Besteht aus Ihrer Sicht ein höheres SIDS-Risiko in Bezug auf Impfungen?

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Frage an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Besteht aus Ihrer Sicht ein höheres SIDS-Risiko in Bezug auf Impfungen?

Sehr geehrter Herr Prof. Jorch, wir haben einen 2 Monate alten Sohn. Dieser wurde in der LFK Magdeburg zum Termin per Kaiserschnitt geboren und demnächst stehen laut Plan die ersten Impfungen an. Wir beabsichtigen grundsätzlich unseren Sohn impfen zu lassen. Allerdings sind wir sehr unsicher, was den richtigen Zeitpunkt angeht. Unsere Hebamme ist strikt gegen Impfungen und hat uns entsprechende Argumente, u.a. den Zusammenhang zum SIDS und weiteren Impfschäden, aufgeführt. Unsere Kinderärztin indes möchte von uns eine entsprechende Unterschrift, wenn wir nicht gemäß STIKO impfen lassen. Andererseits möchte sie uns aber keine Garantie dafür geben, dass durch die Impfung keine Schäden entstehen. Eine richtige Aufklärung fand leider nicht statt, es wurden uns nur Informationsbroschüren mitgegeben. Wir haben uns bereits im Internet „informiert“ und sind bislang meist nur auf ziemlich extreme Positionen von Impfbefürwortern und -Gegnern gestoßen. Wir benötigen aber eine fundierte fachmännische Aussage zu diesem Thema. Unter anderem wurde angeführt: In Deutschland werden die Erstimpfungen normalerweise im 3. Lebensmonat vorgenommen, gleichzeitig ist dies die Zeit, in welcher in Deutschland SIDS am Häufigsten auftritt. In der Schweiz und in den USA kommt SIDS im 2. Lebensmonat am Häufigsten vor, weil ein Monat früher geimpft wird. In Japan hatte man dieses Problem erkannt und man hat für einen längeren Zeitraum die Erstimpfungen auf das 2. Lebensjahr verschoben, mit dem Ergebnis, dass die SIDS-Rate rapide sank. Uns ist bekannt, dass der Zeitpunkt der ersten Impfungen (ab 3 Monate) und SIDS (Gipfel im 3. und 4. Monat) zusammentreffen. Immer wieder sind wir auf Beiträge von Ärzten und Experten gestoßen, die über ungeklärte Todesfälle von Säuglingen nach Mehrfachimpfungen berichteten und diese in Zusammenhang brachten. Zum Thema Pertussis haben wir die Information erhalten, dass Keuchhusten bei Säuglingen zum Atemstillstand führen kann, welches entwicklungsbedingt ist. Dieses kann aber nur im Alter von 0 bis 3 Monaten auftreten, da zu diesem Zeitpunkt der Kehlkopfdeckel noch nicht voll entwickelt ist. Die Impfung wird aber ab dem dritten Monat empfohlen, was für das Risiko des Atemstillstandes ja zu spät ist. Selbst in der Deutschen Hebammenzeitschrift wird dieses Thema kontrovers diskutiert. Selbstverständlich ist es für die Pharmaindustrie ein lukratives Geschäft. Andererseits veröffentlichte die Kassenärztliche Bundesvereinigung Nordrhein in einem Beitrag, dass Mediziner von der Universität Magdeburg bei einer umfangreichen Analyse von gut 300 Kindstodesfällen vor kurzem festgestellt haben sollen, dass die an SIDS verstorbenen Babys seltener und später geimpft worden waren als üblich. Wir benötigen eine fachlich unvoreingenommene Beratung zu diesem Thema. Wir bitten Sie daher als kinderärztlicher Studienleiter einer deutschlandweiten SIDS-Studie und als Vater um Ihre Einschätzung, ob Sie uns einen späteren Impfzeitpunkt empfehlen würden oder diesem eher skeptisch gegenüberstehen. Des Weiteren bitten wir Sie um Ihre Einschätzung zum Thema Impfen mit einzelnen Impfstoffen oder niedrigeren Kombinationen wie der Dreifach- oder Fünffachimpfung und welche Impfstoffe Sie als unbedingt erforderlich erachten. Besteht aus Ihrer Sicht ein höheres SIDS-Risiko in Bezug auf Impfungen? Auf was sollten wir unbedingt in Bezug auf den Gesundheitszustand unseres Sohnes vor und nach einer Impfung achten?Sollten unsere Fragen nur in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen oder einem Kinderarzt der Uniklinik Magdeburg zu klären sein, bitten wir um eine entsprechende Mitteilung. Vielen Dank! Vicky167

