Hallo, mein Sohn ist fast 6,5 Monate und bekommt seit dem 7.5. Karottenbrei, vor 2,5 Wochen kam Kartoffel hinzu. Er schaffte schon ein 125g Glas und ich war ganz stolz. Seit ca 1 Woche macht er seinen Mund nicht mehr auf u dreht den Kopf weg. Wenn ich ihn kitzel und Spaß mache, öffnet er den Mund u ich schiebe einen Löffel rein, aber irgendwann geht auch das nicht mehr. Er bläst alles raus oder befördert es mit der Zunge nach außen. Hab schon diverse Obstbreisorten probiert und auch mal Abendbrei. Hab kalt und warm probiert, aber er will in letzter Zeit gar nicht probieren und lässt sich nicht austricksen. Eine Flasche nimmt er auch nicht, er kaut nur darauf rum und schluckt auch nicht die Milch, die dabei aus der Flasche kommt. Nachts muss ich seit Geburt alle 2h stillem, tagsüber ist er abgelenkt und hält auch länger durch. Was soll ich tun? Pausieren? Wie lange? Wie gewöhne ich ihm die Flasche an? Hab verschiedene Saugaufsätze schon getestet, er kaut überall darauf rum (bestenfalls), oder würgt. Er mag außer meiner Brust nix im Mund haben. Meine Geduld ist wegen dem Schlafmangel nicht die beste. Bitte helfen Sie mir.
von
Nycks
am 13.06.2012, 15:56
Antwort auf:
6 Monate alt und kein Brei und keine Flasche
Liebe Nycks,
ich verstehe Sie soooo gut, permanenter Schlafmangel zehrt an den Nerven und lässt die Geduld schwinden. Halten Sie noch ein wenig durch, das mit dem Löffel hat ja schon einmal ganz gut ausgesehen.
Ich kann mir vorstellen, dass es sich momentan um eine Phase handelt, die für Ihr Söhnchen ohnehin nicht einfach ist. Entwicklungsbedingte Störfaktoren kurz vor einem Wachstumsschub, wenn sich Zähnchen anbahnen… können zu Rückschritten führen. Auf diese Phasen folgen wieder entspanntere Zeiten, in denen alles wieder ins Rollen kommt. Ganz wichtig, setzten Sie sich selbst nicht unter Druck. Das überträgt sich auf Ihren Kleinen. Er spürt das.
Tricks, Spaß oder Druck führen langfristig nicht zum Erfolg, der Kleine muss selbst aktiv mitmachen und Schritt für Schritt Vertrauen zum festen Essen aufbauen. Nehmen Sie Ihr Kind immer an den gemeinsamen Tisch, essen Sie mit Genuss vor ihm und lassen Sie ihn beobachten wie der Rest der Familie isst. Haben Sie denn schon versucht, wie es aussieht wenn Sie Ihrem Jungen ein weiches Löffelchen in die Hand geben oder ein Fingerchen mit ganz wenig Brei bestreichen? So kann er das Essen selbst erforschen und findet vielleicht Zugang dazu. Zusätzlich könnten Sie ihn mit etwas Brei zufüttern.
Wie sieht es aus, wenn Sie einmal den Hunger zum Gehilfen machen? Bieten Sie ein paar Löffelchen Gemüse an und warten ab. Mag er nichts essen, nicht sofort anlegen, sondern ein Päuschen machen und einen weiteren Versuch starten. Versuchen Sie keine große Sache daraus zu machen und brechen Sie wenn gar nichts mehr geht die Mahlzeit ab. Die Erfahrung zeigt, dass festes Essen schrittweise besser akzeptiert wird, wenn ein Baby merkt, dass nicht sofort die sichere Milch folgt.
Gut wäre es, wenn Ihr Partner oder eine vertraute Person das Füttern hin und wieder übernimmt und Sie sind gar nicht erst anwesend. Warum sollte der Kleine, der es ja gewohnt ist wann immer er möchte an die Brust zu gehen, allein beim Geruch der Mutter verstehen, dass er nun nicht an die Quelle darf?
Bleiben Sie auf alle Fälle dran, jedes Kind nimmt irgendwann die ungewohnte Nahrung an. Geduldiges immer wieder Anbieten schafft Vertrauen und überzeugt irgendwann. Bei manchen Sprösslingen dauert der Reifungs- und Gewöhnungsprozess einfach entsprechend länger.
Auch was das Gewöhnen an eine Säuglingsmilch anbelangt, kann ich Sie nur ermuntern den Mut nicht sinken zu lassen. Gestillte Kinder sind manchmal schwer an Säuglingsmilch zu gewöhnen.
Folgende Tricks können helfen: Erwärmen Sie den Sauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur und versuchen Sie verschiedene Haltungen beim Füttern. Schauen Sie auch mal, ob genug Milch aus dem Sauger kommt: bei umgekehrter Flasche sollte die Milch langsam heraustropfen.
Manche Babys verweigern auch einfach das Fläschchen an sich. Da kann ein Becher helfen. Haben Sie das schon ausprobiert? Das kann der Kleine schon hinbekommen. Gerne dürfen Sie den Geschmack der Säuglingsnahrung "verfeinern" z.B. mit Früchten oder Säften oder Gemüse wie Karotten etc. um individuelle Geschmackserlebnisse zu kreieren.
Führen Sie sich immer vor Augen, der Kleine ist über lange Zeit das Trinken an der Brust gewöhnt. Er muss sich an eine neue Füttertechnik und einen neuen Geschmack gewöhnen. Das ist eine große Umstellung. Aber die Erfahrung, dass Kinder sich nach geduldigem Wiederholen auf lange Sicht überzeugen lassen. Mit Ruhe und möglichst viel Gelassenheit schaffen Sie das.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen
Veronika Klinkenberg
von
Veronika Klinkenberg
am 14.06.2012