35+1: Unterschiedliche Frauenarztaussagen über Ablauf

PD Dr. med. Axel Hübler Frage an PD Dr. med. Axel Hübler Kinderarzt und Neonatologe

Frage: 35+1: Unterschiedliche Frauenarztaussagen über Ablauf

Hallo! Meine Frau befindet sich derzeit in der SSW 35+1. Da die letzte Geburt erst vor Kurzem (Anf. Dez. 2001) war und Ihr Gewebe noch sehr schwach ist, wurde ihr ein Pesar (Ring) eingesetzt. Heute ist Ihr dieser Ring mit Blutausflus von alleine herausgeflogen. Anschließend wurde sofort der Notdienstärztliche Frauenarzt besucht, welcher meine Frau sofort in Krankenhaus eingewiesen hat, da der Muttermund fingerbreit offen war. Der Hals beträgt noch ca. 2 cm. Leider wurden hier unserer Meinung nach unterschiedliche Aussagen getroffen, welche uns nun verwirren: 1.) Notdienst: Liegen, kaum bewegen, nichts heben, denn Bakterien können durch den offenen Muttermund ein Blasensprung und somit eine Frühgeburt verursachen. Es wird gerechnet, daß spätestens in den nächsten 2 - 3 Wochen eine Frühgeburt stattfinden wird, also mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vor dem erwartetem Termin Anfang Februar. Es sei also nur eine Frage der Zeit, bis die Bakterien "zuschlagen". Er hoffe daher, das wir noch ein bischen voranschreiten, so ca. 1,5 bis 2 Wochen würden schon sehr gut sein. 2.) Krankhaus: Es wird sowieso kommen wie es auch wird, also ganz normal laufen, bewegen und eine Entlassung würde vermutlich morgen schon stattfinden. Nur vorsorglich würden die Wehen verfolgt, welche heute nicht auf dem CTG zu sehen waren, aber meine Frau durch Rückenbeschwerden und Ziehen in der Leiste trotzdem bestätigt hat. Einen Abstrich sowie Blutentnahme kam erst nach meinem "rumhämmern" auf den Aussagen des Notdienstes bzgl. der Bakterien zustande. Es könne zwar zur Frühgeburt kommen aber auch der Normaltermin wäre natürlich möglich. Errechnetes Gewicht bei SSW 35+1: ca. 2.500 bis 2.800 g, also auch nichts Genaues, was vielleicht eher sekundär wäre. Unserer Meinung nach eine rein diplomatische Antwort mit beiden offenen Möglichkeiten, welche nicht sonderlich weiterhilft. Nun meine Frage: a) Wer hat Erfahrung mit solchen Problemen und kennt statistische Zahlen über Geburtstermine nach Feststellung von gewissen Fakten/Problemen (Bsp. offener Muttermund, Blasensprung, etc.) evtl. mit Link. Mit welchem Termin ab jetzt müsste man realistisch rechnen? b) Was wären evtl. Folgen und Risiken und was müßte man in diesem Stadium beachten. c.) Erschwerend käme möglicherweise hinzu, daß das Kind derzeit mit dem Rücken links (Steisslage) geboren würde, welche lt. Arzt "festsitzt" und durch Gymnastik der "Indischen Brücke" wohl kaum noch von alleine drehen wird. Als Mann sitzt man eher im Hintergrund und lässt alles auf sich zukommen bzw. überlässt alles sowieso den Ärzten. Trotzdem würde ich gerne meiner Frau jetzt im Krankenhaus etwas mehr beistehen als "normal" und ihr vielleicht die eine oder andere zusätzliche Information zur "Beruhigung" mitgeben. Daher danke ich jedem schon im Voraus für die Hilfe und Antworten. Viele Grüße Paul

Mitglied inaktiv - 27.12.2002, 02:23



Antwort auf: 35+1: Unterschiedliche Frauenarztaussagen über Ablauf

NAch der 36SSW und über 2500gr zählt es nicht mehr als Frühchen. Also würde ich mir auch keine großen Sorgen machen. Babys die ab der 36 SSW zur Welt kommen ,müßen meist nicht mehr in die Kinderklinik. Wollte ich euch nur schnell mitteilen

