Meine Tochter wurde am 17.05.01 in der 25.SSW geboren, Geburtsgewicht war 700 gr., sie wurde 1 Tage vollbeatmet und hatte dann 5 Wochen einen Rachentubus, anschließend noch mehrere Wochen einen Vernebler und hat laut Krankenhaus eine BPD. Sie wurde am 31.08.01 ohne Sauerstoff entlassen, muß aber mit Intal und Atrovent 3 x täglich inhalieren. Nun liegt sie mit einer Lungentzündung wieder im Krankenhaus und der Arzt meinte, sie wäre anfällig für obstruktive Krankheiten und es gebe eventuell eine Impfung dagegen. Man hat mir aber leider nicht erklärt was man darunter versteht und was das für eine Impfung ist. Könnten Sie mir da eventuell weiterhelfen?
Mitglied inaktiv - 27.09.2001, 13:44
Antwort auf:
Lungenentzündung
Es ist leider nicht ungewöhnlich, daß ein ehemaliges Frühgeborenes mit behandlungsbedürftiger BPD im Rahmen einer akuten Infektion noch einmal wieder ins Krankenhaus muß. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nach einer kürzlich bekannt gegebenen deutschen Studie bei 5%.
Deshalb ist es ganz wichtig, gerade solche Kinder von anderen Kindern und Erwachsenen mit Infekt (Husten, Schnupfen usw) fernzuhalten.
Eine zusätzliche Schutzmöglichkeit besteht in Impfungen gegen Erreger, die Infektionen der Atemwge verursachen können. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Impfungen gegen Pertussis (Keuchhusten) und HIB, die gerade auch bei Frühgeborenen ab einem Alter von 2 Monaten durchgeführt werden können. Möglich und ggfs. sinnvoll sind auch Impfungen gegen Grippe ab einem Alter von 6 Monaten und Pneumokokken ab einem Alter von 2 Monaten. All diese Impfungen sind hochwirksam und werden gut vertragen. Ihr Prinzip besteht darin, dem Körper eine soweit abgeschwächte Form bzw. Bestandteile des jeweiligen Erregers zuzuführen, die zwar die Bildung von Abwehrstoffen im Körper auf natürliche Weise anregen, aber selbst die Krankheit nicht auslösen können. Der Schutz hält jahrelang an.
Gegen eine Reihe anderer Erreger (z.B. RS-Viren, Parainfluenzaviren, Rhinoviren, Adenoviren) wären solche Impfstoffe wünschenswert, konnten aber leider bisher noch nicht entwickelt werden. Hier gibt es Überlegungen, durch Verabreichung von Abwehrstoffen, die nicht im Körper selbst entstehen, eine Schutzwirkung zu erreichen. So kann man aus Spenderblut diese Abwehrstoffe (Immunglobuline/Antikörper) gewinnen und sie einem gefährdeten Menschen injizieren. Neuerdings kann man solche Antikörper sogar gentechnologisch herstellen. Besonders diskutiert wird in diesem Zusammenhang in der letzten Zeit ein solcher Antikörper gegen RS-Viren. Dieser wird gut vertragen, ist aber sehr teuer. Seine Schutzwirkung ist nicht so hoch wie bei einer Impfung und hält noch dazu nur einige Wochen an, so daß die Injektion nach 4 Wochen wiederholt werden soll.
Ich nehme an, daß Ihr Arzt diese "Impfung" gemeint hat.
Nun gibt es mindestens 100 verschiedene Viren und Bakterien, die für eine Infektion in Frage kommen.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 27.09.2001