Fruchtblasenprolaps und Frühgeburt

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Frage an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Fruchtblasenprolaps und Frühgeburt

Sehr geehrter Herr Dr. med Jorch, wir haben kürzlich in der 20 SSW unsere Tochter auf die Welt bringen müssen. Sie war kern gesund und es ist sehr schmerzlich. Ich hatte einen Fruchtblasenprolaps in der Scheide. Einen Tag zuvor war beim Frauenarzt noch alles ok, wobei er die letzen beiden Male nicht mehr vaginal untersuchte, was ja auch ok ist. Ich habe bereits ein gesundes Kind vor 2,5 Jahren zur Welt gebracht mit 4100 Gramm und normal entbunden, allerdings mit Saugglocke und Zange (SS Diabetes ab 10 SSW vorhanden). Davor hatte ich in der 7 SSW eine Fehlgeburt. Ich habe schon 3 OP´s wegen Endometriose im kleinen Becken und Blasenperitoneum. Ich habe schlechtes Bindegewebe, einen operierten Leistenbruch (mit Bauchschnitt) und auch ein Zwerchfellbruch (nicht dramatisch). Zystozele leicht und ein durchhängendes C. transversum. Laut MRT vor 4 Jahren: Verlagerung Uterus deutlich nach rechts verzogen, an der Uterushinterwand adhärenten Dünndarmschlingen dd persisitierenden Adhäsionen. Der Fruchtblasenprolaps setzte in der 18 SSW ein. Die Ärtze sagten uns, dass die Chancen bei 1 Prozent liegen und rechneten am gleichen Tag mit der Geburt. 3 Tage später Fruchtwasserabgang, Blase aber zu, Verdacht auf hohen Blasensprung. Fruchtwasser auf Ultraschall immer wieder da, dann komplett weg. Herzschlag positiv. Dann Verlegung in eine UNI Klinik nach 9 Tagen zur Einleitung der Geburt. Dort sah man noch, dass die Nabelschnur in die Scheide prolabiert ist, wäre aber nicht schlimm. Sie schlugen mir eine Notfallcerclage vor allerdings mit hohen Risiken: - Platzen der Fruchtblase - Infektion - Frühgeburt und Komplikationen wie zum Beispiel starke Behinderungen Der Ausfluss (Fruchtwasser) müsste nicht auf einen hohen Blasensprung hindeuten, sondern könne auch eine Schicht zwischen der Fruchtblase sein, die verloren geht, wobei es immer recht viel war. Im Abstrich wurden lediglich B Streptokokken festgestellt. Manche Ärzte sagten, das könne alleiniger Auslöser sein, andere wiederum sehen das anders. Ich habe auf mein schlechtes Bindegewebe hingewiesen. Auch das könne nicht alleiniger Auslöser gewesen sein. Fragen: 1. Kann es sein, dass durch die schwere Geburt meines Sohnes etwas an der Gebärmutter kaputt gegangen ist, so dass ich kein Kind mehr austragen kann? 2. Können es alleine die Bakterien gewesen sein? 3. Könnte es eine Blasenentzündung gewesen sein? 4. Könnte es die schlimme Virusgrippe von Februar gewesen sein? 5. Im OP Bericht steht: `(...) dass die Lig. rotunda bds. nur sehr gering ausgeprägt ist und bds. deutlich gerötet ist (Bericht von vor 5 Jahren). Ist das wichtig als Haltefunktion und könnte das nach der schweren Geburt meines Sohnes zur Verschlimmerung beigetragen haben? 6. Wie hoch ist das Wiederholungsrisiko. Laut der Ärzte sei es einfach nur Pech gewesen und ich könne sogar nach 2-3 Zyklen wieder schwanger werden, da auch keine Ausschabung notwendig war. Eine Cerclage prophylaktisch wollen sie dann auch nicht einsetzen. Wie sehen sie das? 7. Würden Sie zu einer Gebärmutterspiegelung oder Bauchspiegelung vor einer erneuten SS raten? Es tut mir leid für den langen Text. Ich sitze schon seit 2 Stunden daran und habe ihn ständig gekürzt. Ich Danke Ihnen für Ihre Mühe. Viele Grüße Ela

von Lissje1980 am 23.05.2018, 10:46



Antwort auf: Fruchtblasenprolaps und Frühgeburt

Zunächst: Lange Texte sind kein Problem für mich. Das Lesen dauert zwar etwas länger, dafür sind die Antworten meistens kürzer, weil man gezielt antworten kann. Außerdem haben Sie in Ihrer Situation jedes Recht auf lange Fragetexte. Meine Antworten kann ich nicht gut belegen mit wissenschaftlicher Literatur, weil Ihre Situation sehr speziell ist. Ich werde also gezwungen sein, sie "aus dem Bauch heraus", d.h. vor dem Hintergrund meiner nunmehr 40jährigen Erfahrung mit solchen Situationen zu beantworten. 1. Möglich, aber unwahrscheinlich. 2. Das ist gut möglich und hoffentlich ist das so, weil Sie dann eine antibiotische Behandlungsoption bei frühem erkennen dieser Komplikation haben. 3. Harnwegsinfektionen (Blasenentzündung) sind nicht selten Vorläufer von Fruchtblaseninfektionen. Aber lag eine solche denn bei Ihnen vor? 4. Eher nicht. 5. Diesen Befund würde ich nicht überschätzen. Ich glaube nicht, dass hauptsächlich die Lig. rotunda eine Rolle gespielt haben. 6. Letztlich kann keiner seine Hand für diese Aussage ins Feuer legen. Aber sie gefällt mir und ich halte das für durchaus möglich. 6. Nein. Ich denke nicht, dass sich daraus verlässliche Entscheidungskriterien für eine neue Schwangerschaft oder sogar eine Indikation für eine Operation ergeben.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 24.05.2018



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