sie so auch aussuchen kann und vlt auch mal etwas isst weils toll aussieht? oder einen tollen Namen hat… meisten frage ich sie was sie essen möchte und wenn es passt koche ich ihr das gerne allerdings gibt es nur 3-4 gerichte welche sie auch zuverlässig gerne mag und schon geringe abwandlungen zum großem Drama am Tisch führen können. Mitkochen ist bei uns leider schwierig sie würde zwar gerne aber unsere Küche ist extrem klein und nicht dafür ausgelegt zu zweit darin zu „kochen“ wir haben das hin und wieder versucht aber es ist mir auch durch ihr quirlige Art noch zu gefährlich. LG

von sai89 am 15.08.2021, 13:49



Antwort auf: kochbuchempfehlung?

Hallo sai89 häufig erweitern Kinder ihr Repertoire an gemochten Speisen scheinbar zufällig und in unerwarteten Momenten. Je häufiger sich solche Gelegenheiten ergeben, desto besser. Das zumindest kann ein weiterer Hoffnungspunkt für euch sein. Vielleicht im nächsten Urlaub, bei der nächsten Übernachtungsparty mit Freundinnen, beim kommenden Grillfest oder einfach nur beim nächsten Stadtbummel oder gleicht nachher am Esstisch. Ein erster richtiger und wichtiger Schritt für die Bereitschaft etwas Neues überhaupt probieren zu wollen, ist tatsächlich das Sehen. Der optische Eindruck einer Speise regt tatsächlich erste Impulse für die nachfolgende Handlung. Wenn deine Tochter also häufiger eine bestimmte Speise in einem Kochbuch ansieht, desto eher wird sie zugreifen, wenn das nachgekochte Gericht vor ihr steht. Sie müsste dafür noch nicht einmal aktiv mit kochen. Es würde reichen, wenn sie das nachgekochte Gericht schlicht wieder erkennt. Und auch wenn sie beim ersten Mal noch skeptisch und zögerlich reagieren würde, spätestens beim zweiten oder dritten (ggf zehnten) Mal, wird sie sich der Speise annehmen. Mein Tipp betreffs Kochbuchwahl ist zunächst dieser: wähle ein Buch, welches primär dir gefällt. Sowohl optisch als auch bei den Rezepten. Denn du wirst künftig dafür verantwortlich sein die Rezepte nachzukochen und nachzubilden.Und das gelingt dir umso besser, je mehr Freude du damit hast. Desto leichter wird dir das gelingen. Und je besser du es schaffst, das Original nachzubilden, desto sinnvoller für dein Vorhaben. Das Gericht sollte auch nicht nur Spaß beim Zubereiten machen, sondern vielleicht auch deinen Geschmack treffen. Denn nur wenn auch du genussvoll mit isst, wird es deine Tochter vielleicht auch mögen können. Wohin soll die Reise also gehen? Möchetst du gewöhnliche Speisen kochen à la Hausmannskost, oder lieber vegetarisch gar vegan? Zuckerfrei, vollkornbasiert, ergänzt mit FIsch, ...? Sollte alles frisch zubereitet sein oder dürfen auch Teilfertigprodukte enthalten sein? Geht es dir mehr um schlichte und gewöhnliche Gerichte oder suchst du eher nach Rezepten mit einem gesunden Image? Fragen über Fragen. Doch mit Beantwortung dieser wird es einfacher sein, Kochbücher inhaltlich voneinander grob zu unterscheiden. Ihr könntet euch bspw in der Bibliothek eine Reihe Kochbücher ausleihen. Kinderkochbiücher und Familienkochbücher, normale Kochbücher oder anderes. Mögt ihr Instagram? Denn auch dort würdet ihr fündig. Am besten wäre es, wenn ihr die Bücher zusammengekuschelt das erste Mal gemeinsam anschauen würdet. So könnt ihr euch unterhalten und du merkst schnell, wie du ihre Aufmerksamkeit und Neugier am besten erreichst. Denn die meisten Kinder mögen tatsächlich bunt am liebsten. Und