Hallo Herr Prof. Jorch!
So in etwa hatte ich meine Frage an Sie vor einigen Tagen formuliert und Sie hatten mir aus für mich unverständlichen Gründen von einem Kaiserschnitt abgeraten.
Unser knapp zweijähriger Sohn hat asymmetrische Seitenventrikel und erweiterte Liquorräume. Das weist auf einen ganz massiven Sauerstoffmangel hin, doch keiner weiß, warum und wann er den gehabt haben soll.
So richtig normal war seine Geburt allerdings nicht, denn ich bin 1,5 Tage mit mehr oder weniger schwachen Wehen herumgelaufen, weil ich auf das Wehengel (Geburt wurde eingeleitet, weil Kind so groß war) nicht angesprochen habe. Erst mit Wehentropf und PDA ging´s dann voran. Nach sechs Stunden war der Kleine dann da, hat sofort geschrien, war rosig und hat gut getrunken. Kann dieses lange Rumlaufen mit mehr oder weniger schwachen Wehen und der hoch dosierte Wehentropf und überhaupt die gesamte Einleitung nicht doch Schuld an dem Sauerstoffmangel sein? Eine Freundin von mir hat einen Sohn, dessen Entwicklungsprobleme mit dem unseres Kindes fast identisch sind; die Geburt verlief bei meiner Freundin ebenso zögerlich und kam erst mit Wehentropf und PDA in Gang.
Ich glaube nicht, dass ich mich noch einmal für eine natürlich Geburt entscheiden werde, denn ich habe nun ein Buch gelesen, in dem fast alle Kinder aufgrund von Sauerstoffmangel unter der Geburt schwerst mehrfach behindert sind. Bei vielen hat man bei der Geburt auch nichts gemerkt, weil sie direkt danach nicht auffällig waren.
Wie erklären Sie sich zudem die Tatsache, dass prominente Frauen wie Claudia Schiffer, Simone Kahn und jetzt auch wieder Verona Feldbusch sich einer "natürlichen" Geburt erst gar nicht aussetzen, sondern von vorn herein einen Kaiserschnitt bekommen?
Sie haben nicht nur keine Lust, Schmerzen zu ertragen, sondern wollen sich auch von vorn herein absichern, dass bei der Geburt auch ja nichts passiert - eben Sauerstoffmangel oder dergleichen. Bezahlen diese Frauen ihren Kaiserschnitt selbst? Ich denke schon, dass ich als Mutter eines schwer behinderten Kindes ein Anrecht auf einen Kaiserschnitt habe.
Meine Schwester hat ebenfalls per Kaiserschnitt entbunden und freut sich, dass sie jetzt auch ihr zweites Kind wahrscheinlich per Kaiserschnitt entbinden darf. Sie konnte nach ihrem Kaiserschnitt gleich wieder aufstehen, ihr war nicht schlecht und sie bedauerte die Frauen, die "natürlich" entbunden hatten und mit grauen Gesichtern und schmerzendem Dammschnitt über die Flure krochen.
Ich denke jedenfalls schon, dass prominente Frauen ihre Gründe haben, warum sie alle per Kaiserschnitt entbinden. Auch wenn sie dafür vielleicht tief in die Tasche greifen müssen - aber Geld genug haben sie ja!
MfG
Sabrina mit Jan (22 Monate, schwere psychomotorische Retardierung mit autistischen Zügen, Veracht auf Sauerstoffmangel, MRT-Befund lieferte Verdacht auf PVL)
Mitglied inaktiv - 11.09.2003, 10:28
Antwort auf:
Kaiserschnitt oder "natürliche" Geburt beim zweiten Kind, wenn erstes Kind behindert wegen unerklärlichem Sauerstoffmangel
Ich kenne die medizinischen Einzelheiten der von Ihnen genannten prominenten Frauen nicht und kann deshalb deren Entscheidung auch nicht kommentieren. Sie können aber sicher sein, dass ein Kaiserschnitt - unabhängig von der Art der Versicherung - nicht etwa an finanziellen Fragen scheitert. Für einen Geburtshelfer ist es jedenfalls einträglicher und häufig auch weniger mühsam, die Entbindung per Kaiserschnitt vorzunehmen.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 13.09.2003
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Kaiserschnitt oder "natürliche" Geburt beim zweiten Kind, wenn erstes Kind behindert wegen unerklärlichem Sauerstoffmangel
Hallo Sabrina,
Dein Schicksal und das Deines 1. Kindes bedaure ich sehr. Ich bin kein Arzt und vielleicht findest Du daher mein Kommentar unangebracht, aber ich wollte Dir mitteilen, daß ich den Wunsch für einen Kaiserschnitt, insbesondere aus den Gründen die Du nanntest, absolut nachvollziehen kann. Ich hatte zwar 2 natürliche Geburten, bekam aber auch einen Kaiserschnitt auf Wunsch angeboten. Manche hier in Deutschland Ärzte bzw. Kliniken bieten das an, und sowieso, bei einem Schicksal wie Deinem (Wenn Du noch näheres Wissen möchtest kannst Du mir gerne mailen). Weiteres
sollte man mal beachten, daß selbst in 3. Welt Länder, die Frau entscheiden darf, wie sie ihr Kind bekommen möchte, da Frage ich mich manchmal, was läuft denn hier verkehrt, daß es erst so weit kommen muß? Ich selbst komme aus Brasilien und dort sind 80% der Geburten Kaiserschnitte. Ich möchte Dir hiermit Mut machen, auf den Wunsch wie Du Dein Kind bekommen möchtest zu bestehen, denn Du bringst es zur Welt und kein Arzt oder Hebamme tut das für Dich.
Ich wünsche Dir alles gute und viel Kraft und viel Glück.
