Frage: Tic

Lieber Herr Prof. Jorch, mein Sohn ist in der 29. SSW zur Welt gekommen und nun knappe 8 Jahre alt. Er hat sich völlig normal entwickelt. Vor ca. zwei Monaten hat er plötzlich ständig und sehr stark die Augen verdreht (mehrmals in der Minute), sodass er davon auch Kopfschmerzen bekam. Da dieses auftreten so massiv war, wurde alles abgeklärt MRT, EEG - alles war unauffällig, sodass der Kinderarzt meinte, es handle sich um einen Tic. Die aufgesuchte Kinderneurologin machte einen Streptokokkoen-Abstrich, der positiv war. Sie verschrieb ihm ein Antibiotiokum und der Tic verschwand in den darauf folgenden Tagen völlig. Nach einigen Wochen trat der Tic wieder auf. Allerdings bei weitem nicht so heftig. Der Streptokokken Abstrich war diesmal negativ. Die Kinderneurologin meinte, dass in diesen Fällen auch Kortison gegeben werden könne. Jedoch verschwand der Tic wieder, sodass keine Kortisontherapie begonnen werden musste. Seit einigen Tag hat er den Tic wieder etwas stärker (ca.10-20 pro Tag habe ich es bemerkt). Nun ist weder Kinderarzt noch die Kinderneurologin zu sprechen, da sich beide (auch die nächste Woche noch) auf Urlaub befinden. Kann ich davon ausgehen, dass so ein Tic von selbst vergeht? Ist es sinnvoll bei jeder Streptokokken Infektion Antibiotisch vorzugehen, oder ihm, wenn der Abstrich negativ ist, Kortision zu verabreichen? Die Kinderneurologin meinte auch, dass nur jetzt die Ursache bekämpft werden kann, da der Tic jetzt aufgetreten ist. Später kann nur mehr symptomatisch behandelt werden. Ich bitte Sie um Ihre Meinung. Ich bin einfach ziemlich überfordert. Und dieser Tic schaut einfach ziemlich schauderhaft aus. Mit vielen lieben Dank schon jetzt. Liebe Grüße, Maria

von Maria1976 am 17.04.2019, 19:59



Antwort auf: Tic

Vermutlich haben Ihre Ärzte als Krankheit die sogenannte "Chorea minor" im Blick. Diese kann sehr selten als Folge einer Streptokokkeninfektion auftreten. Die Behandlung besteht in einer möglichst frühzeitigen hochdosierten Penicillintherapie über 10 Tage, bei Bedarf zur Entzündungshemmung verbunden mit einer Cortisontherapie. Bei wirklich gesicherter Chorea minor ist eine vielwöchige gut überwachte Therapie mit Salizylaten (z.B. "Aspirin") indiziert. In bin nach Ihrer Beschreibung aber nicht sicher, inwieweit eine Chorea minor gesichert ist. Die Symptomatik könnte zwar passen, ist aber doch sehr beschränkt auf ein Symptom. Normalerweise schaut man nach Antikörperspiegeln auf Streptokokken im Blut, um die Diagnose zu erhärten.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 18.04.2019