Lieber Herr Prof.
Ich habe mal wieder eine Frage, was meinen Sohn betrifft. Er ist ein Frühchen der32.SSW und nun korrigiert 6 Monate alt. In seiner Entwicklung gibt es wohl eher keine Defizite, da er jetzt anfängt, den Vierfüßlerstand auszuprobieren und durch die Wohnung kullert und robbt. Was mir Sorgen macht, ist, das er den ganzen Tag hindurch sehr unruhig ist. Es gibt keinen Moment, wo er still liegt oder mal auf dem Schoß bleibt. Ausgenommen, er schläft. Und selbst dann kommt er kaum zur Ruhe, wacht ständig auf und kann nur sehr schlecht wieder einschlafen. Am Tag ist er nur am Wühlen, beschäftigt sich kaum alleine und schreit sehr viel. Kann sich so etwas wie Hyperaktivität auch schon bei so kleinen Kindern andeuten oder kann sich eventuell sogar ein ADS daraus entwickeln? Sein Nachtschlaf ist im Moment auch sehr gestört. Und am Tage schläft er ,wenn es gut läuft, 2 Stunden nach dem Mittag und manchmal nachmittags noch eine halbe Stunde.Was kann ich tun? Wäre ein Arztbesuch angeraten? Vielen Dank!
Mitglied inaktiv - 23.10.2002, 20:30
Antwort auf:
Unruhe
Die geschilderte Unruhe beruht bei manchen Frühgeborenen auf einer erhöhten Erregbarkeit. Solche Kinder könenn weniger gut als andere die Sinneswahrnehmungen eingrenzen und sich konzentrieren. Das wirkt sich dann sogar im schalf aus, wo ja die Sinneswahrnehmung auch nicht komplett ausgeschaltet ist. Es handelt sich dabei nicht unbedingt um eine Vorstufe der Hyperaktivität, kann aber in eine solche einmünden. Wichtig ist, dass Sie Umgebung und Tagesablauf so strukturieren, dass unnötige Irritationen vermieden werden.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 25.10.2002
Antwort auf:
Unruhe
Hallo Ulidi,
diese Unruhe kenne ich nur zu gut von unserem Sohn. Auch heute (mit 3 Jahren) hat er noch dieses hektische Verhalten, er macht kaum mal etwas fertig, fängt immer neues an und ist oft abgelenkt. Ob es beim Essen ist, beim Vorlesen oder beim Puzzeln - immer hört er plötzlich mittendrin auf, um etwas ganz anderes zu machen...
Als Baby hatte er einen ganz seltsamen Schlafrhythmus, erst mit ca. 10 Monaten machte er einigermassen regelmässig Mittagsschlaf, nachts wachte er immer wieder auf, leider zu unregelmässigen Zeiten. Er hat sich selten mal 1, 2 min. allein beschäftigt, viel gemeckert, sobald man ein Stück wegging, etc.
Wir waren gerade heute wieder im SPZ, und die Ärztin dort sagte uns, dass diese Unruhe und extreme Zappeligkeit ein sehr frühchentypisches Verhalten sei.
Gehst Du mit Deinem Sohn in ein SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum)? Wenn nicht, lass Dich doch mal vom Kinderarzt dorthin überweisen. Dort wird Dein Sohn von frühchenerfahrenen Ärzten in regelmässigen Abständen untersucht bezüglich seiner körperlichen, geistigen und sozialen Entwicklung. Wenn dort Entwicklungsverzögerungen festgestellt werden, können entweder dort direkt Therapien angeboten werden (Ergotherapie, Krankengymnastik...)oder das Verschreiben einer solchen Therapie durch den Kinderarzt empfohlen werden.
Für die Termine im SPZ werden hier in Frankfurt immer 1 1/2 Std. freigehalten, dadurch hat man viel Zeit für ein eingehendes Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin. Wir sind begeistert von dieser Einrichtung und profitieren jedesmal sehr von den halbjährlichen Besuchen dort.
Gruss
Anke
Mitglied inaktiv - 24.10.2002, 00:00