Frage: Brotrezepte

Liebe Frau Neumann, meine Tochter ist nun 9 Monate alt und bekommt seit einer Weile Mittagsbrei, Nachmittagsbrei und Abendbrei. Nun würde ich gerne mit Butterbrotstückchen morgens oder vormittags anfangen. Das Brot möchte ich selber backen und somit nach Rezepten fragen. Gerne etwas unkompliziertes, wenn mal nicht viel Zeit ist, aber am Wochenende probiere ich auch gerne etwas Aufwändiges aus (also auch mit längeren mehrmaligen Gehzeiten, Vorteig etc., habe auch einen Gärkorb). Und so ganz prinzipiell : besser Vollkornbrot wegen der Nährstoffe oder besser erst mal Weißbrot da leichter zu verdauen? Ist Sauerteigbrot geeignet? VG und vielen lieben Dank schon mal!

von Anna198 am 18.06.2022, 19:50



Antwort auf: Brotrezepte

Hallo Anna198 welches Brot für deine Tochter besser geeignet ist, das lässt sich pauschal nicht beantworten. Sinnvoll ist es ein solches Brot anzubieten, das deine Tochter gut anfassen und in den Mund kann und will und welches sie natürlich auch gut kauen und gut schlucken kann. Generell eignen sich darum für die ersten Brothäppchen hellere Brotsorten anstatt grobem Vollkornbrot besser. Ein helles Mischbrot oder ein einfaches Vollkornbrot aus fein vermahlenem Vollkornmehl, dazu wird offiziell geraten. Auch Toastbrot (wegen der Konsistenz) kannst du geben. Und generell ist es gut und sinnvoll einfach Brotsorten anzubieten, welche die ganze Familie isst bzw welche du bereits in Schwangerschaft und Stillzeit gegessen hast. Wenn dir diese Brotsorten momentan noch unpassend für deine Tochter erscheinen, dann kannst du mit dem Backen einfach mal loslegen und ihr könnt die gebackenen Brote zusammen essen. Beginne vielleicht zunächst mit reinen Hefebroten und wenn das Brotessen für deine Tochter zur Routine geworden ist, kannst du auch mit Sauerteigbroten experimentieren. In der Regel schmecken sie saurer, was du beim Selberbacken jedoch ein klein wenig steuern kannst. Eine Teigführung mit warmen Temperaturen ergibt einen milderen Geschmack. Brotbacken macht Spaß. Wenn du erst einmal angefangen hast und deine Erfahrungen sammeln konntest, wirst du dein liebstes Brotrezept selbst kreiieren und vielleicht auch einen eigenen Sauerteig ansetzen und im Kühlschrank lagern. Du wirst sehen, selbstgebackenes Brot ist sehr bekömmlich, auch vollkörnige Varianten und diese auch für deine Tochter. Ein Tipp: mische Vollkornmehle mit heller ausgemahlenen Mehlsorten (550, 820, 1050) und lass die Vollkornteige extra lange ruhen. Das baut die sog. Antinutritiva ab, was auch die Mineralstoffe besser für den Körper verfügbar macht. Gutes Brot zu backen erfordert Zeit, was u.a. auch damit zusammenhängt. Ganz easy und lecker, für Babys (ab Familienkost) geeignet ist dieses Rezept hier. Ist zwar kein Brot, aber ein Erlebnis: Mini-Hamburgerbrötchen 250g Mehl (Type 405) 125 ml Milch 2 TL Zucker Salz 1/4 Würfel frische Hefe oder 1/2 P Trockenhefe aus den Zutaten einen Hefeteig kneten. Teig abdecken und ca 1h gehen lassen. Teig nochmals kneten und ca 8-10 Teigkugeln formen. Auf ein Backblech (Backpapier) setzen und abdecken. Den Ofen auf 50° stellen. Backblech einschieben. Teig ca 20 -30 min gehen lassen, bis er deutlich größer ist. Die Oberflächen mit Wasser bespinseln. Den Ofen auf 200° hochheizen und die Brötchen ca 15 -20 min backen. Du kannst sie auf Vorrat backen und nach dem Auskühlen, einmal aufschneiden, in einen TK-Beutel geben und tiefkühlen. Bei Bedarf einmal kurz in den Toaster geben. Kartoffelbrot 150g gekochte (Salz)kartoffeln stampfen oder durch die Kartoffelpresse drücken in einer Schüssel 300g Weizenmehl (Type 550) mit 1/3 Würfel Hefe, 1/4 TL Zucker (kannst du auch weg lassen oder weniger bzw Honig nehmen, Salz, 2 EL Olivenöl zusammen mit den Kartoffeln und ca 100 ml lauwarmem