Sehr geehrte Frau Westerhausen, Sehr geehrter Herr Dr. Kniesburges, ich hatte mein (wirklich grosses) Problem hier bereits in das Schwangerschaftsforum geschrieben und mich an Dr. Bluni gewandt, der mich nun aber quasi hierher weiterleitete (er sagte ich solle eventuell mit Aerzten sprechen, die in der Geburtshilfe taetig sind). Es ist sicherlich schwierig eine zu meiner Situation vielsagende Einschaetzung zu machen, dennoch moechte ich gerne auch Ihnen kurz meinen Fall schildern, in der Hoffnung, dass Sie vielleicht doch etwas dazu sagen koennen. Nachfolgend die Korrespondenz zwischen mir und Dr. Bluni. Es ist sehr viel zu lesen, wuerde Sie aber bitten es sich einmal anzusehen. Ueber eine Antwort wuerde ich mich sehr freuen, da ich (und auch mein Mann) gerade wirklich durch eine sehr schwierige und schlimme Zeit gehen und jeder Beistand und vorallem die Meinung von deutschen Aerzten uns sehr willkommen ist. Aber bitte lesen Sie selbst, uns geht es wirklich nicht gut zur Zeit und ehrlich gesagt sind wir ein wenig am Verzweifeln. Vielen Dank! ------------------------------------------ ICH: Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich habe gemeinsam mit meinem Mann bereits einige Zeit hier im Forum gelesen, aber leider konnten wir kein passendes Thema finden und hoffen, dass Sie uns vielleicht weiterhelfen koennen, da ich ein grosses Problem habe, welches uns eine wahnsinnige Angst macht und uns wirklich grosse Sorgen bereitet. Ich (32 Jahre) lebe mit meinem Ehemann in Shanghai, China und bin zur Zeit in meiner ersten Schwangerschaft. Wir sind sehr traurig, dass diese leider nicht so schoen anfaengt wie erhofft. Nach Angabe meines ersten Tages der letzten Periode (27.01.) wurde uns gesagt, dass ich seit 39 Tagen schwanger bin. Beim nachfolgenden (ersten) Ultraschall am 07.03. wurde festgestellt, dass das Embryo (4mm Groesse; Beta-HCG = 2651 mIu/mL) zwar in der Gebaermutter zu sehen ist, allerdings sich leider nicht mittig eingenistet hat, sondern sich in der rechten oberen Ecke zum Eileiter befindet (in Richtung des Uterushorns). Der aeussere Rand des Embryos ist nur 5mm von der Serosa entfernt. Aufgrunddessen befuerchten die Aerzte, dass es zu einer "Cornual Pregnancy" fuehren koennte. Durch ein dadurch ausgeloestes Reissen der Gebaermutterwand koennte es laut der Aerzte bedeuten, dass eine fuer mich lebensbedrohliche Situation eintritt. Etwas irritiert sind wir vorallem ueber den Begriff des "Eckenhockers", auf den wir waehrend unserer Recherche in diversen Foren, gestossen sind. Wir wissen nicht, ob es sich in meinem Fall um einen klassischen "Eckenhocker" handelt oder es etwas voellig anderes ist, aber die am haeufigsten getroffene Aussage war, dass dieser voellig harmlos sei und es gar kein Problem darstellen sollte. Wo genau liegt der Unterschied zu meinem Problem? Die Aerzte sagten uns zudem, dass wenn das Embryo weiter in diese Richtung wandert, dass die Schwangerschaft per Operation abgebrochen werden muesste, um vorallem mein eigenes Leben zu sichern. Nach all diesen Aussagen und Geschehnissen sind wir stark verunsichert und haben grosse Angst. Da wir ja wie bereits gesagt in China leben und wir uns auf die Aussagen der chinesischen Aerzte verlassen muessen, waere uns die Meinung eines deutschen Frauenarztes in dieser Situation wirklich sehr willkommen. Koennen Sie uns vielleicht sagen, wie Sie die Sache beurteilen wuerden, was mich eventuell zu erwarten hat und was nun im besten Falle getan werden sollte? Wir waeren wirklich sehr dankbar fuer eine Antwort und senden Ihnen unsere besten Gruesse aus Shanghai. DR. BLUNI: Hallo, 1. nur etwa 2-3 % der sich außerhalb der Gebärmutter befindenden Schwangerschaften (Eileiterschwangerschaft) kommen in der Form vor, dass sie sehr weit außerhalb der eigentlichen Höhle liegen und hierzu zählen dann auch zum Beispiel die von Ihnen beschriebene "Cornual Pregnancy". 2. es ist also zusammengefasst ein extrem seltenes Ereignis. Selbst habe ich dieses in mehr als 20 Jahren nicht erlebt. 