Hallo, mein Kleiner ist mittlerweile fast 11 Monate und außer seiner pre Milch isst er nichts. Also zumindest nicht soviel, dass ich überhaupt mal annähernd eine Mahlzeit ersetzen könnte. Ein paar Löffel Brei isst er, danach hat er kein Interesse mehr und spielt eher mit dem Brei. Feste Nahrung ist die absolute Katastrophe. Ich habe schon ein paar Mal versucht ihm etwas zugeben, aber jedes Mal wird gewürgt und im schlimmsten Fall übergibt er sich. Das ist selbst bei stückigem Brei der Fall. Ich habe mittlerweile schon richtig Angst ihm festes Essen zugeben. Die Reifezeichen erfüllt er natürlich alle und er hat auch großes Interesse am Essen. Ich habe auch immer Mal wieder eine Pause eingelegt und versucht neu zu starten, aber irgendwie komme ich nicht voran, ihn an essen zugewöhnen. Nun mache ich mir aber auch langsam Sorgen, wie lange die pre Nahrung in ausreichend versorgt? Das das erste Jahr Milch ausreichend ist, weiß ich, aber wielange darüber hinaus? Ich möchte auch nicht, dass er eine mangelhafte Ernährung hat. Er ist zudem sehr gut entwickelt und hat auch ein ordentlich Gewicht von knapp 12kg. Am meisten mache ich mir jedoch Sorgen, warum er nichts festes essen kann und ob seine Speiseröhre vielleicht zu eng ist.
Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.
Beste Grüße Inka
von
Inka82
am 20.08.2020, 10:51
Antwort auf:
Pre / Beikost
Liebe Inka,
gleich vorweg: Eines ist sicher, jedes gesunde Kind hat sich noch früher oder später an feste Nahrung gewöhnt.
Haben Sie auch schon mit Ihrem Kinderarzt die Situation besprochen. Er kann letztlich am besten einschätzen, ob das Essverhalten über das „Normale“ hinausgeht. Ich gehe auch davon aus, dass organisch nichts vorliegt und der Mundraum und Schluckvorgang ok sind. Das müsste im Zweifel jedoch Ihr Arzt abklären.
Wichtig ist, dass Ihr Sohn prima gedeiht. Er liegt mit seinem Gewicht in der oberen Norm.
Sicherlich ist es nicht das „Ideal“, wenn Kinder in diesem Alter noch hauptsächlich mit Milch ernährt werden. Hier spielt nicht nur die Nährstoffversorgung eine Rolle, auch andere Entwicklungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Sprachentwicklung, die durch das Kauen fester Kost gefördert wird, können zu kurz kommen
Aber manche Kinder sind einfach Spätzünder und brauchen eine ganze Weile bis sie wie selbstverständlich neben der Milch auch feste Kost akzeptieren. Da lässt sich letztlich nichts erzwingen – genau Sie es schreiben.
Dennoch machen Sie es genau richtig, Ihren Kleinen weiter behutsam an das feste Essen heranzuführen. Damit sich Ihr kleiner Schatz mit dem festen Essen anfreunden kann, ist es ganz wichtig, dass Sie selbst voll und ganz dahinterstehen und den Kleinen unterstützen und auch zu einem gewissen Grad fordern und fördern. Dass Sie zum Beispiel bei einer Mahlzeit, wie dem Mittagessen, mal konsequent auf festere Kost übergehen. Auch wenn die Mengen nicht immer gleich groß oder auch mal nur gering ausfallen.
Wichtig ist, konsequent aber trotzdem ruhig und gelassen zu bleiben. Ihr Junge merkt genau, wann Sie unsicher oder nachgiebig sind. Versuchen Sie Sicherheit beim Essen zu vermitteln.
Achten Sie auch auf das richtige Zeitfenster. Ihr Sohn sollte nicht übermüdet sein und auch noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Essen. Der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit sollte aber schon groß genug sein, damit auch genug Hunger da ist. Schauen Sie, dass Sie genug Zeit zum Essen haben und mit voller Aufmerksamkeit ohne Ablenkungen (Radio, TV, Handy…) dabei sind.
