Liebe Expertinnen,
unser Sohn, vor zwei Wochen ein Jahr alt geworden, macht momentan erstaunliche Fortschritte was "sein Essen" anbelangt. Bis vor Kurzem hat er sich mit stückiger Kost sehr schwer getan. Er hat erst vier Zähne (jeweils die oberen und unteren mittleren Schneidezähne), was es ihm wohl auch nicht leicht macht, diese "harte Kost" klein zu kriegen.
Anfangs hat er es trotzdem immer wieder versucht, war allerdings nach kurzer Zeit so ungeduldig mit dem Aufweichen und Knabbern seines Essens, daß er die letzten harten Bröckchen einfach unbearbeitet runter geschluckt hat, woran er sich dann immer verschluckt und sie zusammen mit der vorangegangenen Nahrung wieder herausgewürgt hat.
Größtenteils passiert ihm das jetzt mittlerweile nicht mehr. Wir haben uns im ersten Lebensjahr ganz streng an den von unsrer Hebamme empfohlenen Ernährungsplan gehalten und waren absolut nicht experimentierfähig.
Unser Schatz ist jetzt aber so neugierig auf so ziemlich Alles, was "wir andere", die mit ihm bei den Mahlzeiten am Tisch sitzen, essen, daß wir ihn von Vielem, was wir für ihn für ungefährlich halten, auch mal etwas probieren lassen. Wir achten dabei schon darauf, daß die Nahrung nicht zu stark gewürzt ist, nicht zu schwer klein zu bekommen ist,...
Und anscheinend freut sich der Kleine sehr darüber und möchte am liebsten gar nicht mehr aufhören zu essen. Sobald er nur einen (auch leeren) Kochtopf auf der Arbeitsplatte stehen sieht, der noch nicht gespült ist, auf die Brotmaschine sieht, Obst in der Schale liegen sieht,...fängt er gleich an zu schmatzen und guckt uns dann fragend an, als ob er noch mehr haben wollte.
Das geht so natürlich nicht. Ich lege schon Wert darauf, daß unsre drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten eingehalten werden, bin mir aber nicht mehr sicher, welche Portionsgrößen und welche Nahrungsmittel für ihn die Besten sind.
Er war bei der U6 vor vier Wochen 78cm lang und wog genau 10kg (Geburtsgewicht war 3490g).
Er möchte überwiegend abends vorm Einschlafen noch gestillt werden, was ich aber gerade am "Ausschleichen lassen" bin und wacht nachts dann noch ein bis drei Mal auf, weint, bis ich bei ihm am Bett bin und schmatzt mich dann gleich wieder an. Andere Getränke als Muttermilch (Wasser und ungesüßten Tee) lehnt er dann ab, schlägt mir sogar dann die Tasse aus der Hand, vom Gefühl her müsste er meines Erachtens nach aber auch satt sein und dürfte normalerweise keinen Hunger mehr haben.
Wie können wir es richtig machen, daß wir ihn nicht "mästen" und ihm ordentliche Eßgewohnheiten beibringen??
Danke für die Hilfe!
Hashomy
von
Hashomy
am 24.09.2012, 21:16
Antwort auf:
Essen bei Einjährigem, "Ueberfuettern" und endgültiges Abstillen...
Liebe Hashomy,
freuen Sie sich, dass Ihr Söhnchen was das Essen anbelangt so erstaunliche große Fortschritte macht. Offensichtlich gehört er zu den besonders interessierten, aufmerksamen Kindern und hat nun so richtig Freude und Spaß an der Tischkost entdeckt. Auch scheint er was Motorik und Fertigkeiten anbelangt einen Schub gemacht zu haben. Kinder, die so ehrgeizig sind schaffen das sehr schnell und sind kaum zu bremsen.
Wichtig ist natürlich, dass Sie weiterhin darauf achten, dass das Essen möglichst kindgerecht ist. Zu salzig oder scharf gewürzt, zu fett oder süß sollte es nicht sein. Grobe und schwerer verdauliche Lebensmitttel, scharf angebratenes Fleisch, in reichlich Fett Gebackenes oder Fritiertes sind eher ungeeignet. Solange ein Kind noch keine Backenzähne hat, kann es die Nahrung nur mit den Kieferleisten kauen. Deshalb: Lebensmittel mit harter Hülle wie Paprika, Tomaten, Erbsen werden besser noch zerdrückt oder in kleine Stücke geschnitten. Rohes, hartes Gemüse wie Karotten und Gurken erst dann geben, wenn das Kind gut kauen kann. Vorsicht ist bei kleinen, harten Lebensmitteln wie Johannisbeeren, Nüssen oder Saaten, wie Sonnenblumen- oder Kürbiskernen geboten. Sie können beim Verschlucken leicht in die Luftröhre gelangen.
