Hallo
Mein Sohn ist 10 Monate alt, und er bekommt zurzeit ca. 7.30 Uhr die Flasche (230 ml)
Soll ich ihm dann ca 11 Uhr Mittagessen geben oder eher noch eine Flasche oder Müsli?
Wieviele Mahlzeiten braucht er ihn dem Alter überhaupt?
Soll ich früh eher 2 Mahlzeiten(Milch) geben oder ist eine ausreichend, wenn er später aufwacht
Sind 230ml Milch für 10 Monate überhaupt ausreichend?
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Heyn
von
sabrina_heyn1
am 29.06.2017, 11:46
Antwort auf:
Ernährung mit 10 Monate
Hallo Sabrina
dein Baby hat jetzt ein Alter erreicht, in dem du euren üblichen Alltag immer besser planen kannst. Du kannst bereits morgens mit einem Frühstück bei Tisch beginnen und den Tag rhythmisch durchstrukturieren, regelmäßige Mahlzeiten bei Tisch inklusive. Zwei Milchfläschchen bzw 2 Portionen Milch, etwa 400-500 ml Säuglingsmilch, diene als Orientierung für die Menge, die im 2. Lebenshalbjahr passt. Tageweise kann der Bedarf deines Kindes (Pre-Milch) etwas steigen. Der tatsächlich benötigte Bedarf ist immer individuell. Statt einer Portion von 200 ml Säuglingsmilch, wäre es auch möglich, einen Milchbrei mit Kuhmilch (200 ml) zu geben.
Da dein Sohn inzwischen das Alter für die sog. Familienkost erreicht hat, kannst du Breie immer häufiger mit Fingerfood und fester Nahrung ergänzen oder gar ersetzen.
Beginnt also morgens mit einem Frühstück, das sowohl Milch als auch Brot enthält. Lass deinen Kleinen das Brot (in kleine Stücke geschnitten) selbständig essen. Anfangs wird er vermutlich nur wenig essen oder alles nur sehr interessiert anschauen und anfassen. Gib deinem Kind trotzdem die Chance, jeden Morgens aufs Neue, zu seiner Milch (oder danach), Brot (am besten mit dir zusammen) kennen zu lernen. Es eignet sich auch als Ergänzung für abends zu Flasche/Brei.
Um 11 Uhr, wenn dein Kind hungrig ist, solltest du ebenfalls etwas "zum Beißen" anbieten. Bspw Obstsückchen, die du ebenfalls mit deinem Kind gemeinsam essen kannst. Denn du bist das beste Vorbild für dein Kínd. Wenn du isst, wird auch dein Baby essen.
Halte ihn mit der Vormittagsmahlzeit hin, bis es Mittagessen gibt. Auch hier kannst du den gewohnten Brei servieren und deinem Baby von deinem (babygerechten Mittagessen) etwas abgeben, plus einfaches Fingerfood dazu.
Denn jetzt, in diesem Alter, geht es in Ernährungsfragen auch um Vielfalt und Geschmack, um das Erlebnis von Gemeinsamkeit bei Tisch, um Esskultur. Je mehr eure Tochter bei euch Eltern sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte sie dem nacheifern. Das prägt nachhaltig. Ihr seid das beste Vorbild für euer Kind. Essen ist doch viel mehr als nur das Stillen von Hunger. Es sind auch und besonders, kulturelle Erfahrungen, die sich am Esstisch manifestieren.
Lass deinen Sohn vermehrt selbständig essen, lass ihn kauen, schmecken, fühlen. Unterstütze ihn in seiner Entwicklung und biete ihm weniger Brei, mehr stückige Kost, Vielfalt und Geschmack, Erlebnis bei Tisch, Familienkost eben.
Lass ihn routinemäßig Brot essen, abends und morgens. Belasse es bei eurer alten Routine und setze viel mehr auf Neues. lass ihn neben seinen favorisierten Speisen auch ganz viel Neues probieren.
Was schmeckt dir besonders gut? Wie soll eure künftige Familienkost schmecken? Gib deinem Kleinen hierzu genügend Gelegenheiten, sich daran langsam zu gewöhnen.
Kinder imitieren gerne. Es ist deshalb wichtig, dass sie Vorbilder bei Tisch haben. Dein Kind sollte regelmäßig sehen, was andere Familienmitglieder essen. Es sollte darauf neugierig werden. Das ist die beste Vorbereitung für künftige Feinschmecker :-)
Sie müssen aber niemals Riesenmengen von Neuem essen. Oft reicht es auch, wenn dein Kind die Bereitschaft zeigt, überhaupt zu probieren.
