Warum isst meine Tochter nichts?

 Veronika Klinkenberg Frage an Veronika Klinkenberg Ernährungsberaterin

Frage: Warum isst meine Tochter nichts?

Meine Tochter ist 14 Monate alt und wird noch voll gestillt. Seit dem 6. Lebensmonat versuche ich sie zuzufüttern. Aber sie verweigert alles. Auch an unserem Essen hat sie kein Interesse. Auch trinkt sie nicht aus der Flasche oder aus dem Glas. Ich habe wirklich schon alles versucht. Selbst wenn ich den ganzen Tag aus dem Haus bin isst/trinkt sie nichts. Es sieht so aus, als würde sie lieber hungern als etwas anderes zu essen. Sie ist körperlich und geistig gut entwickelt, der Arzt meinte es gäbe noch kein Grund zur Sorge. Aber es kann doch so nicht weitergehen!

von Anny78 am 27.02.2013, 21:21



Antwort auf: Warum isst meine Tochter nichts?

Liebe „Anny78“, ich kann gut verstehen, dass Sie nach diesen Erfahrungen langsam mutlos werden. Ihr Töchterchen scheint ein besonders willensstarkes Mädchen zu sein. Ihre Kleine ist es gewohnt an der Brust zu trinken und sie kann sich auch immer wieder darauf verlassen. Wenn Sie abstillen möchten, dann muss das entsprechend Ihrem Gefühl passieren, d.h. dann ist es wichtig, dass Sie richtig hinter Ihrem Vorhaben stehen. Jetzt im Kleinkindalter spürt Ihr Mädchen noch intensiver jede Spur von Unsicherheit und Angst und entwickelt immer mehr ein Gespür dafür, was sie anstellen muss, um ihren Willen durchsetzen zu können. Als Außenstehende fällt es mir natürlich leichter Ratschläge zu geben, aber ich kann Sie nur ermutigen möglichst alle Kraft zusammen zu nehmen und konsequent und sicher vor zu gehen. Im Kleinkindalter ist es wichtig, dass Sie Ihr Kind Schritt für Schritt dabei unterstützen, sich immer mehr zu lösen und selbstständig zu werden – alleine wählt sie den leichteren Weg. Sie fühlt sich mit dem Stillen rundum wohl, das ist ja auch etwas Vertrautes, das sie von Anfang an kennt. Nehmen Sie sich erst einmal ein bis zwei Mahlzeiten vor und da gibt es nur festes Essen. Bleiben Sie z.B. konsequent mittags beim Löffel. Wenn Ihr Töchterchen ablehnt, den Kopf wegdreht oder schreit, legen Sie sie nicht an, sondern brechen Sie die Mahlzeit ganz bewusst ab. Das Wichtigste ist, jetzt wirklich konsequent zu bleiben. Ihr Kind merkt sich ganz genau, wann Sie nachgiebig sind bzw. einlenken. Starten Sie nach kurzer Pause noch einmal einen Versuch. Klappt das nicht gibt es bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Lassen Sie auch in den nächsten Tagen nicht locker. Sie sind die Mutter und geben vor was es zu essen gibt. Das wichtigste ist, dass Sie möglichst locker und gelassen bleiben und sich vor allem nicht ausschließlich auf Ihre Maus konzentrieren. Ein nett gedeckter Tisch, eine Auswahl an gesundem Essen, das ist prima. Ganz wichtig ist aber auch, dass die Mahlzeiten in entspannter Atmosphäre stattfinden, dass sich nicht die ganze Aufmerksamkeit auf die Kleine und ihr „Essverhalten“ konzentriert. Bieten Sie Ihrer Maus eine Auswahl an, fragen Sie sie nicht was sie essen möchte. Lassen Sie sie das Essen erforschen. Unterhalten Sie sich während des Essens über belanglose Dinge, essen Sie mit Genuss vor Ihrem Kind. Machen Sie sich während des Essens nichts daraus ob die Kleine isst oder nicht. Ich kann Ihnen versichern, kein gesundes Kind verhungert vor vollem Teller. Aus Erfahrung weiß ich auch, wenn die Stillmahlzeiten weniger werden oder ganz weg fallen, wird sich Ihre Tochter ganz automatisch mit der Löffelkost und anderen Mahlzeiten anfreunden (müssen). Eine große Hilfe wäre es, wenn Sie Unterstützung finden könnten und eine vertraute Person übernimmt immer wieder einmal die Mahlzeiten und Sie sind einfach nicht anwesend. Wenn Sie konsequent vorgehen und in Ruhe Ihren Standpunkt vertreten und Ihre Sicherheit zeigen, wird sich etwas in kleinen Schritten in Bewegung setzen. Sie schaffen das. Ich wünsche Ihnen weiter ganz viel Geduld und vor allem Durchhaltevermögen Veronika Klinkenberg

von Veronika Klinkenberg am 28.02.2013