Zöliakie vorbeugen??

 Veronika Klinkenberg Frage an Veronika Klinkenberg Ernährungsberaterin

Frage: Zöliakie vorbeugen??

Hallo, ich war gestern abend bei einem Vortrag zur Einführung von Beikost. Über eine Info war ich sehr erstaunt: Die Referentin meinte, um Zöliakie beim Kind vorzubeugen wäre es wichtig, dass man einmal pro Woche einen Esslöffel Getreideschmelzflocken oder Grieß in einen fleischlosen Brei einrührt.. Habe ich da etwas falsch verstanden oder ist dies tatsächlich eine Empfehlung, die man beachten sollte? Wenn ja, welches Produkt würden Sie mir dann empfehlen? Danke + Gruß!

von Wilma123 am 31.05.2012, 07:51



Antwort auf: Zöliakie vorbeugen??

Liebe Wilma, ich kann mir vorstellen, dass die Referentin damit gemeint hat, dass es sinnvoll ist glutenhaltiges Getreide in kleinen Schritten ein zu führen. Das ist auch richtig. In der Regel wird das aber ganz automatisch so gemacht. Zur Vorbeugung der Zöliakie wurde lange empfohlen, Gluten möglichst spät in die Ernährung des Säuglings einzuführen. Neuere wissenschaftliche Studien haben jedoch gezeigt, dass eine spätere Einführung von Gluten (nach dem 6. Monat) für Säuglinge keinen Vorteil bringt. Nach aktuellem Stand ist es am günstigsten kleine Mengen Gluten zwischen dem vollendeten 4. und 6. Monat in den Speiseplan einzuführen - besonders dann, wenn der Säugling noch gestillt wird. Da gibt es zwei Wege. Das mit dem fleischlosen Brei kenne ich nicht. Bei einer besonders vorsichtigen Vorgehensweise wird mit einer kleinen Menge Hafer begonnen. Hafer ist was Gluten anbelangt günstiger zu bewerten als Weizen. Das kann z.B. eine kleine Menge Haferbrei wie unser „Gute-Nacht Haferbrei pur“ abends sein. Der Abendbrei wird in einer kleinen Menge eingeführt und schrittweise gesteigert. Zum anschließenden Einstieg mit Weizen eignen sich besonders Produkte mit einer kleinen Weizenmenge, wie z.B. ein Menü mit Nudeln. So ist es möglich z.B. mittags alternativ zu einem Gemüse-Kartoffel-Brei ein „Nudelgläschen“ zu füttern. So wird der Speiseplan immer mehr durch glutenhaltige Lebensmittel erweitert. Der andere Weg wäre direkt mit einer kleinen Menge „Weizen“ z.B. „Grießbrei“ zu beginnen und das dann langsam zu steigern. Auf diese Weise wird der kindliche Organismus ebenfalls in Schritten an glutenhaltiges Getreide gewöhnt. Beide Wege sind möglich. Sind Fragen offen bin ich jederzeit Ihr Ansprechpartner Veronika Klinkenberg

von Veronika Klinkenberg am 31.05.2012



Antwort auf: Zöliakie vorbeugen??

Hallo, vielen Dank für Ihre Antwort. Ist es vorsichtiger, mit Hafer zu beginnen, weil Hafer weniger Gluten enthält? Ich würde den Abendbrei gerne selbst zubereiten, auch mit Muttermilch (habe noch einiges eingefroren). Gibt es für Hafer- und für Grießbrei auch Produkte im HiPP-Sortiment (am besten ohne eine bestimmte Geschmacksrichtung)? Welche HiPP-Produkte sind generell für die Zubereitung von Abendbrei geeignet, und welche davon enthalten Gluten und welche nicht? Sie schreiben, dass man bei der Einführung des Abendbreis zunächst mit einer kleinen Menge des jeweiligen Breis beginnen soll - besteht der Rest der Mahlzeit dann vorerst noch aus Milch? Und wie viele Löffel sind eine "kleine Menge"? Wie schnell darf diese gesteigert werden? Enthalten alle Abendbreie Gluten, so dass mein Kind jeden Abend glutenhaltigen Brei bekommt, oder muss ich jeden Abend neu entscheiden, ob ich nun Brei mit oder ohne Gluten füttern möchte? Könnten Sie mir eine genaue (beispielhafte) "Fütterungsempfehlung" geben, an der ich mich dann orientieren kann? Entschuldigen Sie bitte, dass ich so extrem genau nachfrage, aber meine beiden Schwestern haben beide Kinder, und jeweils eins ist bereits von Zöliakie betroffen, so dass ich nun Angst habe, dass mein Kind es auch bekommen könnte, wenn ich etwas "falsch" mache.. Danke nochmal im Voraus!

von Wilma123 am 31.05.2012, 18:56



Antwort auf: Zöliakie vorbeugen??