insbesondere "blau" finden sie sehr interessant. Das mal nur am Rande erwähnt. Auch wenn du vorwiegend naturbelassene, vollwertige, als "gesund" betitelte Speisen auf den Tisch bringen solltest, schließt dies etwaige, vielleicht notwendige Kompromisse nicht aus. Lass deine Tochter frei entscheiden und bewerte nicht. Wenn sie sich etwas aussucht, was auch indirekt sein kann, dann werte nicht und bemühe dich am besten, das Gericht möglichst so nachzubilden, wenn es auf dem Bild zu sehen ist. Was das Helfen betrifft. Es ist natürlich weniger optimal, dass eure Küche für zwei Personen zu klein ist. Trotzdem ist das Mithelfen aber gut möglich. Ihr könnt verschiedene Zubereitungen und Vorbereitungen außerhalb der Küche vornehmen. Es ist oft gar nicht nötig, dass deine Tochter beim Kochen vom Anfang bis zum Ende involviert ist. Es reicht für´s Erste volkommen, wenn sie einzelne Arbeitsschritte übernimmt, Das geht auch am Esstisch. Sie kann Kartoffeln schälen, Möhren, schäle oder Gemüse in Stücke schneiden. Es geht erst einmal darum, dass deine Tochter in den Kochprozess in Teilen integriert würde. Sie kann das Kochen dabei sinnlich miterleben und lernt dabei eine ganze Menge. Sie kann später auch beim Abschmecken helfen. Lass sie immer wieder die Gewürze riechen und übergib ihr den Streuer zum Nachwürzen. Der immer wiederkehrende Duft eines Gewürzes schafft Vertrauen. Und darüber lassen sich Brücken schlagen. Denn wenn Gewürz x in jenes Gericht wandert und bald auch in Gericht y, und wenn deine Tochter beide Gerichte selber würzen darf, dann schafft das Vertrauen welches sie eher zum Probieren verleitet und ermutigt. Ich erläutere dir anhand eines einfachen Beispieles, wie du mit der Neophobie zukünftig noch weiter verfahren könntest: Du möchtest beispielsweise Brokkoli als Gemüsebeilage servieren? Wie würde der Brokkoli auf den Tisch kommen? Pur oder in Sosse? Irgendwo (in Auflauf) drin? Du möchtest dass dein Kind Brokkoli isst? Eine Garantie gibt es nicht, dass sie es tun wird, aber eine Möglichkeit, dass sie ihn essen und vielleicht lieben lernen wird. Und zwar: Brokkoli immer wieder in der gleichen Erkennungsform auf den Tisch bringen - nicht in der einen Woche im Auflauf, in der anderen Woche auf der Pizza und beim nächsten Mal pur oder in Sosse. Bringe den Brokkoli jedes Mal in der gleichen Weise, mit deutlichem Wiedererkennungseffekt auf den Tisch. Esst selbst genussvoll aber kommentarlos euren Brokkoli. Immer und immer wieder. Irgendwann wird eure Tochter etwas von diesem Brokkoli auf ihrem Teller platziert dulden. Sie wird ihn vermutlich nicht sofort mit Begeisterung essen, wird ihn ggf mit einem lauten "bäh" vom Teller schieben. So what. Kein Kind "muss" Brokkoli essen. Es wäre nur "vorteilhaft" für deine Tochter, wenn sie mitessen würde, weil du den Brokkoli gekocht und dir Mühe gemacht hast und weil er eben an diesen bestimmten Tagen auf den Tisch kommt. Ein Kompromiss könnte sein: Koche den Brokkoli zusammen mit verschiedenen anderen Gemüsesorten (z. B. Möhren, Zucchini, Blumenkohl, etc). So kann jeder aus dem Gemüsetopf das nehmen, was er mag. Und die Wahrscheinlichkeit, dass der Brokkoli auch einmal probiert wird wächst dadurch enorm. Manche Kinder mögen Gemüse tatsächlich aber viel lieber, wenn sie es nicht sehen und sie nichts an Brokkoli (im Aussehen) erinnert. Der Brokkoli in der pürierten Cremesuppe ist dann keiin Brokkoli mehr für sie, sondern