Kinder in diesem Alter haben ein weitgehend unverfälschtes inneres Regelsystem. Dieses Regelsystem funktioniert wenn Sie als Eltern entsprechende Voraussetzungen schaffen. Darauf können Sie vertrauen. Eine wesentliche Voraussetzung ist dass zu festen regelmäßigen Zeiten Essen angeboten wird. Mit den drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten liegen Sie also goldrichtig. Wichtig ist ein Angebot an vielfältigen und ausgewogenen Speisen, dann besteht nicht die Gefahr, dass ein Kind zu viel, zu wenig oder das Falsche isst. Geben Sie auch mal anstelle eines Nachschlags oder auch zwischendrin was zu trinken wie Wasser oder Tee zu geben. Manche Kinder essen, obwohl sie eigentlich durstig sind.
Außerdem spielt es eine Rolle, wie die Mahlzeiten verspeist werden. Nehmen Sie sich viel Zeit für die Mahlzeiten, ermuntern Sie Ihr Kind in Ruhe zu essen und alles gut zu kauen. Sorgen Sie für eine ruhige entspannte Atmosphäre, keine Ablenkung wie Fernseher, Radio oder Spielsachen sollen stören. Ihr Kind entscheidet wie viel es von dem Angebot isst. Stimmen die Voraussetzungen, wird es sich immer das nehmen was es benötigt.
Ein Speiseplan sieht in etwa folgendermaßen aus:
Morgens: 1-2 Scheiben Brot + Milch oder Müesli
Vormittags: etwas Obst, Knabberei
Mittags: warme Mahlzeit, 2-3 mal pro Woche Fleisch, 1x Fisch
Nachmittags: Obst, Knabberei, Joghurt
Abends: Brot mit Milch oder Müesli
Ihr Spatz ist im Umbruch. Er wird sich immer besser mit dem festen Essen anfreunden. Er wird immer besser damit umgehen lernen und damit leichter auch auf seine sättigenden Mengen kommen. Und er wird sich immer mehr vom Stillen lösen lernen. Stillen ist in diesem Alter weniger zur Sättigung, es ist vielmehr das innige Miteinander, dient der Geborgen- und Sicherheit und hilft den Durst zu löschen. Das wird sich alles einspielen. Ich schätze Sie als sehr fühlige aber auch sichere Mutter ein, die nach Ihrem Empfinden die richtigen Schritte geht. Lassen Sie sich von Ihrem Sohn leiten, solange er altersgerecht gedeiht und putzmunter ist, können Sie ganz beruhigt sein.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei diesem neuen Entwicklungsschritt
Veronika Klinkenberg
von
Veronika Klinkenberg
am 25.09.2012
Antwort auf:
Essen bei Einjährigem, "Ueberfuettern" und endgültiges Abstillen...
Liebe Frau Klinkenberg,
danke für Ihre positive Antwort, die mich in meinem Handeln doch sehr bestärkt hat ;-)
Dennoch muß ich jetzt noch mal nachfragen, da wir abends momentan die größten Probleme haben, unsren Schatz zum Schlafen zu bekommen.
Ich "versuche" ihn gerade abzustillen, aus gesundheitlichen Gründen meinerseits wird es nun allerhöchste Zeit dazu, aber leicht fällt es uns beiden nicht.
Zum Einschlafen braucht der Kleine die Brust nicht (mehr), er wird aber fast täglich nach einer Stunde Schlaf wieder wach und schreit und schreit und schreit.
Die letzten zwei Abende hat er dann laut angefangen zu schmatzen, wir haben ihm Wasser zu trinken gegeben, was er auch gerne genommen hat. Dann hat er allerdings nicht weiter geschlafen, sondern weiter geschmatzt, was uns vermuten läßt, daß er abends vielleicht nicht satt wird?!
An den besagten Abenden hat er jeweils eine große Scheibe Brot und eine Tasse Milch bekommen, sowie etwas Obst, bzw. ein Joghurt. Eine zweite Scheibe Brot hätte er nicht mehr genommen, da es sowieso noch sehr lange dauert, bis er die erste Scheibe weg gemüffelt hat und er irgendwann die Geduld dabei verliert.
Wenn er abends stattdessen einen Getreide-Milchbrei bekommt (200ml Milch mit Flocken eingerührt) sättigt ihn das wohl mehr und er macht weniger Probleme bei seinem Schlafverhalten.
Tagsüber schmatzt er außerdem fast ständig, wenn er sich nicht gibt, bekommt er immer etwas Wasser angeboten, das nimmt er aber nicht immer. Vermutlich schmatzt er ab und zu auch bloß, wenn er etwas eß- oder trinkbares auf dem Schrank liegen sieht!?
Bin so unsicher, ob er generell zu wenig bekommt? Braucht er wirklich solche Unmengen an Essen???
Danke für Ihre HIlfe!
Hashomy
von
Hashomy
am 29.09.2012, 12:52