Frage: Ständig Angst wegen Pertussis

Hallo Prof. Dr. Wahn, ich muss ihnen schreiben, weil ich ihren Rat brauche bzw ihre Meinung. Ich sage vorab, dass ich noch auf meinen Therapieplatz warte, weil ich weiß, dass meine Ängste übertrieben sind. Leider ist dies beim aktuellen Mangel an Kassentherapeuten sehr langwierig. Darum hoffe ich, durch sie eine fachliche Meinung zu bekommen, die mich etwas beruhigt. Unsere Kinderärztin war leider sehr knapp mit ihren Informationen bei der U3, wodurch ich noch mehr verunsichert bin. Zum Thema: Während der Schwangerschaft wurde bei mir vergessen, die prophylaktische Pertussisimpfung durchzuführen. Durch Zufall erfuhr ich dann kurz nach der Geburt, dass dies notwendig ist und mein Mann und ich haben uns sofort impfen lassen. Allerdings habe ich dann wohl zu viel im Internet gelesen, auch hier im Forum, und nun habe ich ständig panische Angst, dass sich unsere 6-wöchige Tochter mit Pertussis infizieren könnte. Ich las im Forum eines ihrer Kollegen, dass man besser bis nach den Impfungen warte, bis man mit einem Baby rausgeht, aber mein Mann sagt, wir können die Kleine doch nicht bis nach den Impfungen nur zuhause lassen, sie braucht ja auch mal frische Luft und ich stimme ihm hier auch zu. Nun heißt es ja, 3 m sind so der maximale Radius für eine Tröpfcheninfektion und ich versuche auch, beim Ausgang mit dem Kinderwagen diesen Radius so gut es geht einzuhalten, aber Gehwege sind nicht immer 3m breit. So auch heute. Wir waren vorhin mit unserem Baby im Kinderwagen unterwegs und waren auf einem kurzen, schmalen Weg. Ausgerechnet da kamen uns ein kleiner Junge (schätzungsweise 6 Jahre alt) und sein Vater entgegen. Auf unserer Höhe erzählte der Junge seinem Vater etwas und drehte sich dabei um, so dass er quasi "in den Kinderwagen sprach" (zumindest habe ich die Situation so gesehen). Nun habe ich große Angst, dass dieser Junge Pertussis in sich getragen haben könnte und da ja die Tröpfcheninfektion auch beim Sprechen erfolgt, bin ich sehr beunruhigt. Können sie mir sagen, ob ein realistisches Infektionsrisiko bestand? Und stimmt es, dass Säuglinge einfach Atemstillstände bekommen, wenn sie sich mit Pertussis infizieren? Das macht mir die allergrößte Angst... gibt es keine Vorsymptome wie Schnupfen o.Ä.? Wie soll man so als Mutter noch ruhig schlafen können..? Beugt stillen wenigstens den Atemstillständen vor, weil es das Immunsystem ja stärkt? Und wie soll ich mit einem Baby rausgehen, wenn ich ständig Angst haben muss, dass es sich ansteckt ? Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Antworten... diese ständige Angst macht mich sehr mürbe. Einen schönen Abend Ihnen noch ... und danke für Ihre Arbeit hier im Forum!

von Natsuki am 18.02.2014, 19:26



Antwort auf: Ständig Angst wegen Pertussis

Sicher ist es gut, wenn Sie sich Gedanken über Ansteckungsmöglichkeiten machen. Die Angst sollte aber nicht übertrieben werden. Natürlich können Sie mit dem Baby rausgehen. Ich würde nur dichten Menschenansammlungen meiden, da man nicht weiß, ob da jemand irgendeine Tröpfcheninfektion verteilt. Was Pertussis angeht ist es in der Tat so, dass es bei kleinen Säuglingen zu sog. Apnoen, also Atemaussetzern, kommen kann. Ein Säugling mit Pertussis wird daher stationär aufgenommen, ein Säugling ohne Pertussis und ohne Beschwerden kann zu Hause bleiben. Das scheint bei Ihnen so zu sein, da das Baby ja nicht auffällig ist. Nestschutz wird nur während der Schwangerschaft über die Plazenta aufgebaut, nicht durch das Stillen, selbst wenn Sie inzwischen geimpft wurden. Es ist also wichtig, das Kind entsprechend den allgemeinen Impfempfehlungen zeitgerecht impfen zu lassen.

von Prof. Dr. med. Volker Wahn am 20.02.2014



Antwort auf: Ständig Angst wegen Pertussis

Was ich vergessen habe: Gibt es einen Nestschutz bei Pertussis oder nicht? Im Internet finde ich widersprüchliches dazu. Falls ja, hat diesen meine Tochter durchs stillen, obwohl ich erst nach der Geburt beimpft wurde? Danke ihnen!

von Natsuki am 18.02.2014, 20:12



Antwort auf: Ständig Angst wegen Pertussis

Prof. Wahn, vielen Dank für diese Antwort. Nur noch einmal zu meinem Verständnis: Bei welchen Symptomen müsste ich sofort zum Kinderarzt? Meine Tochter hustet ab und an beim stillen oder auf dem Wickeltisch, wenn sie sich verschluckt, aber dies macht sie seit Geburt. Woran würde ich erkennen, dass sie sich mit Pertussis angesteckt hat? Ich habe eben Angst, dass sie einfach aufhört zu atmen, da ich es so verstanden habe, dass Keuchhusten bei kleinen Säuglingen keine Symptome macht, sondern einfach einen Atemstillstand produziert.. ich hoffe, sie können mir diese Angst nehmen. Würde es Vorsymptome geben? Und was sollen wir Eltern tun, wenn wir auf der Straße direkt angehustet werden? Sollten wir dann direkt zum Kinderarzt oder was würden sie uns raten? Bisher ist zum Glück dergleichen nicht passiert, aber ich bin eben beunruhigt... der Impftermin für die Kleine steht schon, aber bis dahin sind es noch lange drei Wochen. Dankeschön!

von Natsuki am 20.02.2014, 13:05



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