Frage: Virale Arthritis

Sehr geehrter Herr Professor. In unserer Familie ist eine juvenile Polyarthritis mit Erstmanifestation im 10. LJ bekannt (Tante). Meine Tochter, 16 Monate zeigte rezent folgende Symptomatik: hohes Fieber (40oC), Gonarthritis bds (Sono: Erguss mit 4 bzw 5 mm), 2 Tage nach diesen Symptomen Genese eines Exanthems (makulös und konfluierend, Dauer 3 Tage). Nach 7 Tagen bis auf diskrete Knieschwellung links beschwerdefrei. Klin. Status bis auf genannte Symptome ohne Befund, Labor: hochgradige Lymphopenie (1,6 G/l, Referenz>4; ) mit IgG Mangel (IgG 437mg/dl; Referenz > 470) und IGA Mangel (16mg/dl; Referenz > 21), GOT Erhöhung (Got 65, Referenz< 35), IL6 12,8 (Referenz < 7); sonst unauffälliges Routinelabor (Ana, RF negativ), Virusserologien ausständig Derzeitige Diagnose: v.a virale Arthritis Fragen: 1.) wie häufig ist eine virale Arthritis bei (Klein-)kindern ?, 2.) Wie erklärt sich die Erniedrigung der Immunglobuline ( durch die Lymphopenie und dadurch bedingte verminderte Produktion ? 3.) Sollte das Diff BB und die Immunglobuline vor Verabreichung der zweiten MMRV Impfung Mitte Juli 20 kontrolliert werden ? Wann besteht hier eine Kontraindikation für die Impfung ? 4.) gibt es Daten, wie häufig eine virale Arthritis in eine chron Polyarthritis übergeht ? 5.) war es Zufall oder ist davon auszugehen, dass weitere virale Infekte / Stress erneut eine Arthritis auslösen (Gibt es Daten hierzu )? Herzlichen Dank

von susanne12 am 19.06.2020, 13:33



Antwort auf: Virale Arthritis

Die Virusarthritis gehört zu den häufigen entzündlichen Gelenkerkrankungen bei Kindern. Meist zeigt sie sich als sog. "Hüftschnupfen", also Arthritis des Hüftgelenks. Sie ist gutartig und hinterlässt keine Schäden. Bestätigt wird die Diagnose meist dadurch, dass die Erkrankung spontan verschwindet und nicht wieder kommt. Das etwas erniedrigte IgG hat mit der Arthritis nichts zu tun. Möglicherweise liegt eine sog. transitorische Hypogammaglobulinämie vor, eine Reifungsverzögerung des Immunsystems, bei der aber die Fähigkeit zur Bildung von Antikörper intakt ist, z.B. solche gegen Tetanus und Pneumokokken. Das sollte vor der MMR-Impfung (Lebendimpfung!) evtl. untersucht werden. Werden normal Antikörper gebildet, kann geimpft werden. Auch der Lymphopenie käme dann nur eine geringere Bedeutung zu. Fehlen allerdings die Impfantikörper, muss aus meiner Sicht eine breit angelegte Immundefektdiagnostik an einem Zentrum gemacht werden. Ein Zusammenhang zwischen Virusarthritis und juveniler idiopathischer Arthritis (so nennt man das beim Kind) ist mir nicht bekannt.

von Prof. Dr. med. Volker Wahn am 19.06.2020



Antwort auf: Virale Arthritis

Sehr geehrter Herr Professor. Herzlichen Dank für Ihre Antwort - Sie haben uns sehr geholfen. Beste Grüße

von susanne12 am 19.06.2020, 18:45