Liebe Expertinnen!
Ich möchte euch um einen Rat bitten, weil ich echt nicht mehr weiter weiß. Meine Tochter ist 3,5 und total auf Süßigkeiten fixiert und hat auch sonst sehr viele ungesunde Ernährungsgewohnheiten. - Mein Mann und ich essen beide sehr viel Gemüse und wenig Fleisch. - Meine Tochter isst fast gar kein Gemüse, nur einige Obstsorten, dafür aber viel Fleisch/Wurst/Fisch (wird leider im Kindergarten 4 x die Woche gereicht, dann ab und zu auch noch zuhause) und nur sehr pikanten Käse. Wir haben ihr nie beim Essen etwas aufgezwungen, sondern sie aus einem gesunden und vielseitigen Angebot auswählen lassen.
Auch bei den Süßigkeiten versuchen wir mit gutem Vorbild voranzugehen, haben erst spät mit Süßem begonnen (vielleicht zu spät) und zB Kuchen ohne Zucker gebacken, aber das Thema ist für uns bereits zu einer richtigen Belastung geworden. - Wir gehen in eine Spielgruppe, wo eine Mutter regelmäßig einen Kuchen mitbringt. Ich erlaube meiner Tochter dann auch, ein bis zwei Stück zu essen. Doch während die anderen Kinder dann wieder spielen gehen, kommt meine Tochter im 2 min Abstand zu mir und sagt, dass sie noch Hunger hat. Ich biete ihr dann Brot oder Obst an, was sie verweigert. Sie will Kuchen. Sie kann dann neben dem Kuchen meistens gar nicht mehr spielen, weil sie wie hypnotisiert neben ihm sitzt. Besuch bei uns war es schon oft peinlich, weil meine Tochter Schreianfälle bekommen hat, wenn noch Kuchen am Tisch stand und sie keinen mehr bekam. - Jetzt gerade hat sie circa eine 3/4 Stunde geweint, weil sie Kakao oder Saft wollte (wie am Wochenende bei Opa und Oma). Trotz der Bitte um Unterstützung vermittelt meine Mutter ihr leider oft implizit, dass meine Regeln komisch sind, es seltsam ist, dass sie Kakao und Torte nicht nach Belieben essen darf. Sie schafft es nicht, das zu unterlassen. Ich weiß echt nicht mehr, was ich tun kann, um die Essgewohnheiten meiner Tochter in eine gesunde Bahn zu lenken. Bitte, haben Sie einen Rat für mich? - Vielen Dank!
von
sandra259
am 03.04.2018, 15:52
Antwort auf:
Kind (3,5 Jahre) total auf Süßigkeiten fixiert und schlechte Ernährungsgewohnhei
Liebe „sandra259“,
zunächst einmal möchte ich Ihnen ans Herz legen sich davon zu befreien, dass alles in einer gesunden Bahn laufen muss oder wird. Das werden Sie nicht erreichen, zumindest nicht ohne sich und Ihr Kind zu stressen.
Die Ernährung ist wichtig, lassen Sie das Essen aber nicht zu sehr in den Fokus rücken. Ihre Kleine spürt das ganz genau, wie viel ihr Essverhalten bei ihren Eltern und auch Großeltern bewegt und auslöst. Mit ihrem Essverhalten erreicht Ihr Mädchen maximale Aufmerksamkeit. Das ist keine böse Absicht, sondern für jedes Kind schön, wenn sich Mama und Papa ihm ganz zuwenden.
Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden, zu einseitig ernährt werden oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen usw. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Viele Eltern kennen diese Situation. Sie stehen da ganz sicher nicht alleine. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben.
Am besten ist es wohl, wenn Sie weiter keine allzu „große Sache“ daraus machen. Sonst lernt Ihr Mädchen weiter nur, dass es mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt.
Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Weitere Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten.
Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann.
Großeltern dürfen und sollten Ihre Enkel verwöhnen. Und meist lässt sich in einem gemeinsamen Gespräch klären, dass auch mal eine vorgelesene Geschichte, ein kleines Pixi-Büchlein, ein gemeinsames Spiel oft viel wichtiger sind als Leckereien. Auch eine kleine „Schatzkiste“ in die etwas deponiert und dann „wohl dosiert“ entnommen wird, hat ihre Reize. Denken Sie immer daran, Sie sind die Mutter, Sie geben vor was es zu essen gibt und was nicht.
Bei den Süßigkeiten gibt es letztlich kein „Gesetz“, das vorgibt was richtig ist und was nicht. Bei Kleinkindern wird generell empfohlen „sparsam“ mit fett- und zuckerreichen Speisen umzugehen. Bei Kindern und Jugendlichen bietet die „Optimierte Mischkost“, welche vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) empfohlen wird, einen Spielraum von maximal 10 % der Energiezufuhr für Produkte wie Süßigkeiten, Gebäck und Knabbereien. Das können eine Hand voll Gummibärchen, ein paar Stückchen Schokolade, ein Doppelkeks, ein kleines Kuchenstückchen sein. Wenn Ihre Kleine nur eine Portion am Tag nascht, darf sie sich ruhig das auswählen, was sie am liebsten mag.
Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind wenn dann eine feste Naschzeit, z.B. nach dem Mittagessen oder am Nachmittag. Es ist grundsätzlich sinnvoll, nicht den ganzen Tag über was zum Naschen anzubieten bzw. das Kind hier selbst zugreifen zu lassen wann immer es mag. Besser ist es zu einer bestimmten Tageszeit einen Nachtisch zu reichen oder auch mal als Zwischenmahlzeit eine Leckerei zu geben. Und vom ersten Zähnchen an auf eine ausreichende Mundhygiene zu achten. Oftmals sind wohldosierte Leckereien sinnvoller, als zu viele Verbote. Strikte Verbote machen die „Extras“ nur interessanter und das Verlangen danach noch größer.
Mein lieber Tipp: Versuchen Sie das Thema nicht zu groß werden zu lassen und es nicht in den Mittelpunkt zu stellen. Je weniger Aufheben Sie darum machen umso weniger interessant ist es.
Es grüßt Sie herzlichst
Doris Plath
von
Doris Plath
am 04.04.2018
