Hallo Herr Prof. Jorch !
Ich habe vor einer Woche bei einem Krankenhausaufenthalt die RSV-Impfung für meine Sohn angesprochen. Die Ärzte dort hielten sie jedoch nicht für notwendig und haben mir eine Pneumokokken und Grippe Impfung empfohlen. Mein Sohn ist jetzt 20 Monate alt, hat eine BPD und braucht nachts Sauerstoff. Wir inhalieren immer mind. 2x täglich mit Sultanol und Pulmicort. Er hatte im letzten Winter fast Dauerbronchities und jetzt wo das Wetter schlecht ist schon wieder.
Ich bin mit nicht sicher ob ich mit den beiden anderen Impfungen nicht nur vertröstet wurde um von der teuren RSV-Impfung wegzukommen.
Viele Grüße
Flixi
Mitglied inaktiv - 17.09.2001, 17:34
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RSV-Impfung
Die Antwort auf Ihre Frage ist nicht einfach. Ich will aber versuchen, Ihnen die Hintergründe darzustellen.
Die derzeit verfügbare "RSV-Impfung" ist keine Impfung im engeren Sinne (Antigen-Verabreichung mit dem Ziel, den Körper zum Aufbau einer eigenen Abwehr anzuregen) sondern besteht in einer Verabreichung von (sogenannten monoklonalen) Antikörpern durch intramuskuläre Injektion, die für jeweils etwa 4 Wochen einen Schutz bieten. Man muß also die Injektion im 4 Wochen Abstand wiederholen bis man das Ansteckungsrisiko für vertretbar hält. Es wurde in einer kontrollierten Studie außerhalb Deutschlands nachgewiesen, daß durch dieses Vorgehen die Wahrscheinlichkeit, daß ein gefährdetes Kind wegen einer RSV-Infektion ins Krankenhaus muß, um etwa die Hälfte (von ca. 10 % auf 5 %) gesenkt wird. Die Häufigkeit schwerer Krankheitsverläufe mit erneuter Beatmungsnotwendigkeit wurde jedoch nicht beeinflußt. Wesentliche Nebenwirkungen der "Impfung" wurden bisher nicht beobachtet. Die Kosten jeder Injektion betragen nach meinem Kenntnisstand etwa DM 1000-2000.
Nach gerade erst ermittelten Zahlen ist aber die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Krankenhausbehandlung in Deutschland mit etwa 5 % niedriger als in den USA (bessere Betreuung durch Eltern und Kinderärzte?
bessere soziale Absicherung?). ferner waren die Ergebnisse der genannten Studie insofern etwas widersprüchlich, als ausgerechnet die Hochrisikokinder weniger von der "Impfung" profitierten als die Frühgeborenen mit nur geringem Gefährdungsgrad. Man weiß also im Grunde nicht genau, welchen Stellenwert die "Impfung" - insbesondere unter den deutschen Verhältnissen - hat. Die Gesellschaft für Neonatologie (medizinische Fachgesellschaft für die Behandlung von Neugeborenen) sah sich deshalb bislang außerstande, eine ausreichend begründete Empfehlung zur "Impfung" zu geben. Die Gesellschaft für Infektiologie hingegen empfiehlt die "Impfung" mindestens für ehemalige Frühgeborene mit behandlungsbedürftiger BPD (wie in Ihrem Falle) während der Wintersaison in den ersten beiden Lebensjahren.
Es kann durchaus sein, daß die preiswerteren "echten" Impfungen gegen Pneumokokken und Grippe genauso viel oder mehr Schutz bringen als die RSV-Impfung.
Ich persönlich bin im letzten Winterhalbjahr so vorgegangen, daß ich in einigen ausgewählten Fällen die RSV-Impfung bei Frühgeborenen mit behandlungsbedürftiger BPD empfohlen und aus dem Kliniksetat finanziert habe.
Ich möchte indes abschließend betonen, daß Hygienemaßnahmen wie Fernhalten von Personen mit Atemwegsinfekt für weitaus wichtiger halte als die Impfung gegen RSV.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 17.09.2001
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RSV-Impfung
Unsere Tochter (*31.10.2000, SSW 26+4) mit Pneumothorax bds. links drainagiert und ausgeprägtem Lungenemphysem bekam von Dezember bis März jeden Monat die RSV-Impfung und hatte gar nichts, obwohl bei der Vorgeschichte ganz schön was hätte anstehen können. Von daher kann ich die RSV-Impfung nur empfehlen!!!
Mitglied inaktiv - 18.09.2001, 13:16
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RSV-Impfung
Nachtrag: Wir haben für jede "Imfpung" ca. DM 1.100,-- bezahlt. Von Drillingen, die mit uns im Krankenhaus lagen, wurde nur die Kleinste "geimpft". Die anderen zwei nicht und mußte dann nochmals wegen Lungenentzündung ins Krankenhaus. Kann aber auch Zufall sein. Die Kleinste hatte jedenfalls nichts.
Mitglied inaktiv - 19.09.2001, 09:11