etwas eigenes, nämlich Suppenbrokkoli. Das ist für dein Kind etwas ganz anderes. Und wenn Kinder über die Cremesuppe erst einmal an den Geschmack gewöhnt sind, mögen sie den echten Brokoli irgendwann (irgendwann!!) auch in seiner vollen Schönheit und Ganzheit. Entweder weil sie mutiger werden (Eintritt in die Schule) oder weil sie vernünftiger werden oder weil sie neugierig sind und sich irgendwann dran wagen, an das zarte Röschen und es vorsichtig benagen und für "essbar" empfinden. Das kann alles sein. Trotzdem wird es immer Kinder geben, welche keinen Brokkoli essen. Weil sie den Geschmack nicht mögen, weil er iihnen ggf zu bitter schmeckt oder sonstige subjektive Empfindungen so schlimm für sie sind, dass sie ihn nicht essen "können". Sicher kennst du selbst das Gefühl, dass dir etwas partout nicht schmeckt und du es partout nicht schlucken kannst oder sogar gar nicht erst in den Mund nehmen möchtest. Der Brokkoli steht synonym für jede Sorte Gemüse, Obst, Fleisch oder was auch immer. Als Fazit bedeutet die Schilderung für dich: anbieten - mit Wiedererkennungseffekt gewöhnen lassen - optisch kleine Mengen freiwillig probieren lassen - Meinung akzpetieren wieder anbieten nochmals anbieten bis 8 -10 Mal!!!! kleine Mengen sind super - und steigerbar! Es geht zunächst darum , dass deine Tochter die Nahrung immer wieder sieht, fühlt, riecht, sich spielerisch annähert, Ängste abbaut und das Essen zum Freund wird.* Kinder lernen essen auch nonverbal und ohne aktives Zutun. Kinder lernen sogar sehr viel durch einfaches Beobachten, ganz automatisch. Brokkoli? Einfach selber essen, ganz selbstverständlich und dann: abwarten. Und jetzt, fast ganz abschließend noch zu deiner komkreten Frage nach einer Empfehlung. MAUS-Kochbücher sind ganz nett, da hübsch und einfach und rundum bunt gestaltet. Hat deine Tochter besondere "Helden"? Es gibt viele solcher "Helden"-Kinderkochbücher. Die MAUS ist nur ein Beispiel dafür. Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. und hier noch ein Bild im Anhang für ein "Blumenkohlschäfchen": lass dir von deiner Tochter ein Blumenkohlschäfchen auf den Teller zaubern. So entsteht kein Verzehrszwang und dein Kind kann den Blumenkohl auf spielerische, Weise und "indirekt kennen lernen. Lass dein Kind einfach spielen und phantasievolle Kreationen legen. Blumenkohlschäfchen /Schäfchenwolke du brauchst: 1 Blumenkohl Sahne,Butter,(Instant-Gemüsebrühepulver), Salz, Zucker, Muskatnussabrieb kleine Snack-Laugenbrezelchen Deko-Augen (hier: Plastik), wähle Zuckeraugen oder selbstgebasteltes: Vorschläge für selbstgebastelte Augen: Esspapier mit dem Locher ausstanzen und mit einem schwarzen Lebensmittel-Farbstift Augen auftupfen nimm den Blumenkohl und schneide den Strunk großzügig weg. Wasche den Kohl und zerteile (schneide) kleine und größere Röschen ab. Gib die Röschen in einen Topf. Gieße etwas Wasser hinzu, einen Teelöffel deiner Lieblingsgemüsebrühe, etwas Salz, etwas Zucker und koche das Ganze ca 15 min, bis es weich ist. Suche dir nun ein paar schöne, größere Röschen für deine Schäfchen-Wolken-Körper und und püriere den restlichen Blumenkohl mit einem Schuss Sahne und einem Stich Butter. Würze und schmecke dein Püree gut ab. Zerbrich die Salzbrezelchen. Körper: ein größeres Blumenkohlröschen Kopf mit Ohren: 1 Klecks Blumenkohlpüree Beine und Mund: Salzbrezelchen siehe Foto im Anhang

von Birgit Neumann am 17.08.2021