Frage: Ernährung 11 Monate altes Kind

Guten Abend Frau Neumann. Ich wollte gerne mal Ihre Meimung zum Essensplan unserer nun fast 11 Monate alten Tochter. Morgens bekommt sie eine Scheibe Brot (genügt daa für ihr Alter?) mit Avocado, Butter oder Frischkäse und dazu Obst kleingeschnitten. Mittags bekommt sie noch ein Gläschen Brei, da variiere ich täglich, einmal die Woche gibt es Fisch, ansonsten Fleisch oder auch mal vegetarisch. Nachmittags bekommt sie meistens frisch püriertes Obst, mittlerweile mit kleinen Stückchen. Oder 100g Naturjoghurt mit frischem Obstpüree. Abends bekommt sie den Milch-Getreidebrei. Und kurz vorm Schlafengehen 200ml Milch. Manchmal trinkt sie früh morgens (4-6 Uhr) noch 200ml Milch, aber nur ab und zu. Wasser/Tee trinkt sie recht wenig, so 60-max. 90 ml am Tag; ich biete ihr immer wieder was an, aber sie will oft nicht... Meine erste Frage wäre: ist das genug Milch, auch wenn sie nur 1 Flasche am Tag trinkt? Bekommt sie genug Kalzium durch die anderen Milchprodukte? Viel mehr Milch kann ich ihr nicht anbieten, da sie nicht mehr Mahlzeiten isst, sie ist nicht gerade eine mega Esserin... Dann würde ich gerne noch wissen, was ich abends anbieten kann, wenn ich so langsam vom Brei wegmöchte (denn sie probiert gerne von uns), vor allem in Hinsicht auf den Ersatz der 100ml Milch die eigentlich im Brei sind. Kann ich ihr Brot mit Scheibenkäse geben z.B.? Und ist es für sie auch ok, abends was Warmes von uns mitzuessen, denn wir essen mal kalt, mal wsrm. Bald darf sie ja dann auch Kuhmilch trinken, wieviel soll bzw darf sie am Tag trinken und muss diese dann auch wie bisher abgekocht werden? . Meine Tochter wiegt jetzt mit ihren fast 11 Monaten bei ca. 70 cm 7700g, ist also eher zierlich, daher frage ich mich, ob das alles so passt...mehr Hunger hat sie einfach nicht, als für diese 4 Mahlzeiten... Vielen Dank für Ihre Antwort schon mal! MfG, Christine Suchy