Wasser vermischen. Je nach Konsistenz, wenn zu fest oder bröselig - noch Wasser zugeben. Den Teig kneten, sodass eine weiche Masse entsteht. Ggf Mehl zugeben, wenn zu weich. Den Teig gut 10 min kneten, dann abdecken und ca 1h gehen lassen. Danach den Teig mit einem Teigschaber aus der Schüssel in eine vorbereitete Kastenform (Backpapier) gleiten lassen. Den Teig wieder zudecken und ca 2-3h gehen lassen, bis das Brot deutlich an Volumen zugenommen hat. Abdeckung abnehmen. Das Brot im vorgeheizten Ofen (200°) ca 45-50 min backen. wasserfeste Wasserschüssel in den Ofen stellen einfaches Dinkel-Vollkornbrot 300g Dinkel-Vollkornmehl 300g Weizenmehl Type 550 ½ Würfel Hefe 1,25 TL Salz 1 EL Zucker ca 350 -450 ml Wasser alle Zutaten zu einem Teig verkneten. Die Wassermenge langsam zugeben. Zu Beginn 300 ml Wasser zugeben und anfangen zu kneten. Wasser portionsweise zum Teig geben, so dass der Teig feucht, aber nicht zu nass wird. Der Teig sollte ca 10 min kräftig geknetet werden. Der Teig sollte nicht kleben, aber gut feucht sein. Den Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben, zu einer Rolle formen und in eine vorbereitet Kastenform (Backpapier) legen.** Zudecken und an einem warmen Ort mind 1 h gehen lassen. Der Teig sollte in dieser Zeit idealerweise leicht rüber den Rand der Form hinaus wachsen. Sonst mehr Zeit geben. Den Ofen auf 200° vorheizen. Eine große Auflaufform mit Wasser füllen und mit in den Ofen stellen. Den gegangenen Teig an der Oberfläche noch einmal befeuchten und im Ofen (unterste Einschubleiste) ca 55 min backen. Nach dem Backen aus der Form lösen, vom Papier befreien und auf einem Küchenrost auskühlen lassen. versuche dich auch eimal an Brötchen mit Backmalz: 500 g Mehl (Type 550) 5 g Backmalz 15 g Butter oder Öl 15 g Hefe, (8 g) Salz (ggf ein bisschen weniger) ca. 275–295 ml Wasser aus den Zutaten einen nicht zu festen Teig kneten. Teig ruhen lassen. Anschließend ca. 8–10 Brötchen abteilen und rundwirken bzw nach Wahl ausformen, dem Teig Spannung geben. Einzeln auf ein Backblech mit Backpapier legen, flachdrücken, (damit sie nicht zu kugelig werden, z.b. mit dem Apfelteiler :) ) abdecken und ca. 20–30 Min. gehen lassen. Ofen auf 220° vorheizen, Brötchen in den Ofen schieben und ca. 25 Min backen, bis sie knusprig- braun sind. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.Die Brötchen sind wegen dem Backmalz extra länger frisch und müssen nicht sofort verzehrt werden. Mit diesem Grundrezept kannst du experimentieren. Wenn du ein Gärkörbchen hast, kannst du mit rundgewirkten Broten beginnen. Sie werden ohne Form gebacken. Weißt du, wie man Brot in Form bringt? Das geht so: man arbeitet sich rundherum und schlägt die Außenkanten nach innen ein. Immer wieder rundherum einklappen und in Form bringen. Das gibt dem Teig die nötige Spannung, damit er die Form behält und nicht auseinanderläuft. Im Gärkörbchen kann sich der Teig entspannen und in der Form aufgehen. Danach wird der aufgegangene Teig auf das Backblech gestürzt. Hilfreich ist es, ein bemehltes Tuch ins Gärkörbchen zu legen, damit sich der evtl feuchtere Brotteig gut aus dem Körbchen und vom Tuch heraus lösen kann, um anschließend im vorgeheizten Ofen, begrenzungsfrei ohne Backform, gebacken zu werden. Wenn du Sauerteigbrot ausprobieren magst, empfehle ich dir für die ersten Versuche gekaufte Sauerteigpäckchen (Supermarkt). Die auf ihnen vermerkten Rezepte sind ganz ganz leicht und gelingen auf Anhieb. Anschließend kannst du dich an deinem eigenen Sauerteig versuchen und damit backen. Rezepte liefere ich dir noch, wenn du magst. Übe jetzt erst einmal ganz allgemein das Kneten und Formen der Brote und schau, wie viel Salz du deinen Broten zufügen möchtest. 