Frage: Neurologische Situation

Sehr geehrter Dr. Jorch! Unsere Tochter ist zwar kein Frühchen, aber da ich Ihre Arbeit hier im Forum sehr schätze, möchte ich mich heute auch mal an Sie wenden.... In der 41. SSW wurde ich am 26. 11. mit sehr starken Blutungen ins KKH eingeliefert und es stellte sich letztendlich heraus, dass eine Insertio velamentosa mit Abriss der Nabelschnurgefäße vorlag. Direkt nach der Entwicklung aus dem Uterus war die Kleine weiß und schrie nur kurz auf, die Nabelschnur war schlaff und blutleer ( Nabelvenen-PH 7,26) - unsere Tochter musste wiederbelebt werden. Nach ca. 10 Min. setzte die eigene Herzaktion wieder ein. Unsere Tochter wurde 4 Tage lang minimal beatmet, und anfängliche Nierenprobleme legten sich rasch. Sorge macht mir lediglich der neurologische Befund, den ich Ihnen hier kurz wiedergeben möchte: Cerebrale Sonographie: 26.11 (15:00): Enddiastolische Flussunterbrechung in A. basilaris bei Hypokapnie, ansonsten o.p.B. 26.11 (17:00): Normalisierte Flüsse A. basilaris 27.11. Leichte Echogenitätsvermehrung rechts periventriculär, erhöhte VED in den Hirnaterien, keine weiteren Hirnödemanzeichen 28.11: Echogenitätsvermehrung rechts paraventriculär, ansonsten incl. Flussgeschw. o.p.B. EEG: 27.11: AVI, Fokus rechts 30.11: pathologische Hirnstromkurve, AVI, rechts fronto-temporal Fokus 3.12: s.o. 10.12: scharfe transiente, z.T. auch spike-waves links temporo-occipital, vereinzelt spike-waves rechts frontal Ab dem 2. Tag hatte unsere Tochter klinische Krampfanfälle mit Singultus und Apnoe – seit sie Phenobarbitural erhält, ist sie klinisch anfallsfrei. Im cMRT kein Zeichen generalisierter Hypoxie. Können Sie mir, aus Ihrer Erfahrung heraus, eine persönliche Einschätzung der eventuell zu erwartenden Folgeschäden bzw. Probleme geben? Sollte irgendeine Therapie ins Auge gefasst werden? Auch habe ich große Angst, dass das Phenobarbitural nicht mehr wirken könnte und erneut Krampfanfälle und somit Atemaussetzer auftreten könnten – ist diese Angst berechtigt? Ich hoffe, Sie mit meinem langen Text nicht erschlagen zu haben.... Herzliche Grüße, Claudia

Mitglied inaktiv - 27.12.2001, 18:52



Antwort auf: Neurologische Situation

Sieht auf den ersten Blich nicht so schlimm aus. Für eine präzisere Bewertung benötige ich noch folgende Informationen. -APGAR nach 1,5 und 10 min -Neurologischer Befund in der ersten Lebenswoche (Saugen, Spontanmotorik, Muskeltonus, Bewußtseinslage) -Was ist AVI? -Wie war die Hintergrundsaktivität im EEG? - pH 7,26: wie waren pCO2 und BE bzw. war es eher eine respiratorische oder eine metabolische Azidose?

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 27.12.2001



Antwort auf: Neurologische Situation

Hallo! Erstmal vielen Dank für Ihre rasche Antwort - ich will versuchen, Ihre Fragen zu beantworten.... Apgar =0, weil sofort intubiert; Neurologische Situation in der ersten Lebenswoche relativ unauffällig (Spontanmotorik, Muskeltonus, Saugreflex vorhanden)=> allerdings war sie selten wach, weil sie hohe Dosen Morphium bekam; Hintergrundsaktivität im EEG unauffällig; pCO2 und BE sind mir nicht bekannt; leider weiß ich auch nicht, was AVI ist - steht so im Brief an den Kinderarzt... Ihre letzte Frage ("war es eher eine respiratorische oder eine metabolische Azidose?") verstehe ich nicht, aber ich schreibe Ihnen nochmal die Diagnose auf, vielleicht hilft das weiter: weiße Asphyxie Volumenmangelschock Herz-Kreislaufstillstand passagere Niereninsuffizienz cerebrale Krampfanfälle Vielen Dank für Ihre Mühe, Claudia

Mitglied inaktiv - 28.12.2001, 13:54