3. dessen ungeachtet kommt dieser Form der Anlage natürlich eine große klinische Bedeutung zu und dabei spielt auch ein mögliches Blutungsrisiko eine nicht unerhebliche Rolle. Der hier in diesem Forum immer wieder beschriebene so genannte Eckenhocker hat damit überhaupt nichts zu tun und ist per se auch überhaupt nicht definiert. 4. wenn also dieser Verdacht im Raum steht, ist eine extrem große klinische Erfahrung und Aufmerksamkeit geboten, bis klar ist, wie die Situation einzuschätzen ist. Ich gehe davon aus, dass die extrem großen geburtshilflichen Einrichtungen in China/Shanghai hier über eine sehr große Kompetenz verfügen. 5. insofern kann auch ich Ihnen nur dazu raten, die gebotenen und empfohlenen Kontrollen durchführen zu lassen, damit auch für Sie die größte Sicherheit geboten ist. Herzliche Grüße VB Quelle Malinowski A, Bates S. Semantics and pitfalls in the diagnosis of cornual/interstitial pregnancy. Fertil Steril. 2006;86(6):1764.e11–14. ICH: Hallo, ersteinmal vielen Dank fuer Ihre schnelle und ausfuehrliche Antwort sowie die vielen Informationen; das bedeutet uns sehr viel. Ich liege nun bereits seit dem 07.03. hier stationaer im Krankenhaus und leider muss ich sagen, dass mein Mann und ich nach dem heutigen Tage noch viel unsicherer und geradezu aufgeloest sind. Wir sind auf Grund der nachfolgenden Aussagen der Aerzte am Boden zerstoert und nervlich am Ende, da wir nicht sicher sind, ob das alles wirklich so sein kann, es tatsaechlich so ernst ist und ob es sinnvoll ist, was uns nun vorgeschlagen wurde. Um ehrlich zu sein, haben wir eine gewisse Angst um mein Leben. Sie sagen zwar, dass solch ein Fall nur extrem selten auftritt und Sie persoenlich nicht einen in mehr als 20 Jahren erlebt haben, aber die Aerzte hier sagten uns, dass allein durch die Masse an Menschen (30 Millionen Einwohner in Shanghai) solch eine Komplikation haeufiger vorkommt, als es in Deutschland der Fall sei (wir erzaehlten von Ihnen und Ihrer Aussage diesbezueglich). Ich moechte nun gerne kurz schreiben, was heute gemacht wurde, wie meine Blutwerte aussehen und welche Aussagen getroffen wurden, in der Hoffnung, dass Sie uns vielleicht auch dazu Ihre Ansichten nennen koennen, soweit dies moeglich ist. Vorweg: Ich muesste in der 6. SSW sein, ausgegangen vom ersten Tag meiner letzten Periode am 27.01. Mein Eisprung muesste ca. 21 Tage her sein, sofern ich es richtig gesehen habe. Meine heutigen Blutwerte lauten wie folgt: Beta-HCG: 6146 mIU/mL (ist bisher bei jedem neuen Bluttest weiter angestiegen) PROG: 15,82 ng/mL (hat sich verschlechtert und ist alle zwei Tage um ca. Wert 2 gesunken) Uns wurde gesagt, dass der Beta-HCG Wert zu niedrig sei, koennen Sie dieser Aussage zustimmen? Beim sinkenden PROG Wert wir uns auch unsicher, ob dieser ein schlechtes Zeichen sein koennte oder kein Problem darstellt. Zudem wurde heute ein weiterer Ultraschall gemacht, wobei folgende Aussagen durch die Aerzte getroffen wurden: - Das Embryo ist jetzt 15x12x14 mm gross (zuvor wurde nur 4mm gesagt) - Der aeussere Rand des Embryos ist nur noch 3mm von der Serosa entfernt (wobei auch gesagt wurde, dass der Ultraschall ein wenig ungenau sei und es deshalb nicht mit Sicherheit bestaetigt werden kann) - Das Embryo sieht nicht gut aus (Dotter nicht sichtbar / Blut oder Blutung ist zu sehen, wobei wir nicht sicher sind wie genau wir das verstehen sollen) Nach dem Ultraschall hiess es dann ploetzlich, dass sie noch heute einen MRT (ohne Kontrastmittel) machen wollen, um es genauer beurteilen zu koennen. Auf Grund unserer Bedenken lehnten wir diesen aber zuerst ab, da wir die Befuerchtung hatten, es koennte negative Auswirkungen auf das Embryo haben. Nachdem wir darueber nachgedacht / diskutiert hatten (unter Beruecksichtigung der Aussage der Aerzte, dass eine fuer mich lebensbedrohliche Situation eintreten koennte, durch ein Reissen der Gebaermutterwand), entschieden wir es machen zu lassen, doch leider