von ChristineS85 am 19.12.2017, 23:52



Antwort auf: Ernährung 11 Monate altes Kind

Hallo ChristineS85 je mehr feste Kost und je salzhaltiger die Kost, desto mehr wird deine Tochter trinken. Die momentan von ihr täglich getrunkenen Mengen von ca 60-90 ml Flüssigkeit sind natürlich nicht sehr viel, aber reichen ihr offensichtlich aus - sofern die Windeln immer ausreichend nass sind und keine Verdauungsprobleme bestehen. Noch bekommt deine Kleine ausreichend Flüssigikeit durch Milch, Brei und Obst(mus). Was die Milch betrifft... Ca 400-500 ml Säuglingsmilch werden am Tag im zweiten Lebenshalbjahr offiziell empfohlen, inklusive Milchbrei. Pre-Milch kann nach Bedarf, phasenweise - nach Bedarf - auch mehr gegeben werden. Kuhmilch sollte idealerweise im 1. Lj nur in Kombination mit Getreidebrei gegeben werden, die tägliche Verzehrsmenge dabei auf ca 200 ml beschränkt sein. Ab dem 2. Lj kann Säuglingsmilch mit Kuhmilch getauscht werden und auch pur (am Anfang ggf verdünnt) angeboten werden. Die tägliche Verzehrsmenge Kuhmilch sollte sich dann auf ca 300 ml insgesamt reduzieren. .Ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), ca 30-40g Frischkäse, 100 g Joghurt ersetzen (im 2. Lj) ca 100 ml Kuhmilch (Trinkmilch). Eure Milchmenge momentan reicht also völlig aus! Da musst du dir keine Sorgen machen! Hier ist ein Beispielplan, der dir für die nächste ein bisschen Orientierung geben kann. morgens: Butterbrotstückchen (ca 1/2 Scheibe, ca 25 g) ) mit etwas Butter und 150-200 ml Milch (Säuglingsmilch) jetzt kommt eine Ergänzung, ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot (Getreideflocken im Müsli zur Morgenmilch dazu. Es geht auch darum, dass du dein Kind langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst. ZMZ: Brot oder Obst je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot. Je nach dem wie viel Zeit zwischen Frühstück und Mittagessen bleibt, wenn zuwenig Zeit ist, kann die Mahlzeit auch entfallen. Mittagessen: gewohnter Brei, gewohntes Fingerfood, dazu Mittagessen - entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie (alle Zutaten separat, breiig oder stückig, oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost auf jeden Fall solltest du beginnen deiner Tochter zusätzlich zum Brei viele neue Lebensmittel und typische Familiengerichte schmackhaft zu machen. Nachmittag/ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, etc nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht Abends: Brot oder Nudeln oder einfache, leicht verdauliche Familienkost und Milch = eine Kombination aus Getreide mit Säuglingsmilch (ab 2. Lj Kumilch im Becher) fördert den guten Nachtschlaf. dazu Obst/Gemüse, ggf Grießschnitten tagsüber zwischendurch bzw nach den Mahlzeiten: ggf zusätzlich Getränk (Wasser/Tee) anbieten, Die Familienkost ergänzt die übliche und gewohnte Kost, die allmählich immer weniger Brei enthalten sollte und dafür mehr Brot und einfache, gut essbare Familienkost. Grießschnitten sind ein Kompromiss zwischen Brei und Brot. Die Milch ist inklusive und die feste Form kann eigenständig mit den Fingern gepickt und gegessen werden. Grießschnitten: 200ml Kuhmilch ca 35g-40g (+/-) Grieß Grieß mit der Milch in einem geeigneten Topf aufkochen, rühren, rühren, rühren und kurz quellen lassen, danach auf einen Teller streichen, stehen lassen, bis es gut fest ist. Das geht schnell. Jetzt kannst du entweder Motive ausstechen oder den festen Brei in Stücke schneiden. In einer beschichteten Pfanne etwas Butter schmelzen, die Grießstücke einlegen,,leicht in der Butter erwärmen und auf einen Teller geben. Dazu Obstmus (selbst zubereitet) Siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=10&forum=kochen-fuer-kinder&bild=4#start Auch Nudeln (bspw Dinkelspirelli) mit Milch wären eine Möglichkeit. Schneide das Brot auch immer in gut portionierte kleine Stückchen. Nachmittags könntest du auch einfache, "gesunde", wenig süß schmeckende Kuchenkreationen anbieten oder das: Hafer-Bananen-Cookies: 1 große, reife, gelbe Banane (oder Apfelmus) ca 100-120g feine Haferflocken viel weniger als 1 Msp Bourbonvanille zerkleiner die Haferflocken in einem Blitzhacker zu "Mehl". Zermuse oder püriere die Banane, vermische sie mit der Vanille. Gib das Hafermehl dazu und bereite aus allen Zutaten einen Brei Heize den Ofen auf 175° hoch und bereite ein Backblech mit Backpapier vor. Mit Hilfe von 2 TL und deinen Händen kannst du jetzt aus dem Teig