Versorgung eines Frühchens in der 34.SSW

PD Dr. med. habil. Dirk Manfred Olbertz Frage an PD Dr. med. habil. Dirk Manfred Olbertz Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Versorgung eines Frühchens in der 34.SSW

Guten Abend, Mein erstes Kind habe ich mit SSW 36+2 spontan entbunden. Nun bin ich erneut schwanger, befinde mich in der 34.SSW,dh heute genau 33+0. Leider habe ich bereits recht ausgeprägte Wehen,die laut CTG-Befund im Perinatalzentrum aber physiologisch sind. Die Cervixlänge beträgt 3,8cm ohne Trichterbildung. Da jedoch das Köpfchen tastbar u nicht mehr abschiebbar ist, stelle ich mich auf eine Geburt ein,die ab sofort Realität sein kann. Meine Frage an Sie wäre nun,wie ein Frühchen zu einem so frühen Geburtstermin versorgt würde. Laut Ultraschall vor 3 Tagen ist das Baby 44cm groß und ca. 2200g schwer. Zumindest also gut und zeitgerecht entwickelt. Das Feinscreening hatte damals auch keine Auffälligkeiten ergeben. Wird eine Frühgeburt in der 34 SSW noch beatmet? Wie wird es ernährt? Wird es sicher sehr lange auf der Intensivstation sein? Über eine kurze allgemeine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank schonmal!

von Jeina1987 am 28.09.2022, 20:31



Antwort auf: Versorgung eines Frühchens in der 34.SSW

Bei einer Geburt nach 33 vollendeten Schwangerschaftswochen ist grundsätzlich noch mit durch Unreife verursachte Anpassungsstörungen zu rechnen. Diese betreffen vor allem die Atemfunktion in den ersten Lebenstagen. Solche Atemanpassungsprobleme lassen sich aber meistens ohne eine maschinelle Beatmung überwinden. In den meisten Fällen reicht eine CPAP-Atemhilfe aus. Dabei wird über kleine Schläuche in der Nase der Atemwegsdruck erhöht, so dass die Lungenbläschen nicht so leicht zusammenfallen (kollabieren) können. Die Ernährung erfolgt von Anfang an mit Muttermilch. Weil ein Frühgeborenes von 33 vollendeten Schwangerschaftswochen am Anfang noch nicht die Kraft hat, die erforderliche Nahrungsmenge aus der Brust oder aus dem Fläschchen zu trinken, ist in den ersten Lebenstagen noch eine Magensonde erforderlich. Das ist ein kleiner Schlauch, der über die Nase eingeführt im Magen mündet, über den der Anteil der Nahrung in den Magen geleitet wird, den das Kind noch nicht alleine zu trinken geschafft hat. Die stationäre Behandlung eines Frühgeborenen ist meistens bis zur Vollendung von 36 "Schwangerschaft"swochen erforderlich. Bei einer Geburt nach 33 vollendeten Wochen sind also etwa drei Wochen Aufenthalt auf der neonatologischen Station erforderlich. Jetzt hoffen wir aber, dass Sie ihre Schwangerschaft doch noch bis zum errechneten Geburtstermin fortsetzen können.

von PD Dr. med. Dirk Manfred Olbertz am 29.09.2022