Wie bringe ich meinen dreijährigen Sohn dazu regelmäßig zu essen und zu trinken?

Frage an Ulrike Kusch Ernährungsberaterin

Frage: Wie bringe ich meinen dreijährigen Sohn dazu regelmäßig zu essen und zu trinken?

Mein Sohn wird in vier Wochen drei Jahre alt. Er trinkt extrem wenig. Das hat bereits mit der Beikosteinführung angefangen. Wasser lehnt er schon immer komplett ab. Deshalb haben wir bei der Beikosteinführung auch bereits angefangen ihm Saftschorlen zum Trinken zu geben. Wir mischen die Schorle relativ dünn (ein Drittel Saft und zwei Drittel Wasser). Es wird mit dem Trinken aber einfach nicht besser. Zum Frühstück und Abendessen bekommt er Vollmilch zu trinken. Diese trinkt er relativ gern und verlangt diese auch oft z.B. zum Mittagessen oder so zwischendurch. Es gibt Tage an denen er nur ca. 100 ml Saftschorle am Tag trinkt. Dafür aber z.B. 600 ml Vollmilch. Zum Einschlafen abends und auch nachts stille ich ihn noch. Mit dem Essen ist es auch so eine Sache. Er isst recht unregelmäßig, will oft nichts zu Frühstücken außer seine Milch. Isst dann zum Mittagessen etwas. Aber hier auch sehr eintönig, z.B. Nudeln ohne Soße oder Reis ohne Soße oder Pommes mit Ketchup. Nachmittags isst er meistens zwei Quetschies oder so. „Richtiges“ Obst isst er je nach Laune aber nicht regelmäßig. Beim Abendessen trinkt er oft auch nur seine Milch. An manchen Tagen verstehe ich wirklich nicht, dass er nicht schon total dünn ist oder woher überhaupt der Inhalt seiner Windeln herkommt. Es gibt auch Nächte an denen ich ganz deutlich merke, dass er tagsüber zu wenig zu sich genommen hat. Er schläft dann sehr unruhig und will ständig gestillt werden. Sein Magen knurrt teilweise sogar. Ich möchte ihn eigentlich noch so lange weiterstillen, bis er sich von selbst abstillt. Allerdings habe ich so langsam einfach keine Lust mehr, ihn nachts ständig zu stillen, nur weil er tagsüber nichts essen und trinken will. Nach solchen Nächten denke ich dann auch immer, dass er doch bestimmt Hunger hat und etwas frühstücken möchte. Aber selbst dann trinkt er zum Frühstück oft nur seine Milch. Letzte Nacht ist er auch ständig aufgewacht und wollte trinken. Da ich ihn nicht ständig stillen wollte, habe ich ihm seinen Trinkbecher gegeben, nachts natürlich nur mit Wasser. Da hat er dann geweint und meinte dass er Saft zum Trinken wolle. Wenn ich ihm dann erkläre, dass es nachts keinen Saft gibt wegen den Zähnen weint er nur. Letztendlich bin ich um zwölf Uhr nachts mit ihm aufgestanden, habe ihm einen Becher Saftschorle zum Trinken gegeben und danach haben wir nochmals die Zähne geputzt bevor wir wieder ins Bett gegangen sind. Das ist ja aber auch keine Lösung für jede Nacht. Mein Mann meint immer, dass er vielleicht von sich aus tagsüber mehr isst und trinkt, wenn ich ihn endgültig ganz abstille. Ich bin mir da aber nicht sicher. Auch dann würde es doch sicherlich mal vorkommen, dass er nachts Durst bekommt und da er ja absolut kein Wasser trinken will, habe ich doch dann nachts noch ein viel größeres Problem, wenn ich ihn auch nicht mehr stillen kann. Mein Mann und ich essen eigentlich auch abwechslungsreich und mit viel Gemüse, Obst und Salat. Zu den Mahlzeiten nehmen wir uns auch Zeit und sitzen in der Regel alle gemeinsam am Tisch. Ich weiß also wirklich nicht, woher unser Sohn dieses Essverhalten hat. Ich persönlich trinke auch regelmäßig (mindestens zwei Liter Wasser am Tag). Wie können wir also unseren Sohn dazu bewegen, mehr zu trinken, im Rahmen der Malzeiten auch ordentlich zu essen und vor allem auch etwas vielseitiger zu essen und auch mal neue Sachen auszuprobieren? Vielen Dank für Ihre Hilfe.

von Lilie2017 am 02.11.2020, 08:35



Antwort auf: Wie bringe ich meinen dreijährigen Sohn dazu regelmäßig zu essen und zu trinken?

