Einschätzung der Gewichtsentwicklung

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Frage an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Einschätzung der Gewichtsentwicklung

Sehr geehrter Herr Prof. Jorch, unsere Tochter wurde am 6.11.02 aufgrund chronischer Plazentainsuffizienz und daraus resultierender Retardierung in 34+2 SSW per Sectio geholt. Sie hatte damals ein Gewicht von 1270 g, 37 cm Länge und einen KU von 27,5 cm (entsprach wohl der 28./29. SSW). Nach sieben Wochen wurde sie mit einem Gewicht von 2.400 g entlassen. Im Januar waren wir noch einmal wegen Abklärung Reflux-Diagnose für 1 ½ Wochen in der Kinderklinik. Ein erster Verdacht auf Stoffwechselerkrankung (Lactat, Fettstoffwechsel) hat sich nicht bestätigt und auch sonst scheint sie kerngesund. Krabbeln konnte sie mit korrigierten 6 Monaten, mit 6 ½ Monaten fing sie an, sich überall hochzuziehen, mit 7 Monaten konnte sie frei sitzen.. In Bezug auf Größe und Kopfumfang hat sie kontinuierlich (wenn auch immer unterhalb der der untersten Perzentilen) zugelegt. Vom Größe-Gewicht-Verhältnis lag sie die ersten Monate immer im mittleren Perzentilenbereich. Nun macht uns allerdings die Gewichtsentwicklung Sorge. Bei der U5 war sie bereits von der Mittelperzentile auf die unterste Perzentile abgerutscht (62 cm, 5.300 g). Mit der Ernährung gab es allerdings schon immer Probleme: Im fünften Monat fing sie an, periodisch das Essen zu verweigern, mal klappte es besser, mal schlechter, aber sie nahm kontinuierlich zu. Nun hängen wir seit vier Wochen bei 5.900 (Abnahme von 200 g während der Hitzeperiode) „fest“. Länge und Kopfumfang haben zugelegt (jetzt bei korrigierten 7 ½ Monaten 68 cm und 42,5 cm); damit ist sie, wenn ich die Perzentilen richtig deute, mittlerweile im Mittelbereich angelangt. Wir sind aber vom Gewicht her so richtig aus den Perzentilen herausgefallen (jetzt 5.900 g). Uns scheint, dass Elisa sehr lustlos isst. Sie zeigt nie Hunger an, isst aber zu den Zeiten, wenn wir ihr etwas anbieten. Mal mehr mit etwas besserem Appetit, mal mit weniger und mit viel Verweigerung. Vorlieben konnten wir bislang nicht herausfinden; mal ist es das Mittaggläschen, mal der Milchbrei, den sie vehement verweigert. Sie isst nie übermäßig, aber auch nicht viel zu wenig: morgens ca. 150 g Milchbrei, mittags 190 g Gläschen, nachmittags 150 g Milchbrei, abends 150 g Obst/Getreibebrei, später Abend ca. 170 ml 2er Milch. Sie trinkt noch ca. 200 ml Tee und hat zwei bis drei Mal am Tag Stuhlgang (allerdings sehr fest, so dass manchmal nur ein paar Krumpeln in der Windel landen). Reichen die Kalorien für ihren Aktivitätslevel nicht mehr aus? Mehr als anbieten können wir ihr die Nahrung nicht und mit Zwang funktioniert gar nichts! Sie schläft auch recht schlecht (nachts max. 9 Stunden, aber sehr unruhig mit mehrmaligen Wachwerden und Weinen (sie "schnorchelt" dann ganz trocken), manchmal vormittags oder spätnachmittags eine Stunde, mittags zwei Stunden, aber nur wenn man sich dazulegt, sonst ist sie bereits nach einer halben Stunde wieder hellwach. Sie war, bis auf einige Erkältungen und einen fiebrigen Infekt, bislang nicht krank. Mir ist aufgefallen, dass sie vermehr am Kopf schwitzt beim Trinken oder beim Schlafen (Hitze??)Meine Anmerkungen bzgl. der „Ernährungsprobleme“ wurden von Seiten Kinderarzt und SPZ bislang nicht aufgenommen, da man keinen Handlungsbedarf sah. Nun, da wir kontinuierlich aus der Gewichtsperzentile abrutschen, habe ich ehrlich gesagt große Angst, dass doch etwas nicht Okay ist und wir wieder für Wochen wegen Untergewicht im Krankenhaus zu landen. Müssen wir uns Sorgen machen? Am Dienstag haben wir den nächsten Termin im SPZ. Vielleicht haben Sie aus Ihrer langjährigen Erfahrung einen Tipp für uns, was wir (diagnostisch) abklären lassen sollten/könnten? Oder erachten Sie die Gewichtsentwicklung als momentan weniger kritisch? Deutet die schlechte Gewichtszunahme (sie hat nie die entsprechenden "gewünschten" wöchentlichen Gewichtszunahmen erreicht, geschweige denn, ihr Defizit aus der Unterversorung aufgeholt)Ihrer Erfahrung nach doch auf ein weitergehendes Problem hin? Vielen Dank für Ihre Bemühungen und entschuldigen Sie bitte, dass ich so ausführlich geworden bin! Mit bestem Gruß Silke Hoffmeister

Mitglied inaktiv - 30.07.2003, 17:55



Antwort auf: Einschätzung der Gewichtsentwicklung

Akute Gefahr besteht sicherlich nicht, gemessen an den Startbedingungen können Sie nachwievor hochzufrieden sein. Trotzdem ist es sonderbar, dass die die kontinuierliche Zunahme jetz gebremst ist. Wenn dieses erst 2 Wochen dauert, könne Sie sicher einfach abwarten. Es könnte einfach an der Hitze liegen. Ansonsten könnte Sie mehr Kalorien über Getränke hineinmogeln (z.B. Milch). Manche Säuglinge gelangen nach einer längeren Phase guter Gewichtszunahme in einen Eisenmangel, der dann den Appetit hemmt. Diesen kann man durch Blutuntersuchung leicht diagnostizieren und durch Eisentropfen oder Fleischgläschen behandeln.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 03.08.2003



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