sagte man uns dann, dass es heute nicht mehr ginge (Freitag nach 15 Uhr + Wochenende keine MRTs). Stattdessen kam die Aerztin und erzaehlte uns, dass zu meiner Sicherheit ein Abbruch der Schwangerschaft sinnvoll waere und sie die Ausschabung am Montag durchfuehren moechte, da es im schlimmsten Fall lebensgefaehrlich werden kann. Eine MRT Untersuchung soll jetzt gar nicht mehr stattfinden. Was uns besonders Angst macht, ist die Tatsache dass wenn die Gebaermutterwand reisst, man sehr schnell verbluten kann. Zumindest haben wir dies so gehoert und machen uns deshalb auch bereits grosse Sorgen, ob es bis Montag ueberhaupt gut gehen wird. Nun haben wir allerdings auch eine wahnsinnige Angst, dass dies eventuell eine vorschnelle Entscheidung sein koennte und fragen uns zudem, ob es nicht doch noch sinnvoll waere noch vorher einen MRT zu machen, um die Situation detaillierter sehen und beurteilen zu koennen. Sehen Sie darin noch einen Nutzen, dass wir z.B. am Montag den MRT machen lassen und Dienstag wird dann, wenn noetig, die Operation durchgefuehrt? Wobei wir uns wie gesagt immer noch nicht sicher sind, ob tatsaechlich bereits ein so grosses Risiko besteht, dass ein Abbruch unumgaenglich ist. Sollte ein Abbruch also tatsaechlich sinnvoll oder gar dringend ratsam sein, so haben wir grosse Angst um mein Leben, aber auch davor, was dies fuer eine eventuelle zukuenftige Schwangerschaft bedeuten koennte. Es wurde uns naemlich gesagt, dass es durch die genannte schwierige Position des Embryos sein koennte, dass ein Teil des Uterushorns inkl. Eileiters entfernt werden muss, da die alleinige Ausschabung eventuell nicht ausreichen koennte. Was fuer Spaetfolgen koennte dies nach sich ziehen? Ist eine zukuenftige Schwangerschaft dadurch erschwert oder gar unmoeglich? Wie lange sollte man bei solch einem Fall warten, bis man wieder versucht schwanger zu werden? Gehoert haben wir, dass zwei Jahre wohl sinnvoll waeren. Am Besten waere wahrscheinlich eine vorzeitige, natuerliche Fehlgeburt, aber dies ist wohl eher unwahrscheinlich und kann nicht einfach herbeigefuehrt werden. Wie Sie sich vorstellen koennen, sind wir wirklich am Ende mit unseren Nerven. Dass meine erste Schwangerschaft gleich mit sovielen Sorgen, sogar um mein eigenes Leben, beginnt, haetten wir nie gedacht. Ich (mein Mann natuerlich auch) habe so eine Angst, dass ich sterben koennte. Aber vielleicht ist die Gefahr auch nicht so gross wie wir denken, sonst wuerden die Aerzte doch auch nicht bis Montag warten, sondern die Operation sofort in die Wege leiten, wenn es tatsaechlich so gefaehrlich waere?! Uns ist bewusst, dass es fuer Sie wahrscheinlich sehr schwierig ist uns Antworten oder Ratschlaege bzw. Einschaetzungen zu geben, aber dennoch erbitten wir Ihre Hilfe, soweit dies moeglich ist. Wir wissen sonst nicht, an wen wir uns wenden koennen in unserer Not und nahezu schon Verzweiflung. Es ist wirklich alles so schrecklich und wir sind uns wie gesagt, extrem unsicher, ob das alles so angehen kann. Eigentlich vertrauen wir den Aerzten hier (haben einen sehr guten Ruf), die Technik die zur Verfuegung steht ist hervorragend und das Krankenhaus (eine riesige Klinik speziell fuer Schwangere) gilt als das vielleicht beste in ganz Shanghai. Trotzdem sind wir uns gerade sehr unsicher, ob alles richtig erkannt wird und ob die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Wie wir bereits sagten, waere uns die Meinung eines deutschen Frauenarztes sehr willkommen. Da Sie nur lesen koennen, was wir Ihnen schreiben und keine Befunde etc. zur Verfuegung haben, ist eine Beratung sicherlich sehr schwer, vielleicht sogar unmoeglich. Dennoch wuerden wir uns riesig ueber Ihre Meinung freuen und wir moechten Ihnen nochmals herzlich danken. Wir finden es wirklich klasse, dass Sie Menschen ueber dieses Forum zur Seite stehen und Ihre Hilfe anbieten. Das ist alles andere als selbstverstaendlich und Ihnen gebuehrt grosser Dank dafuer in unseren Augen. Nun habe ich soviel