Hallo,
mein Sohn wurde wegen Blasensprung in der 35.SSW geholt und bekam kurzzeitig für 10 Stunden Sauerstoff. Sonst war alles i.O. Er ist jetzt 10,5 Monate und ich mache mir Sorgen wegen seiner motorischen Entwicklung. Er robbt zwar seit etwa 1 Monat, aber er kann sich nicht selbst hinsetzen oder gar krabbeln.
Ist er entwicklungsverzögert? Der Kinderarzt sagte bei den Untersuchungen, ich solle Geduld haben, aber die hab ich eben nicht.
Was meinen Sie dazu?
Viele Grüße
Lulu
von
Mausgrau
am 20.04.2020, 15:32
Antwort auf:
Motorische Entwicklung
Guten Abend,
Sie haben die Geburt Ihres Kindes dramatischer erlebt, als Sie selbst und alle anderen das für Ihr Kind und für Sie gewünscht haben. Ihr Sohn ist zusätzlich noch knapp einen Monat vor dem eigentlichen Termin auf die Welt gekommen. Mit diesem etwas zu frühen Start ins Leben können im ersten Lebensjahr, aber teilweise auch darüber hinaus, motorische Entwicklungsabschnitte noch verzögert verlaufen, ohne das dies schon Krankheitswert hat.
Der Umstand, dass Ihr Kind bereits seit einem Monat robben kann, ist sehr schön und schon etwa altersgerecht! Dies erlernt ein Säugling etwa mit einem Dreiviertel Jahr. "Richtig" krabbeln kann ein Kind erst mit ungefähr einem Jahr. Und wenn Ihr Sohn es mit zirka fünfzehn Lebensmonaten (also Ende August 2020) schafft, mit Festhalten vom Stehen allein wieder zum Sitzen zu gelangen, wäre das altersgerecht.
Schauen Sie in der nächsten Zeit eventuell beim Umgang mit Ihrem Kind einmal gezielt danach, was es alles bereits so kann: Ist es Ihrem Sohn schon möglich, sich vom Rücken auf den Bauch zu drehen? Nimmt er Spielzeug oder andere Gegenstände, die Sie ihm zeigen, zwischen Daumen und die anderen vier Finger einer Hand (sogenannter "Zangengriff")? Das wären Fähigkeiten, die Ihr Kind vielleicht schon hat oder in den nächsten vier bis sechs Wochen erwerben könnte.
Insgesamt würde ich, ähnlich wie Ihr Kinderarzt, einschätzen, dass Sie derzeit noch Geduld haben dürfen. Mache Entwicklungen sind auch in kurzen Abständen selbst für Fachleute nicht gut sichtbar. Da hilft es mitunter sich zu erinnern, was ein Säugling wie Ihr Sohn vor zwei bis drei Monaten vielleicht noch nicht konnte, jetzt aber beherrscht. Weiterführende Untersuchungen wären wahrscheinlich erst sinnvoll, wenn Ihr Kind in etwa einem Vierteljahr im Vergleich zu seinen jetzigen Fähigkeiten überhaupt keine Entwicklung zeigen sollte. Dann würde ich empfehlen, dass Sie mit Ihrem Kinderarzt darüber sprechen, eventuell eine Vorstellung zur Diagnostik in einem Sozialpädiatrischen Zentrum zu planen.
Alles Gute für Ihr Kind und für Sie!
PD Dr. med. Axel Hübler
von
PD Dr. med. Axel Hübler
am 20.04.2020