Frage: Antibiotikaassoziierte Colitis oder Milcheiweißallergie

Liebe Expertenteam, meine Tochter ist fünf Monate alt, voll gestillt und hat seit fast sechs Wochen Durchfall. Dieser ist grün, schleimig, riecht komisch und mehrmals am Tag (5-10) Angefangen hat alles ein paar Tage nachdem ich selbst ein Antibiotikum gegen Blasenentzündung nehmen musste (Monuril = Einmalantibiotikum mit Depotwirkstoff Fosfomycin). Ein paar Tage später hatte sie Durchfall, der grünlich war. Ich bin dann mit ihr zum Kinderarzt, der stellte fest, dass ihr Bauch hart sei und dass es wohl ein Virus sein müsse, der wieder weg ginge. Nach ein paar weiteren Tagen war der Durchfall immer noch nicht weg und ich war mit ihr nochmal beim Arzt. Sie hat eine Stuhlprobe eingeschickt, in der massenhaft Staphylokokkus aureus gefunden wurde mit verminderter aerober Darmflora. In der Zwischenzeit habe ich meiner Tochter Bigaia und Mutaflor gegeben. Jedoch wurde der Durchfall immer schlimmer mit fleischfarbenem Schleim (Blut) und schließlich bekam sie eine Antibiotikum. Mit diesem wurde der Durchfall besser, nur noch 4-5 Mal am Tag und der Stuhl wurde zuerst bräunlich, dann wieder mehr gelblich wie Muttermilchstuhl, aber noch immer flüssig. Leider hat sie das Antibiotikum nicht vertragen und hat Blutungen im Stuhl bekommen, so dass wir es nach 6 Tagen wieder absetzen mussten (waren deshalb im KH). Das Blut im Stuhl hat sofort nach Absetzen des AB aufgehört. Leider hat sich der Durchfall seither wieder verschlechtert. Nun waren wir wieder im KH, weil der Durchfall wieder ganz grün und schleimig war und im Stuhl auch immer noch Staphylokokken und nun auch Pseudomonas aeruginosa gefunden wurden. Das Labor hat auch ein Antibiogramm mitgeschickt. Jedoch wurde im KH (ein wenig aus dem Bauch heraus, wie mir schien) die Diagnose Kuhmilcheiweißallergie gestellt. Ein Bluttest war jedoch negativ. Dennoch gehen die Ärzte davon aus, dass es nur an der Kuhmilch liegen kann, die ich zu mir nehme, da ich ja stille. Ich soll nun vier Wochen auf Kuhmilchprodukte komplett verzichten um zu sehen ob es besser wird. (Einen Auslassversuch über eine Woche habe ich schon hinter mir, weil meine Kinderärztin auch schon auf die Idee kam, es könnte ja daran liegen. Jedoch ohne Verbesserung.) Wenn das nichts hilft soll ich abstillen. Das möchte ich jedoch auf keinen Fall und schon gar nicht auf Verdacht. Ich persönlich denke nicht, dass es an der Kuhmilchproteinintoleranz liegt, da meine Tochter ja vorher auch NIE Probleme damit hatte und die Untersuchungsergebnisse auch nicht dafür sprechen. Sie hat auch keine Bauchschmerzen, Blähungen oder Hautausschläge. Der Bauch ist auch wieder weich. Das Einzige ist der Durchfall mit wenig okkultem Blut. Was denken Sie?

von sylwer77 am 28.11.2014, 22:01



Antwort auf: Antibiotikaassoziierte Colitis oder Milcheiweißallergie

In der Regel spielt die mütterliche Ernährung bei der Auslösung der KM-Allergie keine Rolle. Das wurde früher überschätzt. Das Kind müsste schon extrem allergisch sein, wenn es auf Spuren von KM in der Muttermilch reagieren sollte. Und das bei negativem RAST? Chronische Durchfälle sind vielleicht ein Anlass, mal einen Kinder-Gastroenterologen aufzusuchen, ins besondere dann, wenn das Gedeihen des Kindes gestört ist. Manchmal findet der dann eine Ursache, die bisher nicht bedacht wurde. Falls das Kind eine Rotavirusimpfung erhalten hat, könnte auch das eine Rolle spielen. Eine Beschreibung der Kinder-Gastroenterologie finden Sie bei http://www.dgkj.de/eltern/spezialisten_portraits/kinder_gastroenterologie/.

von Prof. Dr. med. Volker Wahn am 29.11.2014



Antwort auf: Antibiotikaassoziierte Colitis oder Milcheiweißallergie

Sehr geehrter Professor Wahn, vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Also könnten die Durchfälle doch eher von ihrer Besiedlung mit Staphylokokken (aureus) kommen?! Ich weiß, dass diese auch in der normalen Darmflora vorkommen können, aber bei ihr scheinen diese Staphylokokken (und nun auch noch Pseudomonaden) ja nach der Antibiose überhand genommen zu haben. Zumindest geht das Labor davon aus, dass sie behandelt werden müssten, da es ein Antibiogramm mitgeschickt hat. Kann es sein, dass ein so kleines Kind mit unausgereiftem Immunsystem diese Besiedlung nicht selbst ausreichend bekämpfen kann und sie deshalb Durchfall hat um die Bakterien so zu eliminieren, es aber nicht schafft. Wäre dann nicht eine erneute Antibiotikabehandlung sinnvoll, um diese antibiotikaassoziierte Fehlbesiedlung zu beseitigen. Vielen Dank für Ihre Antwort! Ich werde natürlich schnellstmöglich versuchen einen Termin beim Gastroenterologen zu bekommen.

von sylwer77 am 29.11.2014, 13:25



Antwort auf: Antibiotikaassoziierte Colitis oder Milcheiweißallergie

Ich bin kein Kinder-Gastroenterologe. Nach meiner Kenntnis können Staphylokokken eine akute Gastroenteritis verursachen, die aber ein paar Tage dauert und nicht antibiotisch behandelt wird. Ein Labor sollte nach meiner Meinung die Labordiagnostik machen. Ob aber eine Therapie gemacht wird, dazu muss sich Ihr Kinderarzt äußern. Sie haben Recht, dass das Kind die Staphylokokken mit seinem Immunsystem eigentlich kontrollieren können sollte und deswegen Antibiotika nicht erforderlich sein sollten. Die Tatsache, dass die Bakterien immer noch da sind, sollten Sie dann mit dem Kinder-Gastroenterologen besprechen. Vielleicht wird er zu einer orientierenden Immundiagnostik raten.

von Prof. Dr. med. Volker Wahn am 02.12.2014