geschrieben und ich entschuldige mich fuer diesen langen Text, aber ich hoffe, dass Sie uns dadurch vielleicht ein wenig zu meinem Fall sagen koennen. Wir bedanken uns nochmals fuer Ihre Zeit, die Sie fuer uns investieren. Wir empfinden das keinesfalls als eine Selbstverstaendlichkeit. Herzliche Gruesse aus Shanghai EDIT: Der Thread rutscht leider immer weiter nach unten ab, aber wir hoffen, dass Sie vielleicht irgendwann doch noch antworten. Daher schreibe ich noch zwei Neuigkeiten, die sich gerade durch ein Gespraech mit einem Arzt ergeben haben. Der Beta-HCG Wert ist laut Aussage der Aerzte doch nicht zu niedrig, sondern im Rahmen. Da sich das Embryo aber nicht mittig, sondern wie bereits geschrieben weit am Rand befindet, ist das damit verbundene Wachstum eben mit dem Risiko verbunden, dass es recht bald gegen die Gebaermutterwand stossen koennte. Dies hatten wir gestern wohl nicht richtig verstanden. Es wurde jetzt ausgemacht, dass am kommenden Montag nochmals Untersuchungen stattfinden werden, auch ein MRT. Sollte das Risiko dadurch bestaetigt werden, soll noch am selben Tag der Abbruch in Form einer Ausschabung erfolgen. Zudem wurde mir noch gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, dass bis Montag schon etwas passiert (dass z.B. die Gebaermutterwand reisst). Ich hoffe, dass ich auf diese Aussage vertrauen kann. Wir wuerden uns weiterhin ueber eine Antwort von Ihnen sehr freuen. Vielen Dank. DR. BLUNI: Hallo, es tut natürlich sehr leid, dass dieser Verlauf aktuell so ist, wie sie ihn beschreiben. Hier werden aber offensichtlich meine Aussagen hinsichtlich der Seltenheit dieses Ereignisses bestätigt. Insofern gibt es meines Erachtens kaum die Möglichkeit, eine adäquate Einschätzung vorzunehmen, bevor nicht klar ist, wie die Situation genau ist und was am Ende für ein Eingriff vorgenommen wird. Gegebenenfalls holen Sie sich dazu noch einmal die Einschätzung eines klinisch in der Geburtshilfe tätigen Arztes ein. Auch hier bei rund ums Baby haben wir dazu das eine oder andere fachärztliche Forum mit entsprechend hoch qualifizierten Ärzten. Natürlich wird eine weitere Schwangerschaft bei Erhalt der Gebärmutter und der entsprechenden umgebenden Strukturen auch möglich sein. Die Wartezeit wird nach einer regulären Fehlgeburt überhaupt nicht mehr ausgesprochen und darüber hinaus hängt sie natürlich von der durchgeführten Operation ab. Ich drücke Ihnen dennoch beide Daumen für einen guten Verlauf. Herzliche Grüße nach Shanghai VB ICH: Hallo, vielen Dank nochmal fuer die schnellen Antworten, das ist wirklich sehr nett. Ich werde meinen Fall nun noch nach Ihrer Empfehlung hier in ein fachärztliches Forum schreiben, vielleicht koennen wir so noch den einen oder anderen Ratschlag bekommen. Wir koennen natuerlich nachvollziehen, dass es sehr schwierig fuer Sie ist, eine Einschaetzung meines Falles vorzunehmen. Trotzdem konnten Sie uns zumindest ein wenig Beistand leisten und uns einige Informationen geben. Im Moment sieht es allerdings leider sehr danach aus, dass am Montag ein Abbruch erfolgen wird, um kein weiteres Risiko fuer mein Leben zu riskieren. Wobei wir natuerlich immer noch die Hoffnung haben, dass die MRT Untersuchung noch etwas Positives zu Tage bringen wird. Laut den Aerzten hier sollte man wohl 6 Monate nach einer Ausschabung warten, bevor man wieder versucht schwanger zu werden. Sollte ein Teil der Gebaermutter (eine Seite Uterushorn und Eileiter) entfernt werden muessen, ist die Empfehlung ganze 2 Jahre bis zu einer erneuten Schwangerschaft zu warten. Angesichts meines Alters waere das natuerlich sehr schade, aber man kann es sich eben nicht aussuchen. Abwarten und Daumen druecken ist nun wohl angesagt, am Montag wissen wir dann vielleicht mehr (Ultraschall, MRT), eventuell komme ich aber direkt nach den Untersuchungen in den OP. Vielen Dank nochmal und ein schoenes Wochenende wuenschen wir Ihnen. ------------------------------------------
von Hipeterin am 11.03.2017, 13:46