Hallo, ich bin echt am verzweifeln mit dem Essen. Erst mochte meine Tochter keinen Brei mehr am Abend und ich habe Ihr Brot gegeben. Da war sie 11 Monate. Jetzt 13 Monate möchte sie kein Brot mehr. Sie streikt und isst es einfach nicht. Was kann ich Ihr denn sonst anbieten, wenn Sie nichts mag. Meinen Sie ich kann am Abend noch einmal warm geben. Mittags gibt es nie irgendwelche Probleme immer nur abends. Haben Sie schon mal so einen Fall gehabt und können mir helfen`?
Sonnige Grüße
von
"Sylke"
am 02.04.2020, 13:28
Antwort auf:
Was kann ich zum Abendbrot anbieten?
Liebe „Zwergenliebling“,
diese „ich-ess-jetzt-mal nix“ oder „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“-Phasen kommen häufiger vor als man denkt. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen.
Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und dennoch gedeihen sie! Diese Phasen hat die Natur schon mit einberechnet.
Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Mädchen eben mit so wenig zufrieden. Meist essen die Kleinen auch mehr als man im ersten Moment denkt. Die Speisenauswahl wird aber wieder umfangreicher werden. Irgendwann kommt es zu einer so genannten spezifisch-sensorischen Sättigung, auch bei Ihrem Schatz. Sie hat sich dann an den wenigen Dingen „satt gegessen“ und will endlich was anderes. Diese Sättigung entwickelt sich bei Kindern wesentlicher langsamer und lässt Eltern bis dahin oftmals verzweifeln, wenn Kinder über einen längeres Zeitintervall immer nur ein bevorzugtes Essen wünschen.
Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihre Kleine weiter nur, dass sie mit ihrem Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.“
Ein paar lieb gemeinte Anregung meinerseits:
Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihr schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt. Zwei mal am Tag ein Menü ist etwas viel. Am Abend eignet sich z.B. ein Milchbrei mit Obst, Brot + Käse plus Gemüsesticks und Milch, Müesli. Vielleicht kommt der Milchbrei ja wieder besser an.
Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Schatz wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts.
Wenn die Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen.
Auch wenn es schwer fällt - ich weiß, es ist nicht so leicht - aber versuchen Sie es aus: Bieten Sie Ihrer Kleinen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe.
Schauen Sie nicht auf ihren Teller hin, motivieren Sie sie nicht, interessieren Sie sich nicht für ihr Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Sie sind das Vorbild, Ihre Tochter wird Sie nachahmen.
Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Schatz an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen.
Auch an der Uhrzeit könne Sie noch etwas drehen – vielleicht ist Ihr Mädchen schon zu müde und die Lust aufs Essen nicht so hoch. Dann einfach mal das Abendessen früher reichen.
Sie werden sehen, bald spielt es sich wieder ein! Liebe, Geduld und Konsequenz bewähren sich.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Schatz alles Gute und ein sonniges Wochenende!
Herzliche Grüße
Ulrike Kusch
von
Ulrike Kusch
am 03.04.2020