Hallo,
meine Tochter ist jetzt 1,5 Jahre alt. Vor ca. 2 Monaten haben wir die Gläschenkost abgesetzt, weil sie sie nicht mehr wollte. Nun sind wir noch immer mit der Umstellung beschäftigt. Sie möchte gar nichts mehr richtig essen. Kein Obst, kein Gemüse, kein Fleisch. Sie isst nur Käse, Wurst, Brot, Waffeln, Pfannkuchen und gekochte Nudeln ohne etwas dazu. Sobald Soße oder Gemüse im Teller auftaucht verweigert sie alles. Wir sind ziemlich ratlos und verstehen das auch nicht, weil sie als Baby Gemüse (vorallem Karotten) total gern gegessen hat und auch Obst. Ich möchte schon gerne mein Kind gesund ernähren, aber im Moment wissen wir nicht, wie wir ihr das wieder näher bringen können. Was können wir tun, damit das Essen nicht mehr verweigert wird und sie auch gesunde Sachen isst? (Sie isst mit uns am Tisch zu Abend. Bei uns gibt es abends warm. Will aber trotzdem nur die oben aufgezählten Lebensmittel.)
Ich würde mich über einen Rat freuen.
Liebe Grüße Raco2011
von
Raco2011
am 01.08.2012, 13:17
Antwort auf:
Meine Tochter isst schlecht
Liebe Raco2011,
das Essverhalten unserer kleinen Lieblinge kann uns ganz schön beschäftigen. Aber da wird sich vieles noch ändern. Da ist nichts endgültig!
Ich höre das immer wieder, dass Kleinkinder ihre Nahrungsauswahl so sehr begrenzen. Dieses wählerische Verhalten ist in der Entwicklung normal und in der Regel auch kein Grund zur Sorge. Die Kinder sind dennoch gut versorgt. Das hat die Natur schon mit eingerechnet.
Aber dennoch, dieses Verhalten bringt die Eltern zum Verzweifeln. Sie haben natürlich hohe Ansprüche und möchten, dass die Ernährung gesund und abwechslungsreich „klappt“. Sie als Eltern tun doch alles dafür, Sie kochen abwechslungsreich und mit viel Liebe. Sie ermuntern….
Dann machen uns die Kleinen einen Strich durch die Rechnung. Sie entwickeln einen eigenen Kopf mit ganz speziellen Vorlieben. Das liebevoll selbst gekochte, abwechslungsreiche Essen wird nicht so geschätzt wie es sollte. Oftmals werden Obst und Gemüse verschmäht. Und es gibt immer wieder Kinder, die sich nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Wenn sie eine bestimmte Vorliebe (häufig mit Nudeln oder Kartoffeln) entwickelt haben, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)".
Ich rate Ihnen wie immer in diesen Fällen das Essen einfach gelassen zu sehen. Versteifen Sie sich nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich vielmehr darüber, dass es Ihrem Mädchen gut geht, dass es sie gibt.
Ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Auch wenn Eltern bis dahin fast verzweifeln, wenn Kinder ihre Nahrungsvielfalt über so lange Zeit so sehr begrenzen und nichts Neues probieren möchten. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihre Kleine verhungern könnte. Das wird nicht passieren.
Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihre Tochter weiter nur, dass sie mit ihrer ablehnenden Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.
Probieren Sie mal eine Weile genau das Gegenteil. Auch wenn es schwerfällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Mädchen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe. Schauen Sie nicht auf ihren Teller hin, maßregeln Sie sie nicht, motivieren Sie sie dauern nicht, interessieren Sie sich nicht für ihr Essverhalten... Essen Sie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge.
Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.
Mehr gibt’s dann nicht. Dann geht sie halt mal hungrig ins Bett. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen
Um Kinder mehr am Essen zu interessieren, damit sie mit Freude am Tisch zulangen, gibt es ein paar einfach Grundregeln:
Einfach immer wieder geduldig das Essen anbieten, aber nicht aufzwingen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit dem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen.
Greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild, Ihre Tochter wird Sie nachahmen.
Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an.
Nach Möglichkeit die Kleine ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen.
Sorgen Sie für einigermaßen feste Essenszeiten.
Achten Sie auf eine entspannte Atmosphäre, bei denen jeder Zeit hat fertig zu essen und auch einmal etwas liegen lassen kann, wenn der Hunger nicht ganz so groß war.
Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten des Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihre Kleine am Essen interessieren.
Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Schwierigkeit, sondern mehr als Freude und Genuss.
Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Fragen Sie nicht Ihre Tochter, was sie haben will. Nein, Sie als Mama geben vor, was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Mädchen wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn die Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts.
Ganz sicher, Ihre Kleine wird nicht vor einem vollen Teller verhungern, dafür ist sie viel zu schlau.
Früher oder später wird „der Knoten platzen“ und die Kleine wird an anderen Lebensmitteln Interesse finden! Gehen Sie bis dahin entspannt aber auch konsequent vor.
Ich weiß, das hört sich alles so einfach und plausibel an. Und im Grunde ist es das doch auch. Auch wenn das nicht gleich von heute auf morgen klappen wird. Bleiben Sie dran!
Einen schönen Sommer wünscht Ihnen
Doris Plath
PS: Beim Obst immer wieder mal weiche, reife Stückchen Frucht auf einem extra Tellerchen anbieten, auf das Ihr Mädchen selbst zugreifen kann.
Sie können auch mal kleine Fruchtspieße machen oder lustige Gesichter mit dem Obst legen. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und greifen selbst davon mit Genuss zu. Dann wird Ihre Kleine das früher oder später übernehmen. Zum Untermischen oder zwischendurch können Sie zudem mal unsere Früchtegläschen oder -becher verwenden. Für Kleinkinder gibt es die Kinder-Pause mit Stückchen. So muss Ihr Schatz wenigstens ein bisschen kauen. Und sicher kommt bei Ihrer Kleinen unser Früchte-Spaß im praktischen Quetschbeutel an.
von
Doris Plath
am 02.08.2012