Lass deinen Sohn Begeisterung bei Tisch entwickeln. Gib gegarte Gemüsestückchen, wie Möhren, die mit ihrem satten orange auf dem Teller leuchten. Denn essen ist mehr als nur Sattwerden. Vor allem im Alter deines Baby wird noch kaum zwischen Spiel, Erlebnis und Mahlzeit unterschieden. Alles gehört irgendwie zusammen.
Stelle Teller und Becher ganz selbstverständlich hin, wenn ihr bei Tisch sitzt. So dass sich dein Sohn als ebenbürtiges Mitglied der Familie fühlt.
Ermuntere ihn dazu, selbständig zu essen.
Ab dem 10. Lm sollten Babies langsam an die Familienkost herangeführt werden und dürfen zusätzlich die gewohnten Breie bekommen. Gib deinem Baby ein Stückchen Kartoffel oder Gemüsestückchen . Besonders gut sind Nudeln, platt gedrückte Erbsen oder platt gedrückte Maiskörner etc. Komplett mitessen kann dein Kind dann, wenn es wirklich ausreichend babygerechte Speisen gibt und dein Kind diese auch gut kauen, schlucken und verdauen kann. Meistens ist das frühestens so um den 14.Lm herum die Regel. Mitessen sollte das Baby jedoch schon früher. Ab dem 10. Lm sollte es langsam herangeführt werden und zusätzlich aber seine gewohnten Breie bekommen, wenn gewünscht.
Ab dem 10. Lm können die Babies langsam, wenn diese auch möchten, an ein normales Frühstück herangeführt werden. Zusätzlich zur üblichen Morgenmilch gibt es dann ca eine halbe Scheibe Butterbrot, ohne Rinde, in kleine Stückchen geschnitten. Mischbrot oder ein sehr feinvermahlenes Vollkornbrot ohne grobe Körner ist geeignet.
Zu Anfang reicht schlicht Butter. Bei nicht HA-ernährten Kindern kannst du auch Frischkäse oder Mandelmus oder Avocado, etvtl pflanzliche Brotaufstriche aufgeben.
Wegen dem Verschlucken solltest du ihr einfach keine zu harten Lebensmittel geben.
Das Essen sollte möglichst sparsam gesalzen und gewürzt sein. Fertiggerichte sollten tabu sein.
Vorsichtig solltet ihr noch mit stark blähenden Gemüsesorten wie Rotkohl, Bohnen o.ä. sein. Auch stark gebratene Speisen sind noch nicht so sehr geeignet.
Was du im Weiteren kochen kannst, hängt davon ab, wie deine üblichen Kochgewohnheiten sind. Am besten würzst du einfach weniger oder kochst kritische Speisen nochmal separat. Du kannst auch im Baukastenprinzip kochen. Alle Zutaten separat.
Als grobe Orientierung für die künftigen Mahlzeiten kann folgende Aufstellung evtl hilfreich sein:
morgens: Brot und Milch
oder Kindermüsli
oder nur Milch
neu ist jetzt, dass der Start in den Tag mit einer Beilage zur Milch begonnen werden kann/sollte. Ideal ist dazu ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot oder Getreide als Müsli.
Es geht auch darum, dass du dein Kind langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst. Morgens ist die Bereitschaft zum Kauen noch hoch. Kauen ist wichtig für die Ausbildung einer kräftigen Kaumuskulatur.
ZMZ: Brot oder Obst
je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot. Die Mahlzeit sollte milchfrei sein.
Mittag:
Mittagessen entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost
neu ist jetzt, dass neben dem üblichen Brei und bekanntem Fingerfood auch schon Familienkost, vermehrt stückige Nahrung und das selbständige Essen, das Erlebnis ganz besonders im Vordergrund der Mahlzeit stehen.
Nachmittag/ZMZ:
Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, Waffeln etc
nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht und auch diese Mahlzeit sollte milchfrei sein.
Milch als Bestandteil von Kuchen und Co ist o.k.
Abends:
Brot und Milch oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), Nudeln und Milch etc
die Kombination aus Getreide mit Milch fördert den guten Nachtschlaf.
dazu Obst/Gemüse ggf Rohkost
nachts ggf Milch
tagsüber zwischendurch bzw nach den Mahlzeiten:
Getränk (Wasser/Tee) anbieten, Dauernuckeln vermeiden
Die Familienkostphase ergänzt die übliche Beikost. Es geht um Genuß und Gewöhnung, Entdecken, Geschmack, Neugier, Kauen üben und vieles mehr.
Seid eurem Sohn ein gutes Vorbild und esst zusammen abwechslungsreich und gesund. Macht das Essen lecker und erlebnisreich, dann klappt das mit der Umstellung langfristig gut.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 30.06.2017