Frage: Sensorische Integration

Liebe Frau Windisch, unsere Tochter, 16 Monate, war ein sog. “Schreibaby“, wurde immer sehr viel getragen von uns und wird es teils immer noch. Sie ist immer noch seeehr empfindlich in vielerlei Hinsicht und schreit sehr schnell sehr laut los, wenn ihr etwas nicht passt, wo andere Kinder wohl höchstens quengeln würden - wenn sie Hunger hat, müde ist, oder z.B. auch, wenn gleichaltrige Kinder sie anfassen. Sie hat einen Zwillingsbruder, der etwas mehr darf als andere Kinder, aber je nach Tagesform brüllt sie manchmal auch bei ihm los, wenn er sie berührt. Bei älteren Kindern und Erwachsenen ist sie ein kleines bisschen toleranter. Aber auf den Arm nehmen lässt sie sich auch nur von mir, seit einiger Zeit von meinem Mann und von meinen Eltern, wenn ich nicht dabei bin. Könnte eine sensorische Integration beim Ergotherapeuten ihr Ihrer Auffassung nach helfen, da sie ja so extrem empfindlich auf Berührungen reagiert? Und falls ja, ab welchem Alter? Jetzt schon möglich? Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung!

von Chihiro am 08.03.2018, 22:49



Antwort auf: Sensorische Integration

Hallo, erstmal Gratulation dass Sie die Schreibaby-Zeit überstanden haben-und das auch noch mit Zwillingen, du meine Güte, das war sicher enorm anstrengend. Es könnte laut ihrer Beschreibung sein, dass ihr Kind eine taktile Überempfindlichkeit hat, diese Kinder reagieren sehr empfindlich auf Berührungen und alles, was über die Haut erspürt werden kann (u.a. auch Textilien). Dafür wäre eine erfahrene S.I.-Therapeutin zu empfehlen, die auch mit Kindern in diesem Altersbereich gearbeitet hat. Die Verordnung dafür müsste der Kinderarzt ausstellen, leider reagieren viele Ärzte bei Kindern erstmal mit abwarten, dabei ist es sinnvoll jetzt schon therapeutisch wirksam zu werden, da in diesem Alter die neuronale Plastizität und das schnelle Lernen noch enorm sind und der Leidensdruck des Kindes auch schnell verringert werden. Es kann sein, dass auf Überforderung im taktilen Bereich auch mit Agression reagiert wird und dem wäre vorzubeugen. Erklären Sie dem Arzt die Einschränkungen im Alltagsgeschehen. Das Laufen wäre von der Entwicklung her schon dran. Läuft der Zwillingsbruder auch noch nicht? Alles Gute

von Kristin Windisch am 09.03.2018



Antwort auf: Sensorische Integration

Nachtrag, falls es evtl. relevant ist: Sie hat mit 5 Monaten angefangen zu robben, mit 9 Monaten zu krabbeln und sich hochzuziehen und an Möbeln entlangzulaufen, macht aber jetzt, mit 16 Monaten, immer noch keine Anstalten zu laufen - das wird sicher auch noch lange dauern.

von Chihiro am 08.03.2018, 22:51



Antwort auf: Sensorische Integration

Liebe Frau Windisch, herzlichen Dank für Ihre Antwort. Ja, beide Kinder laufen noch nicht. Unser Sohn steht allerdings seit zwei Monaten frei, stellt sich auch von alleine hin, aber traut sich wohl noch nicht, die ersten Schritte frei zu machen. Beide Kinder sind auch recht ängstlich veranlagt. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es bis zu 18 Monate noch im Rahmen ist, wenn die Kinder noch nicht laufen? Sie kamen dazu auch noch 3 Wochen vor ET zur Welt. In der Tat sagte unser Kinderarzt, dass es noch viel zu früh für eine Ergotherapie sei. Ich habe aber auch den Eindruck, dass er sich nicht richtig mit dem Thema auskennt. Wir waren damals mit unserer Tochter in einer Schreiambulanz in einem SPZ - könnte man auch darüber eine Überweisung zum Ergotherapeuten bekommen? Im SPZ arbeiten wohl auch einige Ergotherapeuten. Vielen Dank und liebe Grüße!

von Chihiro am 10.03.2018, 10:25



Antwort auf: Sensorische Integration

Und was meinen Sie damit, dass es sein kann, dass “auf Überforderung im taktilen Bereich auch mit Agression reagiert wird und dem wäre vorzubeugen“? Wenn ihr Zwillingsbruder ihr zu nahe kommt, versucht sie schon oft, ihn wegzudrücken oder wegzuschubsen - geht das in die Richtung, die Sie meinen? Und was würde passieren, wenn sie die S.I. jetzt noch nicht starten kann? Von unserem Kinderarzt werden wir die Verordnung ganz sicher nicht bekommen. Wenn es über die Schreiambulanz nicht geht, könnten wir höchstens versuchen, den Kinderarzt zu wechseln, aber auch das ist schwierig...

von Chihiro am 10.03.2018, 10:31



Antwort auf: Sensorische Integration

In der Tat hat das Laufen lernen einen breiten Rahmen, 10.-18.LM sind möglich., da sind Sie richtig informiert, das Temperament/Wagemutigkeit spielt da natürlich auch eine Rolle, Sie können hier durch kleine Schritte(1-2) auf Mama/Papa zu / locken dafür ermutigen,wenn es das Gleichgewicht schon hergibt. Ich war über den Abstand zwischen zum stehen hochziehen und jetzt-noch-nicht-laufen etwas erstaunt, ersteres war ja eher zeitig. Natürlich kann übers SPZ eine Ergo-Verordnung geordert werden, dort sind die Ärzte auch meist besser über die Behandlung und den Altersbereich informiert und kennen es, dass Ergotherapie selbst schon bei Säuglingen sinnvoll sein kann, v.a. bei Schreibabys, sensorischer Integration und Motorik-sie wollen ja mit der Ergo noch keine Feinmotorik oder Konzentration schulen... es gibt Kinder, die taktil überempfindlich sind und sich gegen Berührungen/drücken, usw. "wehren", indem sie dann andere Kinder schlagen, das war damit gemeint. Ob das beim Geschwisterkind zutrifft kann ich nicht beurteilen - genausowenig, wie die Entwicklung ohne sensorische Integrationsbehandlung verlaufen würde. Was Sie im Alltag schon beachten können, ist, dass Tiefendruck (propriozeptive Reize) regulierend wirkt-also fester Druck wie zb.bei Massage-und leichte Berührungen weniger toleriert werden, also bspw. mit Igelball Rücken massieren, Sandwhich mit Matten spielen, Raupe-Nimmersatt-läuft über den ganzen Körper (die Eltern fassen ringförmig mit den Händen um die Arme/Beine und drücken die Hände zusammen,kann auch mit leichtem Zug variiert werden/Somationstechnik). Alles Gute

von Kristin Windisch am 10.03.2018