Frage: Baby vegetarisch ernähren

Hallo Frau Neumann!Vielen Dank im Voraus schon mal für Ihre Expertise! Meine Tochter (2. Kind) ist nun 6 Monte alt. Ich habe jedoch schon vor 6 Wochen mit dem Mittagsbrei begonnen, weil sie großes Interesse an unserem Essen hatte. Seit 1 Woche bekommt sie zusätzlich auch einen Nachmittagsbrei. Da ich mich selber vegetarisch ernähre, widerstrebt es mir, meinem Baby Fleisch zu geben. Ich weiß jedoch, dass Eisen aus tierischen Quellen besser resorbiert wird als aus pflanzlichen und auch, dass das eisenreiche Amaranth oder Quinoa nicht empfohlen wird für Säuglinge. Meine Tochter wird ansonsten gestillt. Den Mittagsbrei bereite ich momentan aus verschiedenen Gemüsesorten (Brokkoli, Pastinake, Zucchini, Möhre, Blumenkohl 2/3), Kartoffeln (1/3), etwas Apfelpüree, 1 TL Rapsöl und 2 Tl Schmelzflocken Hafer zu. Ich habe gelesen, dass so der Hafer das Eisen liefern kann, das sonst vom Fleisch geliefert wird. Soll ich eigentlich noch Jod in Tablettenform beifügen? Meistens isst meine Kleine viel, mehr als 200g! Ist das zu viel? Sie trinkt danach sogar noch kurz an der Brust! Ich würde ihr auch demnächst mal einen Brei mit Fisch anbieten? Ab wann ist das empfehlenswert? Und: Falls Fleisch doch sein muss: Dann Rind? Wie oft wäre es nötig? Nachmittags bekommt meine Maus Schmelzflocken Dinkel/Hafer oder Hirseflocken mit Obstpüree aus dem Glas und einer halben Gerüsten Banane (kurz erhitzt) und Mandelmus. Gelegentlich gebe ich noch abgepumpte Milch hinzu. Koche sie aber nicht auf. Ist die Ernährung meines Babys so in Ordnung? Oder muss ich Fleisch geben, um einem Eisenmangel vorzubeugen? Meinem Sohn habe ich nachmittags oft gepopptes Amaranth in sein Obstpüree getan - bis ich gelesen habe, dass Pseudogetreide nicht geeignet sein sollen. Komischerweise hatte ich das Rezept aus einem Kochbuch „vegetarisch für Babys“ - und auch von Hipp gibt es ja die Amaranth-Gläschen... Ich bin deshalb nun ganz schön verunsichert und möchte nichts falsch machen. Danke für Ihren Rat und Ihre Einschätzung! Ach: noch eine letzte Frage: Ab wann darf mein Baby rohes Obst bekommen/ wann muss es nicht mehr aufgekocht werden? Herzlichen Dank & viele Grüße

