Liebe Frau Neumann,
meine Tochter ist 9 Monate alt und es klappt mit der Beikost höchst mäßig. Mittagsbrei oft nur ein paar Löffel (manchmal mehr), Abendbrei das gleiche. Am liebsten spielt sie mit dem Löffel. An Fingerfood hat sie mehr Interesse und stopft sich alles in den Mund, aber da sie kaum kaut, sondern auch große Stücke einfach schluckt, bin ich da vorsichtig und so richtige Mengen nimmt sie dabei auch nicht auf. Brot isst sie meistens ganz gut. Ich stille sie noch und darüber wird sie eigentlich hauptsächlich ernährt. Ich habe unterschiedliche Dinge gehört: dass das Kind im ersten Lebensjahr durch Muttermilch optimal versorgt wird und richtiges Essen "before one just fun" ist. Aber auch, dass ab 6 Monaten die Muttermilch eben nicht mehr ausreicht, und man das Stillen reduzieren muss, damit das Kind so hungrig wird, dass es Brei isst. Was stimmt? Natürlich möchte ich keinesfalls, dass ihr Nährstoffen fehlen!
Gedeihen tut sie wie ein Weltmeister und ist ein kräftiges Baby.
Dann hätte ich noch eine Frage: ich habe auf einer BLW Seite gelesen, dass Kuhmilch im ersten Lebensjahr unter anderem das Risiko für chronisch entzündliche Darmerkrankungen erhöhe. Andererseits soll ja abends der Brei mit Milch gemacht werden. Ist an dem erhöhen Risiko für CED etwas dran? Das hat mich so verunsichert, dass ich den Brei immer noch mit halb Wasser, halb Milch anrühre.
Kann ich ihr Butter auf das Brot streichen oder Frischkäse? Und ab wann dürfte sie auch gesalzene Dinge essen?
Und eine letzte Frage: ich habe heute Knabberringe für Kinder von Holle gekauft (Zutaten Reis* 67,2%, Linsen* 16,8%, Sonnenblumenöl* 11,8%, Apfelpulver* 2,5%, Zimt* 1,7%) und erst zu spät gesehen, dass sie erst ab 3 Jahren sind. Da hatte ich ihr schon 2 oder 3 Ringe gegeben. Ist denn an den Zutaten irgendetwas bedenklich in ihrem Alter?
Vielen Dank im Voraus und viele Grüße!
von
Halimon
am 13.09.2021, 23:54
Antwort auf:
Fragen zur Beikost
Hallo Halimon
beim Spruch "food under one is just for fun" scheiden sich auch die Expertengeister. Oder anders ausgedrückt. Nein, es ist nicht nur just for fun, denn Beikost (food) erfüllt verschiedene Zwecke. Aber auf jeden Fall bleibt alles unter dem Vorbehalt der individuellen Entwicklung zu berücksichtigen.
Beikost sollte ab der individuellen Beikostreife eingeführt und regelmäßig gegeben werden. Beikost ist ein wichtiger Baustein im Entwicklungsgeschehen. Ein beikostreifes Baby braucht Beikost, um sich optimal zu entwickeln. Nur diie Frage nach der Menge und Art, diese ist verschiedentlich zu diskutieren.
Babys, welche mit Säuglingsmilch ernährt werden, brauchen Beikost vorrangig und auch wegen der enthaltenen Nährstoffe und zur Energieversorgung, sowie für Anderes. Sie brauchen Beikost, um die Milchmenge nach und nach, schrittweise zu verkleinern. Babys, welche nach Bedarf gestillt werden, brauchen Beikost zusätzlich zur Muttermilch und nicht anstatt Muttermilch. Hier reguliert sich das Reduzieren der Milchmenge ganz automatisch, da das Baby nach Bedarf quasi selbst entscheiden kann. Die Menge der Beikost richtet sich hier, bei einem angemessenen Angebot, ebenfalls nach dem Bedarf. Somit gibt es Babys, welche scheinbar weniger Beikost essen und noch viel Mumi trinken und trotzdem völlig bedarfsgerecht ernährt sind. Und umgekehrt eben auch Babys, welche viel Beikost essen und wenig Mumi zusätzlich trinken.
Ob ein Baby Beikost annimmt oder gar komplett ablehnt und auch die Art der Ablehnung können bspw auch anzeigen, ob sich das Baby altersentsprechend entwickelt. Beikost erfüllt viele wichtige Funktionen und sollte keinesfalls als "nur zum Spaß" angeboten werden. Aber der Erfolg der Beikost sollte auch nicht nur anhand der Essmengen beurteilt werden und dadurch wohlmöglich zum Beikostdrama werden, falls die Essmengen anfangs noch klein bleiben.
Dass dein Baby weiterhin gut wächst und gedeiht, das ist auf jeden Fall ein guter Indikator dafür, dass die Muttermilch weiterhin bestens versorgt. Beikost und Muttermilch ergänzen einander perfekt.
Die Sache mit der Kuhmilch lässt sich ebenfalls vielschichtig diskiutieren. Eine Antwort auf deine Frage kann ich dir darum leider nicht geben. Ich kann dir wohl aber sagen dass, wenn Kuhmilch in kleinen Mengen, zum Probieren und zum Kennenlernen angeboten wird, mit ziemlich hochgradiger Wahrscheinlichkeit und Sicherheit absolut überhaupt keine gesundheitlichen Störungen zu erwarten wären.
Dein Kompromiss mit der Halbmilch ist trotzdem auf jeden Fall und bestimmt in eurem Falle ganz wunderbar. Da du auch stillst, braucht(e) dein Baby ohnehin nicht unbedingt eine weitere Milchsorte. Muttermilch liefert sehr viel mehr gute Inhaltsstoffe als Kuhmilch. Kuhmilch kann die Kost bzw Breie aber ruhig ergänzen. Kuhmilch sollte im 1.Lj möglichst ausschließlich mit Brei vermischt angeboten werden, die Menge von 200 ml täglich nicht überschritten werden. Kleine Mengen Kuhmilch sind im Sinne einer Allergieprävention sogar erwünscht, Manchmalige und kleine Gaben reichen dafür aus. Als Stillmama (nach Bedarf) muss Kuhmilch im 1. Lj nicht gegeben werden. Muttermilch reicht aus.
Ab dem 10. Lm kann jetzt Butter oder Frischkäse, Sahne, Kuhmich etc in kleinen Mengen, im Rahmen der Familienkost, ebenfalls den Speiseplan bereichern.
Die Kringel sind oder waren für dein Baby okay, sofern sie deine Tochter eben gut essen und schlucken konnte, Die Zutaten sind sämtlich in Ordnung, nur ist die Gesetzeslage eine andere (strengere), bei Produkten welche für Kinder von 0-3 Jahre angeboten werden.
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 14.09.2021