"Laut Österreichischen Beikostempfehlungen sollte mit kleinen Mengen glutenhältigem Getreide (maximal 7 g pro Tag in den ersten 2 Wochen der Gluteneinführung und maximal 16 g pro Tag in den darauffolgenden zwei Wochen) zwischen Beginn des 5. und Beginn des 7. Monats begonnen werden. Bei gleichzeitigem Weiterstillen könnte dadurch der Entstehung von Zöliakie, Diabetes mellitus Typ 1 und einer Weizenallergie vorgebeugt werden (Hitthaller et al., 2010)." http://www.richtigessenvonanfangan.at/content/download/615/3275/file/Bericht_Evaluation%20der%20Kennzeichnung%20von%20Beikostprodukten_final.pdf Auf jeden Fall weiterstillen! LG

von pichu am 31.05.2012, 21:28



Antwort auf: Zöliakie vorbeugen??

Liebe Wilma, vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Es ist doch klar, dass Sie sich genau erkundigen und vorsichtig vorgehen möchten, da in den Familien Ihrer beiden Schwestern Zöliakie vorkommt. Es gibt ganz wenige konkrete Empfehlungen was die Menge und das Tempo der Gluteneinführung anbelangt. Folgende vorsichtige Vorgehensweise kann ich Ihnen vorschlagen. Aufgrund der familiären Vorbelastung würde ich das aber zusätzlich auch einmal mit dem Kinderarzt besprechen. Wie bei der Mittagsmahlzeit beginnt man mit dem Abendbrei erst einmal mit einer kleinen Menge. Hier schlage ich Ihnen für die erste Woche erst einmal 3-4 Löffelchen vor. Anschließend gibt es die gewohnte Milch. Hafer ist zwar glutenhaltig, hat aber einen niedrigeren Anteil an Klebereiweiß. Deshalb gibt es die Empfehlung erst einmal mit Hafer zu beginnen und dann erst auf Weizen über zu gehen. Leider haben wir bei unseren reinen Getreideflocken „Bio-Getreide-Breie“ (diese können auch mit Muttermilch zubereitet werden) keine Haferflocken. Sie könnten für den Start aber den fertig im Gläschen zubereiteten „Gute-Nacht Haferbrei pur“ nehmen. In der zweiten Woche dürfen Sie die kleine Menge Milchbrei täglich um 2-3 Löffelchen steigern. Wenn Ihr Baby dann in etwa 200g Milchbrei isst, brauchen Sie keine Milch mehr nach zu füttern. Geht das mit dem Haferbrei gut können Sie zum Einstieg auf Weizen erst einmal immer wieder mittags alternativ zum Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei ein Nudelgläschen anbieten. Zeigen sich keine Auffälligkeiten (Durchfälle, Blähbauch, Unwohlsein etc.) dürfen Sie nach etwa drei Wochen den Speiseplan immer mehr durch glutenhaltiges Getreide erweitern und dann auch regelmäßig Gluten in den Speiseplan einbauen. Im HiPP Sortiment finden Sie auch glutenfreie Milchbreie. Reis, Mais und Hirse enthalten kein Gluten. So gibt es z.B. bei unseren Getreideflocken („HiPP Bio-Getreide-Breie“) „schmelzende Reisflocken“ und „Feine Hirse“. Die können Sie auch mit Muttermilch anrühren. Unser Bio-Milchbrei „Babygrieß“ ist ebenfalls glutenfrei. Sie dürfen sich jederzeit an den HiPP Elternservice wenden. Die Kolleginnen versenden umfangreiches Infomaterial, so gibt es eine Liste, die Ihnen Aufschluss darüber gibt, welche HiPP Produkte Gluten enthalten und welche nicht. Stehen Fragen offen bitte jederzeit melden, gerne auch zu einem persönlichen Telefongespräch. Ein schönes Wochenende Veronika Klinkenberg

von Veronika Klinkenberg am 01.06.2012



Antwort auf: Zöliakie vorbeugen??