von Jusell am 23.07.2019, 11:35



Antwort auf: Baby vegetarisch ernähren

Hallo Jusell in den letzten Jahren hat sich bei den Empfehlungen zur Beikost einiges getan und verändert, insbesondere was die Zutatenempfehlungen betrifft. Der Fokus liegt in Bezug auf die Zutatenempfehlungen bei einem Wort mit der umschreibbaren Bezeichnung: "Vielfalt". Alles ist erlaubt was nicht direkt schadet (bspw Honig, Alkohol, Kaffee etc). Die angeboteten Nahrungsmittel sollten möglichst einfach und nicht gesalzen/gezuckert o.a sein, damit Babys die Möglichkeit erhalten viele Lebensmittel (Basics) kennenzulernen und sich und ihren Organismus (auch Darmflora/Mikrobiom) daran zu gewöhnen. Sie sollen einen möglichst unverfälschten Geschmackseindruck einer Zutat/eines Lebensmittels erhalten und typische Aromen (und mehr sensorische Charakteristika und Eigenschaften) kennen lernen dürfen. Während vor ein paar Jahren Amaranth und Co in der Babykost nicht empfohlen wurde, gelten heute sämtliche Getreidsorten/Pseudogetreidesorten als prinzipiell geeignet, da dies ganz im Sinne der Vielfalt und zur Gewöhnung erwünscht ist. Da die Essmengen dadurch automatisch begrenzt sind (es gibt nicht jeden Tag das Gleiche) sind auch diese besonderen Zutaten durchaus mal okay. Bei BLW ist es quasi genauso: denn das Baby entscheidet bei dieser Beikostmethode selbst, ob es davon essen möchte und es bestimmt auch die jeweilige Essmenge. Dies verhindert automatisch eine Fehlernährung. Ansonsten gelten Amaranth, Quinoa, Hirse (als Korn) u.a. nach wie vor aufgrund ihrer Komplexität der Nährstoffzusammensetzung (u.a. Gründe) für den regelmäßigen und häufigen Verzehr als noch eher weniger empfehlenswert in der Beikost und Kleinkinderkost. Was einen möglichen Eisenmangel betrifft, den es durch Fleischzugabe zu verhindern gelte, auch hier kann ich dir Entwarnung geben. Ein Eisenmangel ist beim Baby durch das Nichtgeben von Fleisch bei gesunden Babys eher nicht zu erwarten. Eisenmangel kann bei Babys aus bestimmten verschiedenen Gründen* auftreten. Bei gesunden, reif geborenen Babys besteht i.d.R. keine Gefahr. Die üblichen Empfehlungen wie bspw die besonderen Breirezepturen/Zutatenkombinationen, milchfreie Rezepte und das Zufügen von Vit C -reichen Säften etcetc reicht i.d.R. völlig aus um einer Fehl-oder Mangelernährung vorzubeugen. Vegetarische Rezepte zur Breibereitung sind darum ebenso geeignet. Dein Rezept ist prima. Die Kombination mit Mumi ist ganz besonders gut, weil die Mumi die Resorption ebenfalls verbessert. Hier ist das Grundrezept für einen vegetarischen Brei: 100g Gemüse 50 g Kartoffeln in Wasser, in einem Topf dünsten. Kurz vor Ende der Garzeit 10g (ca 3 EL) Kölln Schmelzflocken (Hafer) unterrühren und aufkochen. Ggf Wasser zufügen. weitergaren lassen und etwas abkühlen lassen mit 30g Vit C reicher Obstsaft (bspw Orangensaft) pürieren und 8 g Öl untermischen statt Schmelzflocken von Kölln, kannst du auch (handelsübliche (bio))zerkleinerte feine Haferflocken einrühren und aufkochen. Auch möglich: Instantflocken (eine Sorte ohne Kochen) nach dem Kochen und Pürieren (mehr Flüssigkeit verwenden) einfach einrühren. Mit dem vegetarischen Beikost-Kochbuch bist du auf jeden Fall gut gerüstet, um deinem Baby eine abwechslungsreiche, gesunde, ausgewogene Beikost anzubieten. Du kannst, auch hier wieder ganz im Sinne der Vielfalt, Brei mit Fisch geben. Üblicherweise wird dies ab etwa dem 8, Lm empfohlen. Aber du kannst das ganz nach Lust und Laune machen. Hauptsache ist: der Brei/Fisch muss grätenfrei (wegen Verschluckungsgefahr) zubereitet sein. z.B.: 90g Zucchini 40g Kartoffeln 20g Lachsfilet 2 EL Obstsaft 8g Öl Banane kannst du deinem Baby inzwischen bestimmt auch roh anbieten. Probier das ruhig mal aus. Ansonsten ist Kochbanane auch besonders gut geeignet, weil sie nicht so süß schmeckt. Der Geschmack ist so intensiv, dass dein Baby ihn lieben wird. DIe Kochbanane wird (geschält) ca 15 min in Wasser gekocht. Danach kannst du sie zerdrücken. Die Verwendung von rohen Obstsorten in Brei wird ab etwa dem 8. Lm empfohlen, und zwar im GOB am Nachmittag. Ab etwa dem 8. Lm vertragen die meisten Babys rohes Obst ganz gut. Manche Babys vertragen es schon eher problemlos und manche erst später wirklich gut. Die Säure (bei manchen Obstsorten ist es mehr) kann bei empfindlichen Baby einen wunden Po verursachen. Schau einfach mit kleinen Mengen wie gut dein Baby damit klarkommt. Also dann Grüße Birgit Neumann *meist gibt es keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen "nichtfleischfüttern" und der Entwicklung eines Eisenmangels mit Einführung der Beikost. Gründe für die Entwicklung einer Eisenmangelanämie beim Baby können u.a. sein: (schlecht eingestellter) SS-Diabetes der Mutter, niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburt, schlechte Eisenwerte der Mutter im 3. Trimester, muttermilchinduzierte Kolitis, etcetc. .

von Birgit Neumann am 24.07.2019



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