Liebe „Lilie2017“, Ihren Wunsch kann ich gut verstehen und das Gute ist, Ihr Kleiner wird und kann sich mit der Zeit umgewöhnen. Er wird sich mit Ihrer Hilfe mehr und mehr tagsüber zu den Mahlzeiten satt essen. Diese „ich-ess-jetzt-mal nix“ oder „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“-Phasen kommen häufiger vor als man denkt. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Und dennoch gedeihen sie! Diese Phasen hat die Natur schon mit einberechnet. Natürlich sind sehr fettige Speisen wie Pommes als Daueressen nicht optimal. Auch viel pures Obst sättigt nicht wirklich lange - kommt aber bei den kleinen Leckermäulchen häufig besonders gut an. Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Meist essen die Kleinen auch mehr als man im ersten Moment denkt – so ist es bei Ihrem Jungen auch. Da kommt doch einiges zusammen, aber eben nicht das, was ihn richtig sättigt und versorgt. Die Speisenauswahl wird aber wieder umfangreicher werden, nur Mut. Auch wenn das nicht von heute auf morgen geht, bleiben Sie dabei. Ihr Junge hatte nun lange Zeit, sich an seinen ganz eigenen Rhythmus und Speiseplan zu gewöhnen. Möchten Sie eine Veränderung, dann ist es ganz wichtig, dass Sie voll und ganz dahinter stehen und konsequent bleiben. Einmal möchte ich die Milchmenge einordnen: In dem Alter Ihres Kleinen werden für die Kinder pro Tag noch etwa 330ml Milch und milchhaltiges empfohlen. Diese Menge reicht aus, um ihm mit allen wichtigen Nährstoffen aus der Milch gut zu versorgen. Auch liefert die Milch relativ viel Eiweiß, welches in zu hohen Mengen aber das Risiko für Übergewicht erhöhen kann. Zudem enthält sie relativ viele Kalorien. Es ist daher ganz wichtig, dass Ihr Junge lernt, sich tagsüber richtig satt zu essen. Trinkt er sich mit der Milch satt – das ist natürlich viel bequemer – dann ist der Hunger auf festes nicht mehr so groß. Die Milch gibt es jetzt in Kombination mit der festen Kost, sie ist nicht mehr die alleinige Sättigung wie im Säuglingsalter. Bieten Sie die Milch nur noch zusammen mit einem Brot, z.B. zum Frühstück und Abendessen, oder als Milchbrei, Müesli an. Auch einen Joghurt kann es mal als Zwischenmahlzeit geben, dann braucht er aber weniger Milch zum Trinken. Bedenken Sie: je mehr Milch er trinkt, desto mehr werden andere wichtige Lebensmittel verdrängt. Das ist die Schraube, an der Sie drehen müssen. Noch ein Gedanke zu der Milch in der Nacht: Für Ihren Schatz ist das eine liebgewonnene Gewohnheit und es ist natürlich auch kuschelig. Aber bedenken Sie, dass er damit versucht, sich nachts satt zu trinken. Daraus ergibt sich ein Kreislauf, den es zu durchbrechen gilt. Sie machen es richtig, Wasser anzubieten – das kann es gerne gegen den Durst geben. Von Saftschorle rate ich Ihnen an. Er soll nun auch andere Getränke wie Wasser oder ungesüßten Tee akzeptieren, lenken Sie da wieder mit Schorle ein, weiß er nur, dass er sich nicht abmühen muss. Ohne Milch und Saftschorle schonen Sie auch die Zähnchen und die Verdauung kann mal nachts zur Ruhe kommen. Damit lernt er dann leichter, einen richtigen Mahlzeitenrhythmus zu entwickeln – ganz ohne dieses Dauersnacken bzw. –trinken. Versuchen Sie ihn anderweitig in den Schlaf zu bringen und neue Rituale einzuführen: kuscheln, Liedchen singen, Spieluhr, Geschichte erzählen, Tuch mit Geruch von Mama, etc. Auch wenn es zuerst ein paar unruhige Nächte geben kann, wird er sich mit der Zeit umgewöhnen. Tagsüber kann sich Ihr Junge zu allen Mahlzeiten richtig satt essen – Ihr Sohn ist schlau, vertrauen Sie darauf. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihm schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Schatz wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt er nichts Beliebteres – keine Milch, kein Obst, keine Saftschorle -, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Appetit zum Gehilfen machen. Bieten Sie Getränke ruhig mal aus einem anderen Becher an, als gewöhnt. Etwas, das er nicht gleich mit seiner gewohnten Saftschorle oder Milch verbindet. Auch wenn es zu anfangs noch etwas Protest gibt, bleiben Sie konsequent – das hilft Ihnen und auch Ihrem Schatz. Bieten Sie Getränke zu den Mahlzeiten und danach an. Dass Ihr Sohn nie so richtig Durst entwickeln konnte, liegt daran, dass er immer (zu) gut mit Milch bedacht war. Auch hier sollten Sie den Spieß umdrehen. Wird die Milch weniger, steigt automatisch der Durst auf anderes. Das wird nicht gleich von heute auf morgen sein. Das ist ein Lernprozess. Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: Bieten Sie Ihrem Sohn eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe. Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Sie sind das Vorbild, Ihr Sohn wird Sie nachahmen. Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Schatz an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Hier finden Sie auch noch den einen oder anderen Tipp für das Essen mit Kleinkindern zusammengefast: ( https://www.hipp.de/kinder/ratgeber/tipps-fuer-das-essen-mit-kleinkindern/ ) Liebe „Lilie2017“, ich bin mir ganz sicher, dass Sie und Ihr Sohn einen neuen Rhythmus finden können. Sie sind ein gutes Team und schaffen das! Ein erster Anfang ist bereits gemacht. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Liebe! Herzliche Grüße Ulrike Kusch

von Ulrike Kusch am 05.11.2020



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