Hallo liebes rund-ums-baby-Team,
meine Tochter ist jetzt 7 Monate alt, sie ist gottseidank vollständig gesund und entwickelt sich wunderbar. Mit 7000 g ist sie zwar nicht gerade schwer, aber noch sehr gut im Rahmen (bei der Geburt wog sie 3300 g). Von einer Gedeihstörung kann also glücklicherweise keine Rede sein.
Dennoch haben wir riesige Probleme mit ihrer Ernährung und das im Grunde genommen seit ihrer Geburt. Ich hatte am Anfang viel zu viel Milch und einen Milchstau nach dem nächsten, was mir das Stillen zu Anfang etwas verleidet hat. Ich hatte immer vorgehabt, voll und lange zu stillen, aber da wurde meine Entschlossenheit auf eine harte Probe gestellt. Als dann die Milchmenge sich etwas normalisiert hatte, stellte sich allerdings meine Tochter quer. Mit ca. 4 Wochen war das Stillen bei uns immer mit viel Geschrei begleitet, sie hasste schon die Haltung (Wiegehaltung), andere Stillpositionen brachten aber auch keine Änderung. Ich hab versucht die Ruhe zu bewahren und durchgehalten, aber mit 8 Wochen verweigerte die Kleine die Brust schließlich vollständig.
Wir sind mit ihr zum Osteopathen, hatten eine Stillberaterin zu Hause und haben immer wieder auch unsere Hebamme befragt - nichts hat geholfen. Die Diagnose war immer sehr schnell: Stillstreik. Mir wurde angeraten durchzuhalten, so ein Stillstreik sei nur vorübergehend. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben, aber diese Zeit war die Hölle. Ich konnte nirgendwo mit meiner Tochter hingehen, weil sie ständig Hunger hatte, beim Anlegen an die Brust aber Zeter und Mordio schrie und erst wenn sie sich müde geschrien hatte, an der Brust trinkend eingeschlafen ist. Das habe ich nach zwei weiteren Monaten (sie war dann 16 Wochen alt) einfach nicht mehr geschafft, zumal ich zu diesem Zeitpunkt auch wieder anfangen musste halbtags zu arbeiten.
Bis sie 6 Monate alt war, hat meine Tochter dann abgepumpte Muttermilch aus der Flasche bekommen, die sie etwas besser angenommen hat als die Brust. Allerdings muss man sie dazu allein in ihrem Bettchen liegen lassen, sonst trinkt sie die auch nicht. Inzwischen haben wir auf Pre Nahrung umgestellt, aber die Probleme sind die gleichen geblieben.
Jetzt geht es an die Beikosteinführung und es geht im Prinzip genau so weiter. Sie will nur so essen, wie es ihr passt, das heißt nur kurz und in einer selbst ausgesuchten Haltung. Nach wenigen Löffeln ist Schluss und sie schreit.
Ich fürchte, wir sind in einen ganz blöden Teufelskreis reingekommen, wo das Essen ein so großes Problem in unserem Alltag ausmacht, dass sich die Problematik immer wieder selbst bedingt. Natürlich sind wir beide (mein Mann und ich) längst nicht mehr ruhig und entspannt beim Füttern, sondern sehr angespannt und das überträgt sich mit Sicherheit auch auf unsere Tochter.
Wir wissen aber beide nicht so richtig, wie wir da rauskommen sollen. Unsere Tochter muss ja essen. Und es wäre auch schön, wenn sie tagsüber genug isst, damit sie nachts nicht alle zwei Stunden an der Flasche nuckeln will (was auch vorkommt, von uns aber so gut es geht unterbunden wird durch Herumtragen, singen, kuscheln...).
Ich bin für jeden Ratschlag dankbar. Aber das bereits häufig gehörte: "Versuch einfach, wieder alles lockerer zu nehmen und mehr Ruhe einkehren zu lassen!" hilft mir nicht weiter. Das Wie ist hier das Problem.
von
Verelisabeth
am 07.01.2015, 09:19
Antwort auf:
Seit Geburt Probleme mit dem Essen haben Sie einen Rat?
