Frage: Unkonzentriert im Unterricht

Hallo Frau Windisch, mein Sohn ist 7 Jahre und sehr aktiv. Er tobt, hüpft und rennt sehr oft. Im Unterricht langweilt er sich manchmal. Die Lehrerin sagte mir, er bräuchte eine Ergotherapie?! Mein Sohn ist sehr konzentriert, wenn er interessiert an etwas ist, malt oder bastelt. Das kann er auch sehr lange, ohne quängelig zu werden. Seine schwäche ist nicht die Konzentration. Wenn er sich langweilt, hat er bewegungsdrang. Wie ist da eine Ergotherapie eine Hilfe? Wäre das tatsächlich eine Hilfe für ihn? Ich habe nicht das Gefühl, dass das eine richtige Therapie für ihn ist. Wie weiss ich, ob mein Sohn eine bestimmte Therapie braucht? Und wie erfahre ich, ob er Fortschritte macht? Mit freundlichen Grüßen Cicibebe

von Cicibebe am 07.01.2020, 23:42



Antwort auf: Unkonzentriert im Unterricht

Hallo, zunächst einmal ist eine Ergotherapie oder Therapie nicht negativ aufzufassen, es geht ja darum ihrem Kind die Teilnahme am Unterricht und das viele lange Sitzen und konzentrieren zu erleichtern. Das gelingt in der Ergotherapie durch Erlernen von Regulationsstrategien und Erregungsgrad einschätzen (z.B.Alertprogramm und andere). Zudem sollte hier auch eine Elternberatung für Hausaufgaben-Situationen zu Hause und/oder Absprache mit der Lehrerin durchgeführt werden,was dem Kind hilft,um die Bewegungsunruhe abzumildern. In der Freizeit sollte darauf geachtet werden einen Ausgleich durch Sport und viel Bewegung im Freien zu schaffen. Auch sollte der Zuckerkonsum reduziert werden (v.a.für den Pausensnack und Frühstück), denn Zucker unterstützt eine Bewegungsunruhe. Vielleicht gibt es die Möglichkeit des dynamischen Sitzens und v.a. auf ergonomisches Sitzen in der Schule zu achten (Keilkissen,Luftkissen,Pezziball auch für zuHause möglich) und kleine Bewegungspausen einzuführen. Für eine Ergotherapie-Verordnung sprechen Sie den Kinderarzt an und schildern die Beobachtungen der Lehrerin. Selbst bei ADHS-Kindern (ohne das ihr Kind ein ADHS haben muss) ist es oft der Fall,dass sie sich bei Interessengebieten gut konzentrieren können, die Schwierigkeit bestehht aber eben bei den anderen Gebieten. Die Überprüfbarkeit der Therapieerfolge kann z.B.mittels des COPM-Fragebogens geschehen, hier werden Therapieziele festgelegt, indem Alltagsbereiche eingeschätzt werden, in denen Handlungsbedarf besteht und diese dann nach einigen Therapieeinheiten erneut eingeschätzt, um eine Verbesserung ersichtlich zu machen. Auch der COSA-Fragebogen für Kinder kann zusätzlich eingesetzt werden, um die vom Kind aus eingeschätzten Situationen transparent zu machen. Die fokussierten Alltagsbereiche werden mit Zahlen beurteilt, die dann Vergleichswerte bei einer erneuten Einschätzung liefern. Ergotherapie hinterlässt manchmal den Eindruck bei den Eltern, keine "richtige Therapie" zu sein, da es für die Kinder nötig ist, die Therapieelemente als Spiel oder Basteln zu verpacken, damit sie motiviert mitarbeiten und es eben auch kindgerecht ist. Natürlich sollten die Therapieinhalte den Eltern erklärt werden und auch ein Alltagsbezug und eine Beratung für die Umsetzung zuHause und in der Schule stattfinden, um die Therapie effektiv zu machen. Fragen Sie hier bei ihrer Ergotherapeutin gezielt nach. Alles Gute

von Kristin Windisch am 08.01.2020