Hallo,
mein Sohn darf hoffentlich bald nach Hause kommen, er wurde bei 32+4 geboren und ich hab furchtbar Angst vor einer Corona-Infektion, da ich noch zwei Kinder habe(derzeit natürlich beide daheim) und wir im Haus mit den Schwiegereltern zusammen wohnen, die beide Berufe haben wo sie mit vielen Kunden zusammen kommen und mein Mann als Installateur ist auch dauernd bei anderen Menschen daheim. Also jedenfalls freu ich mich sehr, wenn unser Kleiner endlich entlassen werden soll, aber mir ist auch nicht so ganz wohl und da wollte ich gern wissen, wie ich mein Frühchen am besten vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen kann? Haben Sie da einen Rat für mich? Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Ich hab schon gedacht, ich geh anfangs nur in den Garten mit ihm und gar nicht raus. Sonst guckt doch jeder in den Kinderwagen, weil viele wissen dass ich schwanger war. Auch wie ich das mit den Schwiegereltern regeln soll, weiß ich nicht. Ist es in Ordnung, wenn ich den Kleinen erst mal nur aus 1,5m Entfernung zeige wegen der Sicherheit? Mein Mann sagt, ich soll es nicht übertreiben, aber ich bin einfach nicht sicher, was das Richtige ist. Sein Immunsystem ist doch noch gar nicht richtig da, er ist doch praktisch wehrlos...
Freundliche Grüße
B.
von
Barbarina3
am 07.01.2021, 12:48
Antwort auf:
Immunsystem, Infektionsschutz
Guten Tag,
es ist sehr gut nachvollziehbar, dass Sie sich aufgrund der besonderen Vorgeschichte Ihres Sohnes Sorgen machen. Kinder im Alter Ihres Kindes sind glücklicherweise nach unserem jetzigen Kenntnisstand seltener und weniger schwer von einer akuten Corona-(COVID-19)- Erkrankung betroffen als Erwachsene. Insgesamt umfassen Kinder bisher weniger als 1% aller Fälle. Bei etwa der Hälfte der betroffenen kleinen Patienten treten für wenige Tage Fieber sowie Anzeichen einer Atemwegserkrankung (Husten und Halsweh) auf, seltener Durchfall. Bisher sind auch Kinder, welche an chronischen Erkrankungen leiden, weniger stark von COVID-19 betroffen als befürchtet.
Insgesamt sind für ganz Deutschland seit Meldebeginn Anfang 2020 in 146 meldenden Kliniken auf der Internetseite der Fachgesellschaft für Kinderinfektionskrankheiten (DGPI) mit Stand heute 807 Kinder gemeldet, welche in Kinderkliniken wegen einer Corona-Infektion aufgenommen werden mussten, davon konnten 739 (92%) bereits wieder nach Hause entlassen werden. Unter den Patienten waren insgesamt 65 Neugeborene.
Auch aus Ländern wie den USA, Frankreich oder Spanien, welche bisher ungleich schwerer von der Corona-Infektionswelle betroffen waren als Deutschland, ist die Relation betroffener Kinder ähnlich wie in Deutschland. Einzelne Schicksale sind bekannt, wo Kinder verstarben. Im Gegensatz dazu sind in ganz Europa aktuell mehrere zehntausend ehemalige Frühgeborene im Säuglings-, Kleinkind- und Schulalter, darunter mehrere tausend sehr extrem kleine Frühgeborene, von denen ein nicht unbeträchtlicher Anteil chronische Lungenprobleme aufweist. Wenn die besonders schutzbedürftige Patientengruppe der ehemaligen Frühgeborenen ein überdurchschnittliches Risiko für das Erleiden einer schweren Corona-Infektion aufweisen würde, wären aus kinderärztlicher Sicht eigentlich bereits medizinische Berichte darüber zu erwarten gewesen. Diese sind zum Glück bisher ausgeblieben, was eine gewisse Sicherheit dafür darstellt, dass auch Kinder mit besonderen Risiken wie Ihr Sohn unter Beachtung der empfohlenen Hygienemaßnahmen gut zuhause betreut werden kann und natürlich bald Bekanntschaft mit seinen Geschwistern machen sollte.
Alles Gute!
von
PD Dr. med. Axel Hübler
am 07.01.2021