Liebe „Verelisabeth“,
da haben Sie und Ihre Kleine ja schon einiges hinter sich.
Ich denke, Sie haben selbst schon den „Knackpunkt“ erkannt. Das Essen ist und war schon zu Beginn problematisch und irgendwann ist einfach „der Wurm drin“.
Sie beschreiben Ihre Tochter als gesundes und wunderbar entwickeltes Mädchen. Darüber können und sollten Sie sich freuen.
Wichtig ist, dass Ihre Kleine ausgewogen ernährt wird und satt ist und noch wichtiger, dass Sie und Ihr Töchterchen Freude am Essen haben. Und hier scheint mir der Ansatzpunkt zu sein.
Sie schreiben: „Unsere Tochter muss ja essen.“ Versuchen Sie mal alles „Wollen“ und „Müssen“ aufzugeben.
Ihre Kleine ist rein auf die Zahlen geschaut wirklich nicht zu leicht. Sie liegt absolut in der Norm.
Bedenken Sie mal, Ihr Mädchen ist von klein auf daran gewöhnt, dass beim Essen Druck auf sie ausgeübt wird. Selbstverständlich muss(te) Ihre Kleine was essen, aber sie hat auch verinnerlicht, dass das Essen mit „viel nerven“ und Überredungskunst in Zusammenhang steht.
Unter Zwang und Druck geht aber oft gar nichts mehr. Kinder spüren das sehr genau wenn Eltern etwas so unbedingt „wollen“ und sträuben sich unbewusst dagegen. Ihre Tochter kann ja nicht sprechen, aber mit ihren Eigenheiten und ihrem Gemotze, Schreien und Zetern zeigt Ihnen Ihr Schatz sehr deutlich, dass ihr das alles nicht behagt.
Sehen Sie das Essen nicht so sehr als Kampf und Anstrengung, die an die Substanz gehen, sondern mehr mit Freude und auch einer guten Portion Gelassenheit. Gehen Sie selbst mit Spaß ans Füttern, wird sich auch Ihr Töchterchen mit der Zeit weniger sträuben und mit Freude beim Essen mitmachen.
Der erste Schritt muss aber von Ihnen und Ihrem Mann aus gehen. Den kann Ihre Kleine nicht leisten, dafür ist sie viel zu jung.
Jetzt muss ein „Neuanfang“ her. Anbei wie gewünscht ein paar konkrete Tipps von mir:
Bieten Sie eine "neue Atmosphäre": anderer Platz, eigenes Stühlchen, ruhige Esssituation, keine Ablenkungen, kein Stress. Auch kann es helfen Teller und Löffel (andere Farbe) zu wechseln und so eine unbelastete Situation zu schaffen.
Ein andersfarbiges Milchfläschchen und eine ganz andere Haltung beim Füttern, vielleicht sogar von einer anderen Person als Mama und Papa?! Oft kann das für Entspannung beim Milchtrinken sorgen.
Vielleicht hilft es, denn es gibt Kinder, die man ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt. Geben Sie Ihrem Töchterchen ein weiches Löffelchen in die Hand. Bestreichen Sie den Löffel oder ein Fingerchen mit ganz wenig Brei und lassen die Kleine das Essen selbst erforschen.
Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind an den Tisch, ohne Ablenkungen.
So kann Ihr Mädchen auch Mama und Papa beim Essen beobachten. Kinder lernen vor allem durchs Nachahmen.
Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen / ausgetrunken wurde oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.
Mehr gibt’s dann nicht. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen.
Achten Sie auf die Signale Ihrer Kleinen. Gehen Sie positiv ans Löffeln und Milchtrinken. Loben Sie Ihre Tochter, wenn es gut klappt. Lassen Sie den Mut nicht sinken, auch wenn es mal Rückschläge gibt.
Ich drück Ihnen die Daumen, dass sich bald alles entspannter einspielt.
Es grüßt Sie herzlichst
Annelie Last
von
Annelie Last
am 07.01.2015