Frage: Retardierung??

Von unseren Zwillingen weist einer eine frühe Retardierung auf. Das weitere Wachstum verlief allerdings bislang halbwegs normal, auch wenn die Werte um ca. 2 Wochen verschoben waren. In der 32 SW stellte der Z numehr das Wachstum komplett ein und im Dopplerultraschall wurde ein erhöhter Widerstand in der Nabelschnur diagnostiziert; der zweite Z entwickelt sich normal. Die Mutter möchte einen Kaiserschnitt so lange wie möglich hinauszögern hat allerdings auch Angst das Kind zu gefährden. Was sind die häufigsten Ursachen für eine Retardierung? Ist der Z in seiner Entwicklung damit in der 32. SW oder noch eher in der 30. SW? Wie wirkt sich so etwas in der Regel auf die geistige und körperliche Entwicklung des Kindes aus? Ist es ratsam die S bereits jetzt zu beenden und Frühchen zu riskieren oder sollte noch zugewartet werden?

Mitglied inaktiv - 12.11.2002, 19:59



Antwort auf: Retardierung??

Schwer zu beantwortende Frage, zumal die Retardierung nur ein Kind trifft. Da ab 32 SSW zumindestens das Risiko für schwere Komplikationen gering ist, tendiere ich bei eindeutiger Gefährdung eines Zwillings, die allerdings der Geburtshelfer beurteilen muß, dazu, mit der Entbindung nicht mehr lange (maximal 2 Wochen) zu warten. Die "Reife", womit im wesentlichen ja die Lungereife gemeint ist, ist bei wachstumsretardierten Kindern meistens nicht retardiert.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 16.11.2002



Antwort auf: Retardierung??

Lieber Prof. Jorch entschuldigen Sie bitte, wenn ich hier "meinen Senf dazugeben" muß. Hallo Liza, bei einem meiner Zwillinge lag ebenfalls eine starke Unterversorgung während der Schwangerschaft vor. Sie kam in der 36.SSW, 7 Wochen retardiert, mit 1230g und 38 cm durch (Not-)Kaiserschnitt zur Welt. Ihre Zwillingsschwester wog hingegen 2450g bei 45 cm. Ab der 25.SSW lag ich deshalb im Krankenhaus, ab der 28.SSW dann auch in einem mit Frühgeborenenintensivstation. Nur durch mehrmalstägliche CTG´s und mehrmalswöchentliche Doppler-Untersuchungen konnte die Entbindung sicher bis zur 36.SSW hinausgezögert werden. Ich hatte allerdings glüklicherweise auch keine sonstigen Probleme, wie z.B. Wehen oder Bluthochdruck. Ab der 28.SSW bekam ich aller 2 Wochen die Lungenreifespritzen. So mußte auch die Kleinere nicht beatmet werden. Allerdings waren beide trotzdem auf die Intensivstation angewiesen (die Große ein paar Tage und die Kleine 5 Wochen). Die Beiden sind jetzt 2,5 Jahre alt und nicht behindert. Gründe für die Retardierung: Unsere Töchter teilten sich eine Plazenta. Es wird vermutet, dass der Bereich, der die Kleinere versorgt hat, nicht richtig funktioniert hat, wodruch die Unterversorgung entstand. Die sich versteckende Hinterwandplazenta konnte nie richtig gedopplert werden. Zudem hatte sie eine viel zu dünne Nabelschnurr gehabt. Da sie jetzt immer noch viel zu klein und zu leicht ist (Größe wie 12monatiges Reifgeborenes und Gewicht wie 7monatiges Reifgeborenes), wurde schon vermutet, dass es auch eine genetische Ursache geben könnte. Ich wünsche Euch für die nächsten Wochen jedenfalls alles erdenklich Gute. Wenn Ihr noch Fragen an mich habt, könnt Ihr mich unter Rita.Oertel@t-online.de anmailen. Tschüß Rita

Mitglied inaktiv - 13.11.2002, 11:45



Antwort auf: Retardierung??

Hallo Liza, unser Sohn (35. SSW, 1390 g, 39 cm) war, wie man an den Daten sehen kann, ebenfalls retardiert. Es handelte sich um eine Entwicklungsverzögerung von ca. 6 Wochen. Dieses sich verlangsamende körperliche Wachstum begann etwa in der Mitte der Schwangerschaft. In der 22. SSW bemerkte mein FA eine Retardierung um ca. 1,5 - 2 Wochen. Durch Doppler wurde diagnostiziert, dass der Blutfluss in den Gebärmutterarterien sehr schlecht war, vor allem links. Ich wurde, wie meine Vorschreiberin, bald ins Krankenhaus (Uniklinik)eingewiesen - das war in der 27. SSW. Dort wurde unser Zwerg dann mit dreimal täglich CTG (erst eine Stunde jeweils, später 1,5 Std.) und alle paar Tage Dopplerultraschall engmaschig überwacht. Ich musste soviel wie möglich liegen, bekam Aspirin zum besseren Blutfluss und bis zur 33. SSW Spritzen zur Lungenreifung. Wenn die Mutter in Eurem Fall in ein Perinatalzentrum mit angeschlossener Frühchenintensivstation (z. B. Uniklinik) geht und sich dort genau überwachen lässt, dann sollte es doch möglich sein, die Schwangerschaft noch so lange wie möglich fortzusetzen. Die Ärzte dort entscheiden dann anhand der CTG- und Ultraschallergebnisse täglich neu, ob es dem retardierten Zwilling nun draussen besser gehen würde. Wenn das einmal der Fall ist, werden die Kinder geholt. Bezüglich der geistigen Entwicklung denke ich, dass beide Kinder gleich auf sein werden, da mir damals folgendes erklärt wurde: Die Natur hat es so angelegt, dass beim Baby unter einem Versorgungsnotstand zuerst einmal die wichtigen Organe (Gehirn, Herz, Lunge, etc.) ausgebildet werden, und erst danach Energie in Wachstum und Fettreserven gesteckt wird. Unser Sohn war zwar von der Grösse her wie ein Kind der 29. SSW, war aber organisch entwickelt wie ein Kind der 35. SSW. Er atmete alleine, konnte innerhalb kurzer Zeit die Temperatur halten und kam schon nach wenigen Tagen ohne Nasensonde aus (konnte also seine Ration selbst trinken, ohne dabei zu ermüden). Er hat sich sehr gut entwickelt, konnte mit 11,5 Monaten frei laufen und heute, nach 3 Jahren, merkt man nur noch an der zierlichen Statur, dass es sich mal um ein Frühchen gehandelt hat. Vielleicht konnte ich Dir mit diesen Zeilen weiterhelfen, oder wenigstens ein bisschen Mut machen. Liebe Grüsse und alles Gute! Anke

Mitglied inaktiv - 13.11.2002, 14:56



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