8g Salz auf etwa 500g Mehl kannst du als Richtwert nehmen. Da du explizit nach Rezepten für deine Tochter gefragt hast, kannst du etwas weniger nehmen. Das Salz im Brotteig hat auch Auswirkungen auf die Krume, sodass du nicht gar kein Salz nehmen solltest. Im Alter deiner Tochter ist Salz im Brot bzw im Rahmen der Familienkost durchaus okay. Gekaufte Brotsorten enthalten mehr Salz als du selbst verwenden wirst. Probiere es evtl mal mit 4-6g auf 500g Mehl und schau, wie du mit den Ergebnissen zufrieden bist. und abschließend kann ich dir noch sagen: Beim Brot essen zählt für dein Kind der Essgenuss, dass dein Kind das Brot gerne isst und es gut kau- und schluckbar ist, keine harten Stückchen enthält und gut verdaut werden kann und nicht zu salzig ist. Also dann war jetzt ein bisschen viel Text, oder? Sieh es als eine Inspiration für den Anfang und fang einfach an. Viel Spaß! Wenn du weitere Fragen hast, dann melde dich einfach wieder Bis dann Grüße Birgit N. P.S. noch mehr Inspiration, falls du des Lesens noch nicht überdrüssig bist: Saftige und länger frisch haltendes Brote bekommst du mit einem Brühstück: 100g Brotkrümel mit 300g kochendem Wasser übergießen. Umrühren und quellen und abkühlen lassen. Das Brühstück wird in den Brotteig mit eingearbeitet und verknetet. oder so: Du kannst das Brot länger frisch halten wenn du beim Backen Backmalz (enzymaktives, ca 15g auf 500g Mehl) verwendest. Länger frisch bleiben Brote auch mit Sauerteig oder Backferment und/oder einem sog. Quellstück, Brühstück oder Kochstück. Backmalz (gibt es im Supermarkt, beim Mehl) hält die Feuchtigkeit im Brot. Ein Brühstück besteht aus gemahlenen Brotresten. Die Brotreste werden mit heißem Wasser übergossen (= aufbrühen). Die Brotkrümel saugen sich mit Wasser voll und quellen auf. Das hält das gebackene Brot später ebenfalls feuchter, dadurch länger frisch. Ein Kochstück und ein Quellstück funktionieren ähnlich. Kochstück: Mehl und Wasser werden aufgekocht. Quellstück: Saaten oder Kerne, Müsli o.a. werden in heißem Wasser eingeweicht. Ziel und Zweck ist immer: Wasserbindung, wodurch der Teig weich, fluffig, elastisch und das Brot später eben länger weich und haltbar wird. Das gebackene Brot wird am besten nach dem Backen und Abkühlen (ggf in Scheiben geschnitten) luftdicht in TK-Beutel verpackt und nach Bedarf aufgetaut. Sauerteigbrote können in einem Säckchen gelagert werden. Auch Sauerteigbrote halten länger frisch weil der Sauerteig gleichzeitig eine konservierende (gegen Schimmel) Funktion hat. **Merke: viel Hefe - kurze Gehzeit wenig Hefe - lange Gehzeit warum lange Gehzeit? Während der Gehzeit werden die sog. Antinutritiva im Mehl abgebaut, was sich bspw auf die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe (Mineralstoffe, auch Eiweiße (Stichwort Gluten) etc) sehr positiv auswirkt. Das ist besonders gut, wenn du Vollkornmehle verwendest. Es verbessert insgesamt die Verdaulichkeit und Bekömmlichkeit und darum sind diese Brote besonders "gut" und lecker. und warum weniger Hefe? Wenn der Teig geht, dann vermehrt sich die Hefe. Viel Hefe vermehrt sich entsprechend schnell und der Teig nimmt schnell an Volumen zu. Irgendwann ist ein Maximum erreicht und der Teig fällt wieder in sich zusammen. Wenig Hefe braucht logischerweise entsprechend mehr Zeit, um entsprechend zur ca doppelten Teiggröße zu wachsen. Der Hefeteig kann bspw über Nacht gehen, muss dafür dann in den Kühlschrank.

von Birgit Neumann am 19.06.2022



Antwort auf: Brotrezepte

Vielen, vielen lieben Dank für die unglaublich tolle Arbeit hier im Forum, ich freue mich sehr aufs Ausprobieren! Und meine Tochter wird sich mit Sicherheit auch freuen, sie schaut uns schon immer ganz fasziniert beim Essen zu und kaut mit leerem Mund mit, da ist es jetzt bestimmt der richtige Zeitpunkt!

von Anna198 am 19.06.2022, 23:01