Liebe Grüße
Mireya
Mitglied inaktiv - 12.09.2003, 15:16
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Kaiserschnitt oder "natürliche" Geburt beim zweiten Kind, wenn erstes Kind behindert wegen unerklärlichem Sauerstoffmangel
Hallo Yunnue,
vielen Dank für dein Verständnis. Ich denke, es muss einen Grund dafür geben, dass sich prominente Frauen für einen Kaiserschnitt entscheiden, obwohl er gar nicht notwendig wäre. Sicherlich geht es nicht nur darum, Schmerzen bei der Geburt aus dem Weg zu gehen, sondern auch einem eventuellen Sauerstoffmangel vorzubeugen. Nicht zuletzt spielt es bestimmt auch eine Rolle, dass die Scheide bei einem Kaiserschnitt nicht in Mitleidenschaft gezogen wird und es später beim Geschlechtsverkehr keine Probleme gibt.
Ich kenne eine Beziehung, die an einem nicht fachgerecht gemachten Dammschnitt gescheitert ist, denn Geschlechtsverkehr war danach nur noch eingeschränkt bis gar nicht mehr möglich!! Eine andere Freundin ist durch die Geburt ihres Sohnes bereits früh inkontinent geworden, weil sie die Ärzte und Hebammen damals nicht auf die Wichtigkeit von Beckenbodengymnastik nch der Geburt hingewiesen haben. ich könnte noch ohne Ende in dieser Richtung weitererzählen.
Interessant wäre es auch zu wissen, ob sich durch die hohe Kaiserschnittrate in Brasilien die Anzahl der Behinderungen ohne Diagnose oder infolge Sauerstoffmangel verringert hat.
Ich halte es jedenfalls für unverantwortlich, einer werdenden Mutter, die schon ein behindertes Kind mit ominösem Sauerstoffmangel hat zu einer natürlichen Geburt zu raten!
Liebe Grüße,
Sabrina
Mitglied inaktiv - 13.09.2003, 10:46
Antwort auf:
Kaiserschnitt oder "natürliche" Geburt beim zweiten Kind, wenn erstes Kind behindert wegen unerklärlichem Sauerstoffmangel
Hallo Hallo
Ich wollte nur ein paar Zeilen zum Thema Kaiserschnitt schreiben.
Ich habe meine Tochter(7 Monate)im Februar im Maria-Heimsuchung Berlin zur Welt gebacht und zwar per Kaiserschnitt und das war Garaniert kein gewollter.
Ich wollte nämlich eigentlich im Geburtshaus mein Kind zur Welt bringen, doch nach 20 Stunden Wehen wollte meine Hebamme meine Fruchtblase öffnen um die Geburt ein bisschen an zu treiben. Sie hing mich aber vorher nochmal ans CTG und bei den Wegen sah sie das von meiner Tochter die Herztöne sich sehr verschlechterten.
Also ging es in windeseile ins 1 km entfernte Krankenhaus. Dort wurde dann auch die Fruchtblase geöffnet. Sie nahmen Blut durch die Scheide aus Katharina´s Kopf ab und stellten fest das der Blutwert auch nicht mehr so gut war und die Ärzte entschieden sich zu einem Notkaiserschnitt.
Und dann nach 27 stunden mehr oder weniger Leiden konnte ich meine Tochter im Arm halten. Doch ich hätte NIE gedacht das man solche Schmerzen nach einem Kaiserschnitt hat.
Da habe ich lieber Wehen weil da weiß ich für was die gut sind als noch mal solche schmerzen wie nach dem Kaiserschnitt. Und das aller wichtigste fehlt halt beim Kaiserschnitt : MAN BEKOMMT BEI EINER NORMALEN GEBURT DAS KIND GLEICH AUF DIE BRUST UND DIESER ERSTE KÖRPERKONTAKT IST SEHR WICHTIG NICHT NUR FÜR´S KIND. Ich muss ehrlich sagen das ich in manchen Situationen sehr unter dem Kaiserschnitt leide da ich ja nicht weiß wie es sich an fühlt das eigene Kind auf die Welt zu holen. Ich fühle mich manchmal sogar als Versager.
Ich hoffe ich kann das nächste mal mein Kind natürlich zur Welt bringen
Mitglied inaktiv - 15.09.2003, 17:32
Antwort auf:
Kaiserschnitt oder "natürliche" Geburt beim zweiten Kind, wenn erstes Kind behindert wegen unerklärlichem Sauerstoffmangel
Hallo,
ich denke, den Kaiserschnitt im Allgemeinen als die sicherere Geburt darzustellen, ist nicht richtig. Eine OP ist ein zusätzliches Risiko!!! Und das es den Frauen generell nach einem Kaiserschnitt besser geht, halte ich für ein Gerücht.
Ich bin nie grau über den Flur gekreucht (hatte allerdings auch keine Dammschnitte, sondern nur Dammrisse - die angeblich besser verheilen). Ich habe 2 ambulante Geburten mitgemacht. Und mir ging es danach immer blendend.
Es ist aber bestimmt auch nicht günstig mit einer solch enormen (und auch verständlichen) Angst zu einer natürlichen Entbindung zu kommen. Zumal die Angst wahrscheinlich nicht zu beeinflussen ist. Das sind nicht die günstigsten Voraussetzungen.
In dem Fall kann ich auch einen Kaiserschnittwunsch verstehen.
Übrigens habe ich gestern eine Kreissaalbesichtigung mitgemacht, da wurde auch auf die Möglichkeit eines Wunschkaiserschnitts hingewiesen. Von zusätzlichen Kosten hat da keiner geredet.
Gruss
Annett
Mitglied inaktiv - 17.09.2003, 10:47