Liebe Frau Klinkenberg, ich danke Ihnen vielmals für Ihre ausführliche Antwort und dafür, dass Sie sich so viel Zeit nehmen. Wenn ich nun Gluten in den Speiseplan eingebaut habe und dies auch ein paar Wochen lang gemacht habe, ist es dann wichtig, "dranzubleiben" und immer wieder glutenhaltige Mahlzeiten zu füttern, oder kann ich mich nach der Einführung danach richten, was meinem Kind schmeckt (möglicherweise wird er ja vielleicht keine Nudelgläschen mögen oder zufälligerweise nur glutenfreien Brei?!) Ist es also so, dass ich nach der Einführung immer mal wieder glutenhaltige Mahlzeiten füttern darf oder sogar "muss" (bzw. sollte)? Mit unserem Kinderarzt hatte ich das Thema im Vorfeld auch schon mal besprochen, allerdings bekam ich nur allgemeine Aussagen von ihm, wie z. B. dass man nach dem 4. Monat mit Gluten beginnen sollte. Deswegen finde ich es so klasse, dass Sie für detaillierte Fragen zur Verfügung stehen, nochmals vielen Dank! Die Einführung des Mittagsbreis verläuft bei uns derzeit übrigens etwas „schleppend“, wir haben vor drei Wochen begonnen und sind noch nicht über den Gemüse-Kartoffel-Brei hinaus. Ich mische schon immer Birne unter, damit mein Kind wenigstens ein halbes Gläschen isst! Ist es wichtig, dass mein Kind zunächst ein ganzes Menü-Gläschen schafft, bevor ich mit dem Abendbrei starten kann oder kann ich trotzdem schon in den nächsten Tagen damit beginnen? (Mein Kind ist schon 5 Monate alt.) Viele Grüße, Wilma123

von Wilma123 am 04.06.2012, 09:29



Antwort auf: Zöliakie vorbeugen??

Liebe Wilma, das ist auch keine einfache Situation für Sie, gerne gehe ich da detailierter auf das Thema ein. Wichtig ist, dass zunächst Gluten in kleinen Schritten in den Speiseplan eingeführt wird. Beobachten Sie Ihren kleinen Schatz, Sie werden in diesen Wochen gut erkennen lernen, ob Ihr kleiner Junge mit glutenhaltigem Getreide zurechtkommt. In der Regel stellt sich mit fortschreitender Beikost die Frage welches Getreide der Abendbrei beinhalten darf nicht mehr. Denn hat der Kleine verschiedene Milchbreie (glutenfrei aber auch glutenhaltig) kennengelernt, dürfen Sie ganz nach seinem Geschmack gehen und Abwechslung bieten. Im zunehmendem Beikostalter ist es auf jeden Fall sinnvoll mehrere Sorten zu reichen, damit Ihr Kind den unterschiedlichen Geschmack und die Vielfalt unserer Lebensmittel kennen und akzeptieren lernt und dadurch die Freude am Essen von klein auf gefördert wird. Das ist die beste Voraussetzung für gutes Ernährungsverhalten bis ins Erwachsenenalter. Bei vielen Sprösslingen verläuft die Einführung der Mittagsmahlzeit etwas „schleppend“. Diese Lebensmittel sind noch fremd und vom Geschmack her gewöhnungsbedürftig. Es dauert einfach ein bisschen, bis Ihr Kleiner Vertrauen dazu aufgebaut hat. Aber Geduld und Ausdauer zahlen sich immer aus, Babys kommen irgendwann auf den Geschmack, wenn ihnen Ungewohntes immer wieder angeboten wird. Tut sich ein Kind mit dem Mittagessen noch etwas schwer, empfiehlt es sich mit dem Abendbrei noch ein klein wenig zu warten. Denn ein Milchbrei kommt der Geschmacksvorliebe eines Babys meistens besser entgegen und das kann dann dazu führen, dass die Mittagsmahlzeit noch weniger angenommen wird. Schon in kurzer Zeit kann es ganz anders aussehen und viel besser klappen. Viele Grüße Veronika Klinkenberg

von Veronika Klinkenberg am 05.06.2012



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