von Vicky167 am 16.10.2013, 10:26



Antwort auf: Besteht aus Ihrer Sicht ein höheres SIDS-Risiko in Bezug auf Impfungen?

Sie haben fast alle wesentlichen Gesichtspunkte, die derzeit "auf dem Markt sind" zusammengetragen. Wahrscheinlich ist es für beide Seiten einfacher, wenn wir uns darüber unterhalten. Wenn sie mich morgen vormittag unter 6724001 anrufen, können wir gleich am MO einen Termin machen. Nur soviel, schon weil die gesamte Forumsgemeinschaft an den Antworten teilhaben soll: 1.) Der Hauptgrund für eine frühe Impfung ist der Schutz gegen Keuchhusten/Pertussis. Allein in Sachsen-Anhalt wurden bis zur 40. Kalenderwoche dieses Jahres 522 Pertussisfälle gemeldet. Bei der anzunehmenden Dunkelziffer sind es in Wirklichkeit tausende und zwar hauptsächlich Erwachsene mit alltäglichen Symptomen wie Husten oder Kurzatmigkeit. Schon der nächste Erwachsene, der sich Ihrem Kind zuwendet, kann es infizieren, da Pertussis zu den wenigen Erkrankungen ohne mütetrlichen Nestschutz gehört. Das erste Erkrankungssymptom bei jungen Säuglingen sind nicht Hustenanfälle, sondern einfach lautlose Atemstillstände - habe ich selbst erlebt. 2.) SIDS ist bei geimpften Säuglingen eindeutig seltener als bei nicht geimpften. Es gibt keine in Deutschland, der in den letzten 25 Jahren soviele Säuglinge in Studien mit dieser Fragestellung eingeschlossen hat wie ich. 3.) Ja, Impfungen sind nicht einfach nur harmlos, sondern sie verursachen bei einem Teil der Kinder in den ersten 1-3 Tagen nach der Impfung Unpäßlichkeit, Schlafunruhe, Temperaturerhöhung, Schmerzen an der Einstichstelle etc. Deswegen sollte man auch einen Impftermin wählen, an dem man sich in den Tagen danach besonders sorgfältig seinem Kind widmen kann. Diese Symptome sind aber viel viel, leichter und ungefährlicher als die jeweiligen Krankheiten selbst: Keuchusten dauert 9 Wochen! Ihre Hebamme kann sich ihre Meinung nur deshalb leisten, weil die meisten Eltern früh impfen lassen und sie solche Krankheiten nicht mehr erlebt hat. 4.) Ja, bei meinen 9 Kindern aus 30 Jahren habe ich den Erstimpftermin nicht verzögert. 5.) Einzelfestlegungen im aktuellen gültigen Impfplan sind durchaus diskussionswürdig: - Ist Windpockenimpfung wirklich nötig? - Reicht es nicht, die Sechsfachimpfung und die Pneumokokkenimpfung im ersten Lebensjahr 2mal statt 3mal durchzuführen? - Muß die Hepatitis B Impfung wirklich schon im Säuglingsalter sein? Das sind aber eigentlich Randaspekte, die so oder so diskutiert werden können und für Ihre Grundsatzentscheiodung nicht relevant sind. 6.) Pharmaindustrie verdient Geld. Das hoffe ich sehr, weil mit Steuern von Unternehmen z.B. mein Beamtengehalt bezahlt wird. Das Impfgeschäft ist aber derzeit schwierig geworden. Meine Sorge ist eher, dass sich die Pharmaindustrie da irgendwann herauszieht, wiel sie kein Geld mehr verdienen kann (absinkende Kinderzahl, Kritik, Haftungsrisiko).

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 17.10.2013



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