Bieten Sie weiterhin geduldig Fingerfood wie weich gekochtes Gemüse, ein paar Nudeln oder Kartoffelstückchen etc. Brotstückchen können Sie zunächst in Milch einweichen und so füttern, dann „flutschen“ sie besser…
Es gibt Kinder, die man ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt. Geben Sie Ihrem Jungen selbst ein Löffelchen in die Hand. Lassen Sie Ihr Kind experimentieren. Das weckt oft die Neugierde auf Essen. Ohne Druck und Zwang oder großes Aufheben.
Versuchen Sie mal eine Weile ihn allein damit umgehen zu lassen, ohne ihn groß zu lenken oder zu führen. Das mag mühselig sein und viel Geduld erfordern, aber es ist oft mit Erfolg gekrönt, wenn Kinder etwas allein ausprobieren dürfen. Ist diese erste Hürde dann genommen, spricht auch meist nichts dagegen, wenn Mama mithilft.
Machen Sie es Ihrem Schatz nicht zu leicht, also ruhig mal den Hunger zum Gehilfen machen. Ihr Kleiner weiß, dass Mama schnell mit Milch einlenkt. Also muss er sich ja auch nicht mit dem Brei mühen.
Probieren Sie es aus. Meine Erfahrung ist, wenn es nicht gleich die „sichere“ Milch gibt, dass der Appetit dann auf anderes steigt. Das wird auf jeden Fall eine Schraube sein, an der Sie drehen müssen. Wird die Milch weniger, steigt erfahrungsgemäß der Appetit auf anderes.
Das ist natürlich auch Übungssache und wird vermutlich nicht von heute auf morgen klappen. Aber Ihr Sohn kann und wird das lernen, auch mit Gemüse, Beilagen, Brot etc. bei einer Mahlzeit sich satt zu essen.
Ein Ansatz wäre auch, eventuelle nächtliche Fläschchen auszuschleichen – also langsam zu verdünnen. Gehen Sie auch in der Gesamtmenge zurück. Wenn sich Ihr Junge nachts nicht mehr an der Milch satttrinkt, kann der Appetit am Tage kommen.
Nehmen Sie Ihren Sohn weiterhin mit an den gemeinsamen Essenstisch, so dass er Mama beim Essen beobachten und auch was probieren kann. Kinder lernen durch Nachahmen. Greifen Sie selbst mit Genuss am gemeinsamen Tisch zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Kind wird Sie nachahmen. Wenn er sieht wie viel Spaß Sie selbst am Essen haben, motiviert ihn das mit am besten.
Ihr Baby wird mit Ihrer Hilfe lernen – und bis dahin bleiben Sie bei der Anfangsmilch Pre.
Ich drücke Ihnen die Daumen fürs Durchhalten!
Alles Liebe und herzliche Grüße
Doris Plath
Noch ein Wort zum Würgen: Wenn Babys beim Essen würgen, kann das verschiedene Gründe haben.
Ich kann mir vorstellen, dass bei Ihrem Sohn der Würgereflex noch besonders empfindsam ist. Das kennen Sie bestimmt von sich selbst. Wenn ein Spatel bei einer ärztlichen Untersuchung in den Mund gelegt wird, dann würgen wir automatisch. Babys sind hier äußerst sensibel - und manche eben ganz besonders. Ein kleines Stückchen Lebensmittel bzw. etwas Druck im hinteren Rachen kann schon den Würgereflex auslösen. Das kann auch bei dem einen Lebensmittel mehr oder weniger sein. Das sieht für den Betrachter oft schlimmer aus als es ist.
Das „Würgen“ ist bei Babys also nicht ungewöhnlich. Das ist ein sinnvoller Schutz von der Natur, um sich nicht zu verschlucken.
Bleiben Sie stets dabei, damit Sie beobachten können wie Ihr Sohn mit dem Essen umgeht und bitte nie im Liegen füttern.
Denken Sie auch daran, nur was Ihr Junge erfahren und essen darf, kann er letztlich auch lernen.
von
Doris Plath
am 21.08.2020