Hallo,
ich bin schwanger (26.SSW) und soll mich wegen verkürztem Gebärmutterhals derzeit schonen, aber die Ärztin hat mir Mut gemacht, dass er sich auch gut wieder verlängern kann. Jetzt wollte ich trotzdem mal fragen, weil ich darüber nachgrübele, wenn mein Baby doch kommen würde, bis zu welcher Woche ist das Risiko für Langzeitschäden erhöht oder andersrum, ab welcher Woche ist das Risiko für Langzeitschäden kleiner? Und ab welcher Woche wäre mein Baby kein Frühchen mehr? Wann müssten wir nicht auf die Intensivstation? Eigentlich will ich aber positiv denken, mein Kleiner muss einfach noch etwas aushalten.
Danke für Ihre Antwort aber trotzdem!
von
Barbarina3
am 07.08.2020, 14:23
Antwort auf:
Ab wann ist das Risiko für Langzeitschäden kleiner?
Hallo,
es ist richtig, was Ihre Ärztin Ihnen geraten hat: haben Sie Mut, Zuversicht und grübeln Sie nicht so viel.
Ich fange mal anders herum an:
Ein Neugeborenes darf sich nennen, wer die 37/0 SSW erreicht hat. Alle Kinder darunter, also bis 36/6, werden Frühgeborene genannt.
In Deutschland werden circa 0,6 % aller Kinder mit einem Gestationsalter unter 28 Schwangerschaftswochen geboren. Diese Kinder sind extrem unreife Frühgeborene. Heutzutage überleben etwa 80 % dieser Kinder.
Sie haben ein hohes Risiko für Entwicklungsstörungen wie z.B. die Zerebralparese, Intelligenzminderung, Sprachentwicklungsstörungen, motorische Defizite und Verhaltensauffälligkeiten . Fast drei Viertel dieser Kinder erhalten noch Therapien und Fördermaßnahmen im Alter von 5 Jahren.
Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von 1000-1500 g oder von 28-30 SSW zeigen in ca. 10-25% behandlungsbedürftige Entwicklungsstörungen.
Sehr kleine Frühgeborene unter 1000 g Geburtsgewicht oder unter 28 Schwangerschaftswochen zeigen diese Entwicklungsstörungen in ca. 20-30%.
Frühgeborene über 1500g Geburtsgewicht oder über 30-32 SSW haben, wenn keine weiteren Komplikationen nach der Geburt eintreten, sehr gute Chancen, sich völlig körperlich und geistig normal zu entwickeln.
Die Grenzen sind hierbei oft fließend, wie erkennbar.
Eine absolute Sicherheit, dass ab der Schwangerschaftswoche XY nichts mehr passieren kann, gibt es nicht. Man kann formulieren, dass ab der vollendeten 32.SSW und einem Geburtsgewicht über 1500g ein geringes Risiko für Langzeitfolgen besteht.
Die Prognose ist jedoch dem Einzelfall anzupassen. Denn jede Frühgeburt hat ihren eigenen Grund.
Ob Ihr Kind, wenn es als Frühgeborenes zur Welt kommt, auf eine Intensivstation muss, hängt nicht nur von der Schwangerschaftswoche ab. Auch Gewicht, Sauerstoffbedarf und damit Atemhilfe/Beatmung, Medikamente u.ä. spielen eine Rolle.
Bleiben Sie optimistisch und grübeln Sie nicht mehr.
ich wünsche Ihnen eine glückliche und vollendete Schwangerschaft!
Louise-Caroline Büttner
von
Fachärztin Louise-Caroline Büttner
am 08.08.2020