Mitglied inaktiv - 27.12.2002, 09:12



Antwort auf: 35+1: Unterschiedliche Frauenarztaussagen über Ablauf

Hallo Paul, es ist sicher schwierig für Euch in dieser Situation mit verschiedenen Aussagen seitens der Mediziner zurecht zu kommen. Es ist jedoch so, dass jeder Arzt aufgrund seiner Erfahrungen und Erlebnisse im Beruf eine manchmal sehr stark, manchmal auch nur gering abweichende Meinung bezüglich einer bestimmten Diagnose hat. Auch haben verschiedene Krankenhäuser verschiedene Regelungen bezüglich der Behandlung. Daher kommen so verschiedene Aussagen zustande. Folgendes kann ich Euch aus meiner Erfahrung als Frühchenmama sagen: In der 36. SSW (also 35 + x Tage) sind die Babies normalerweise organisch fertig entwickelt und die Lungen sind reif. Unser Sohn konnte trotz einer Entwicklungsverzögerung von 5-6 Wochen und einem daraus resultierenden, niedrigen Geburtsgewicht von nur 1390 g bei SSW 35+0 selbstständig atmen. Er brauchte nur kurze Zeit eine Nasensonde zur Nahrungsaufnahme (was aber am niedrigen Gewicht lag, nicht an der SSW, da er nicht die Kraft hatte, seine benötigte Milchmenge gleich selbst zu trinken) und konnte innerhalb kurzer Zeit auch die Temperatur gut halten. Natürlich kann man keine Pauschalaussage machen (das hat auch mich während meines Krankenhausaufenthaltes vor der Geburt sehr geänstigt), denn jedes Kind ist anders und erst nach der Geburt weiss man genau, wie leicht oder wie schwierig es werden wird. Aber bei einem geschätzten Gewicht von ca. 2500 bis 2800 g und der fortgeschrittenen SSW ist wohl die Prognose gut! Zu Deinem Einwand, dass die Gewichtsaussage nicht eindeutig ist: Alle Gewichtsaussagen vor der Geburt sind Schätzungen aufgrund der Messwerte aus dem Ultraschall. Der Computer wirft aufgrund der Messergebnisse bei Oberschenkelknochen, Brustkorbumfang, etc. einen geschätzten Gewichtswert aus. Dieser kann durch verschieden angesetzte Messpunkten im Ultraschall um einige hundert Gramm nach unten oder nach oben variieren. Ob es sich um ein Frühchen handelt, entscheidet letzlich der Arzt, der nach Reifezeichen geht und nach dem Allgemeinzustand des Babies. Richtwerte sind aber ein Gewicht von unter 2500 g, eine Geburt vor SSW 37+0 (dies wurde mir von der BEK damals so genannt, ich habe hier im Forum aber schon verschiedene Aussagen dazu gehört) oder ein erhöhter Pflegeaufwand. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesen Ausführungen ein bisschen weiterhelfen. Zum Schluss noch ein kleiner Mutmacher: Unser Sohn, der wie oben angesprochen, bei SSW 35+0 mit 1390 g geboren wurde, hat sich sehr gut entwickelt, er konnte vor dem 1. Geburtstag (nicht korrigiert) bereits frei laufen und jetzt, mit 3 Jahren, kann man höchstens noch durch die zierliche Statur auf ein Frühchen zurückschliessen. Ich wünsche Euch viel Glück und alles Gute! Mag es Euer Zwerg noch ein wenig bei der Mama aushalten. Gruss Anke

Mitglied inaktiv - 27.12.2002, 15:55



Antwort auf: 35+1: Unterschiedliche Frauenarztaussagen über Ablauf

Prof. Jorch hat mich gebeten, Ihre Fragen zu beantworten. Eigentlich ist aber schon alles gesagt: Ab 37 (=36/7)Schwangerschaftswochen ist ein Kind reif, also kein Frühgeborenes mehr und da dieses Schw.schaftsalter fast erreicht ist, sollten Sie sich keine Sorgen machen. Wenn Wehen im CTG nicht nachgewiesen werden können, scheint die Geburt noch auf sich warten zu lassen. Aber das kann sich von heute auf morgen ändern. Die Wirkung von Bakterien sollte in diesem Schw.schaftsalter nicht überbewertet werden. Wenn keine massive Scheidenentzündung vorliegt, können sie dem Kind eigentlich nichts anhaben, weil immer Bakterien in der Scheide sind und ein reifes Kind damit fertig wird. Ihre Frau sollte sich aber über die Geburtsmöglichkeiten bei Beckenendlage aufklären lassen

Mitglied inaktiv - 30.12.2002, 15:46