kleine Kekse formen, etwas flach drücken und ca 10-12, ggf länger, im Ofen backen. Anschliessend auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Diese Kekse sind bei vielen Müttern beliebt. Ggf musst du etwas experimentieren, bis du nach dem Backen die richtige Konsistenz erhältst. Apfel-Zimt Muffins: 2 Äpfel grob reiben mit 100g Weizen-Vollkornmehl 150g Dinkelmehl Type 630 2 TL Backpulver 1/2 TL Natron 1,5 TL Ceylon-Zimt 1/4 P Vanillezucker Bourbonvanille 80g fein gemahlene Mandeln ohne Schale (weiß) vermischen 1 Ei mit 150g braunem Zucker 100 ml Rapsöl 2 Becher Naturjoghurt (300g) verquirlen Die Mehlmasse unterheben und in Muffinförmchen im Muffinblech einfüllen. Bei 180° ca 25 min backen Für die Übergangszeit vom Brei zum Brot, könntest du eure Kost etwas anpassen und kannst, um die Speisen etwas mehr kleinkindgerecht zuzubereiten, vorübergehend eure Speisen bspw weniger salzen und würzen. Die Gerichte wenn erforderlich so zerkleinern, damit sie deine Tochter gut essen und schlucken kann. Du kannst weiterhin die üblichen Breie geben und zusätzlich viele neue und tastbare Zutaten, die dein Kind selbständig - mit Händen, Mund und Zunge, erkunden kann. Du kannst die erweiterte Kost so zusammenstellen, wie du es vom Brei gewohnt bist. Alle Zutaten in kleinen Stückchen, zum Greifen. Fleischbrei bspw eignet sich super als salzarmer Brotaufstrich. Die sog. Familienkost am besten immer so anbieten, dass diese häppchenweise erkundet oder gefüttert werden kann. Deine Kleine sollte alle Speisen gefahrenfrei essen und schlucken können. Die Zeit jetzt, ist eine sehr wertvolle Zeit, die für dein Kind auch in Sachen Essen mit großen Lernfortschritten charakterisiert sein wird. Nutze diese Chance und zeige deinem Kind eure Esskultur in all ihren Facetten. Zelebriert eure Mahlzeiten gemeinsam am Esstisch sitzend. Biete Farben, Formen, Muster, Düfte, Aromen, Geschmacks, Spaß! Essen lernen ist ein stetiger Prozess, der wie das Laufen lernen und das Sprechen ganz viel Übung bedarf. Die motorischen Fähigkeiten müssen verfeinert werden und auch das Essen fördert das Zusammenspiel der Muskeln und trainiert die Kraft - auch in der Kaumuskulatur. Für die Vollständigkeit: !!! Achtung: niemals(!!!) harten Lebensmittel wie rohe Apfel/Möhrenstücke, trockene ungekochte Nudeln, Gummibärchen, Nüsse, Kerne, Saaten etc etc geben. !! Zusammenfassung: im 1. Lj kannst du Säuglingsmilch zum Trinken geben und Kuhmilch in Brei verarbeiten. Im 2. Lj kannst du beginnen die Kuhmilch (zur Gewöhnung ggf abkochen und verdünnen) als Ersatz für Säuglingsmilch zu geben. Die Menge sollte ca 300ml inklusive Milchprodukten sein. Kuhmilch sollte idealerweise nicht aus dem Fläschchen sondern aus Trinkbechern gegeben werden, damit die Mengen im Rahmen bleiben. 4-5 Familienmahlzeiten sind angemessen und sollten rhythmisch in das Tagesgeschehen eingebunden werden. Dein Kind sollte stets die Möglichkeit haben sich mi bekannten Speisen zu sättigen und zusätzlich die Möglichkeit haben viele neue lecker Speisen und Nahrungsbasics kennen- und lieben zu lernen. Deine Tochter sollte weiterhin das Kauen üben und lernen selbständig zu essen.Auch mit nur wenigen oder gar keinen Zähnen sind Familienkost, Fingerfood und Stückchen sehr gut möglich. Richtig kauen können Kinder erst wenn die Mahlzähne gewachsen sind. Und das dauert noch eine ganze Weile. Die Kleinsten machen Kaubewegungen und zerdrücken das Essen mit den leeren Kauleisten und mit dem Gaumen. Mit den Schneidezähnchen, wenn vorhanden, können sie "nur" Ministückchen abbeißen, wie bspw an einer Salatgurke nagen, an einer Brotscheibe knabbern. Stückige Kost sollte dein Kind alleine essen, so gut wie es die motorischen Fähigkeiten zulassen. Manche Kinder beherrschen in diesem Alter bereits schon gut den sog. Pinzettengriff. Es ist auch gut möglich die angebotene Kost einfach direkt mit der ganzen Hand/Faust zu greifen. Für das sinnliche Erlebnis ist es gut, wenn du deine Tochter selbständig essen lässt, weil weil sie dadurch das Essen, die Nahrung auch im wörtlichen Sinn Be-greifen kann und am Essen aktiv teilnimmt. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 21.12.2017



Antwort auf: Ernährung 11 Monate altes Kind

Vielen Dank für diese tolle ausführliche Antwort!!! Schöne Weihnachten!

von ChristineS85 am 21.12.2017, 20:52



Antwort auf: Ernährung 11 Monate altes Kind

auch ich wünsche Frohe Weihnachten!

von Birgit Neumann am 22.12.2017