Frühchen schläft nachts nicht auf dem Rücken

PD Dr. med. habil. Dirk Manfred Olbertz Frage an PD Dr. med. habil. Dirk Manfred Olbertz Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Frühchen schläft nachts nicht auf dem Rücken

Sehr geehrte Damen und Herren, unser Sohn kam in der 33+0 zur Welt. Nach 4 Wochen sind wir aus der Klinik entlassen worden. Er schläft zu Hause in einem Stubenwagen, den wir nachts an unser Bett stellen. Tagsüber schläft der kleine problemlos auch auf dem Rücken. In der Klinik wurde er primär auf der Seite gelagert. Nachts allerdings geht das Problem los. Sobald er mit Schlafsack in den Wagen gelegt wird, beginnt er zu pressen und ist unruhig und findet so nicht in den Schlaf. Das geht die ganze Nacht hindurch. Durch das Pressen kommt es häufiger vor, dass er erbricht oder zumindest spuckt und unsere Nerven liegen blank. Nimmt man ihn zu sich, wird er ruhig und schläft. Das ist für die Nacht jedoch keine Lösung. Gegen das nächtliche Pressen haben wir Espumisan und Kümmelöl zur Bauchmassage versucht. Derzeit versuchen wir weiterhin die Darmflora mit BiGaja aufzubauen. Ruhe brachte das in den Nächten bislang nicht. Vor 3 Tagen (wir stellen den Wecker alle 3 Stunden zum stillen) als der Wecker morgens klingelte, mussten wir feststellen, dass der kleine atemlos in seinem Erbrochenem liegt. Er machte sich steif und hatte die Augen weit aufgerissen. Panisch griffen wir ihn und versuchten, ihn zum Atmen zu bringen, was uns glücklicherweise gelang. Aber diese Situation hat sich in uns eingefressen. Wir hätten ihn nicht gehört und unser Glück war, dass der Wecker klingelte. Mein Partner möchte am liebsten den Wagen kuscheliger gestalten, über Nacht eine Decke nutzen, weil der kleine das mag. Ich weiß um den plötzlichen Kindstod und verweigere alles, was nachts nicht Rückenlage und Schlafsack bedeutet. Aber seit der Situation mit dem erbrechen und nicht atmen habe ich auch kein gutes Gefühl mehr. Was können wir tun, damit das nicht noch einmal passiert? Wie können wir die Nächte für unser Kind angenehmer gestalten. Oder hört das irgendwann alles von selbst auf? Müssen wir die Gefahr des Erstickens akzeptieren? Vielen Dank für Ihre Hilfe bereits im Vorfeld. Mit freundlichen Grüßen

von Schillers. am 31.03.2021, 05:09



Antwort auf: Frühchen schläft nachts nicht auf dem Rücken

Frühgeborene haben häufig in den ersten Monaten eine pressende und stöhnende Atmung. Ihr Sohn verengt dabei während der Ausatmung reflektorisch die Stimmbänder und atmet dann gegen den damit erhöhten Widerstand aus. Auf diese Weise wird der Luftdruck in den Lungenbläßchen erhöht, was den Gasaustausch in der noch unreifen Lunge erleichtert. Dieses Pressen ist also bei Frühgeborenen ein normales Phänomen über dass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Mit zunehmendem Alter und Wachstum verschwindet das Pressen von selbst. Ein weiteres, typisch unreifebedingtes Phänomen bei Frühgeborenen ist das Speien. Die Ursache liegt in einer funktionellen Störung im Bereich des Mageneingangs. Der dort zuständige muskuläre Verschlussapparat des Mageneingangs (Kardia) ist noch unreif und verschließt darum den Magen gegen die Speiseröhre nur unvollständig. In der Folge tritt eine Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre auf, was zum Speien oder Erbrechen führt. In der Regel ist auch dieses Phänomen harmlos. Das Erstickungsrisiko ist sehr gering und in Rückenlage am geringsten. Zur Eindämmung der Rückflüsse kann es nützlich sein, Ihr Kind im Schlafsack in einer leichten Oberkörperhochlagerung schlafen zu lassen. Sie erreichen das, indem Sie die Räder am Kopfende des Stubenwagens jeweils auf ein Buch stellen. Damit neigt sich die Liegefläche um etwa 10 Grad und erschwert damit den Rückfluss von Milch aus dem Magen in die Speiseröhre. Wichtig ist, dass Ihr Kind dabei im Schlafsack und in Rückenlage schläft. Decken oder Kissen gehören nicht in das Säuglingsbett. Wenn Sie weiter sehr unsicher sind können Sie Ihr Kind auch in einem Kinderschlaflabor untersuchen lassen. In Abhängigkeit von dem Untersuchungsergebnis kann eine Heimüberwachung mit einem Überwachungsmonitor verordnet werden.

von PD Dr. med. Dirk Manfred Olbertz am 31.03.2021



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