hallo prof. jorch,
auch mich beschäftigt die problematik sids extrem. gerne würde ich sie um ihre einschätzung bitten, bzw. vielleicht können sie mich ein wenig beruhigen?
unsere tochter wurde bei 39+4 (am 08.02.2011) geboren. gewicht: 3330 gramm, größe: 49 cm. leider habe ich bis zum positiven test (6. oder 7. woche) geraucht. ebenso habe ich aufgrund einer diagnose (es wurde bei unserer tochter ein hygroma colli und eine nackentransparenz von 4,1 mm festgestellt) in der 13. woche etwa 10 zigaretten geraucht. das ich das bitter bereue muss ich sicher nicht schreiben.
mein mann raucht leider auch und das zudem noch in hohem ausmaß (ca. 30 zigaretten am tag). unsere wohnung ist aber komplett rauchfrei, geraucht wird von ihm immer außer haus.
die kleine schläft im schlafzimmer in ihrem bettchen (direkt neben unserem) in rückenlage im schlafsack. habe auch ein angelcare, aber nach 3 alarmen in 5 nächten kann ich das ding nicht mehr einschalten. bei unserem großen hat es auch oft angeschlagen, was uns zwei nächte schlaflabor einbrachte. diagnose: längste atempause 10 sekunden, kein sättigungsabfall etc..
besteht bei unserer kleinen anhand der daten ein erhöhtes risiko oder kann ich nachts etwas beruhigter schlafen? und macht das angelcare sinn? es kommen ja jetzt die monate 3 und 4, und da soll das risiko ja besonders hoch sein. wobei ich nicht weiß, ob ich mit angelcare ruhiger schlafen würde. man lauscht ja immer wieder darauf und schaut.
und eine frage habe ich noch zur token studie. dort wird geschrieben, im ersten lebensjahr nur rückenlage. aber wenn kinder sich drehen können, ist das ja fast nicht zu handhaben? manche kinder drehen sich ja schon mit 4 monaten, wie soll man da verfahren?
sorry, es ist sehr lang geworden.
vielen dank für ihre hilfe!
claudia
von
claudia2406
am 16.03.2011, 14:57
Antwort auf:
risiko
Das erhöhte SIDS-Risiko in Raucherfamilien ist stark dosisabhängig. Es betrifft vor allem Kinder, deren Mütter während der gesamten Schwangerschaft 10 Zigaretten und mehr täglich geraucht haben. Ihre "Dosis" (selbst rauchen bis 13 SSW + Ehemann raucht stark, wenn auch nicht in der Wohnung) ist eher niedrig, so dass das statistische SIDS-Risiko nicht mehr als verdoppelt ist, also bei etwa 1:1500 liegt.
Angel Care nützt nach meiner Einschätzung nicht. Noch unmittelbar vor Eintritt des Todes und nach Eintreten eines Hirnschadens verhindert die Schnappatmung des sterbenden Kindes den Alarm und somit die Rettung des Kindes. Außerdem ist mit zahlreichen Fehlalarmen im Schlaf wegen flacher Atmung oder natürlicher Atempausen zu rechnen. Die Definition einer Apnoe/Atempause mit 15 s ist eine mehr oder weniger willkürliche Festlegung. Gefährlich wird eine Atempause erst dann, wenn sie sehr viel länger dauert oder mit Herzfrequenzabfall und Sauerstoffentsättigung gekoppelt ist.
Mit 4-6 Monaten drehen sich die Säuglinge. Es ist nicht sinnvoll, das zu verhindern (z.B. durch Fixieren). Besser ist es, wenn man vorher unter Beobachtung im Wachzustand das Liegen in Bauchlage mit den Kindern trainiert, so dass sie im Schlaf mit den Bewegungseinschränkungen dieser Lage umgehen können.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 18.03.2011
Antwort auf:
risiko
was ich noch vergessen habe, ich stille unsere tochter voll.
lieben dank!
claudia
von
claudia2406
am 17.03.2011, 13:59
Antwort auf:
risiko
Mich erinnern Sie an ein Erlebnis aus dem Winterhalbjahr 1978/79: Ich war blutjunger Assistenzarzt und erklärte Medizinstudenten an einem sehr kräftigen Säugling meiner Station die Nachteile der Flaschenernährung. Da wurde der Studentenunterricht durch die (türkische) Mutter unterbrochen, die einen derart starken Milcheinschuß hatte, dass sie sich unbedingt durch sofortiges Stillen erleichtern mußte. Seitdem weiß ich, dass auch gestillte Kinder mitunter sehr gut zunehmen.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 18.03.2011